Frankreich-Wahl: Katholiken und Le Pen

6. Mai 2017 in Aktuelles


Umfragen rechnen mit höherer Zustimmung zu Le Pen unter Katholiken als unter religionslosen Wählern.


Paris (kath.net/KAP) Zwei Tage vor der Stichwahl um das Präsidentenamt in Frankreich ist das Wahlverhalten der Katholiken weiterhin unklar. Es handle sich bei ihnen durchaus um eine der wichtigsten verwaisten Wählergruppen, so der Tenor französischer Meinungsforscher. Ins Gewicht fällt dabei, dass zwei Drittel der Katholiken, die zwischen zehn und 15 Prozent der Wahlberechtigten ausmachen, beim ersten Wahlgang für einen Kandidaten gestimmt haben, der nicht in die Stichwahl gekommen ist. Für den Entscheid am Sonntag wird Marine Le Pen vom rechtsextremen "Front National" (FN) hohe Anziehungskraft auf praktizierende Katholiken zugesprochen.

Näheren Aufschluss gibt eine am Donnerstag von "Le Monde" veröffentlichte Umfrage, der zufolge 44 Prozent der praktizierenden Katholiken im ersten Wahlgang den Kandidaten der bürgerlich-konservativen Republikaner, Francois Fillon, gewählt haben - der es jedoch nicht in die Stichwahl am Sonntag schaffte. Bei dieser wollen laut Umfrage 42 Prozent der regelmäßig praktizierenden Katholiken - unter den nur gelegentlich oder nicht praktizierenden sind es sogar 46 Prozent - für Le Pen stimmen. Dieser Wert ist deutlich höher als unter den religionslosen Wählern, von denen nur 34 Prozent Sympathien für die FN-Kandidatin bekundeten.

Angesichts der Unklarheit hält auch die Debatte über das "Schweigen der Bischöfe" an. Anders als 2002, als die katholischen Würdenträger ausdrücklich vor der Wahl des FN gewarnt hatten, verzichteten sie diesmal auf eine klare Stellungnahme. Am Sitz der Bischofskonferenz wird laut "Radio Vatikan" eingeräumt, dass man seit einer Woche "von Vorwürfen überhäuft" werde, was "gewaltsam" sei. Der Konferenzvorsitzende, Erzbischof Georges Pontier, stellte am Donnerstag im Interview erneut klar, dass es "keine katholische Wahlempfehlung" gebe.

Der Bischof von Toulon, Dominique Rey, verteidigte die Haltung der Bischofskonferenz. Die Kirche müsse "bei ihren Leisten bleiben" und dürfe lediglich "an Prinzipien erinnern". Ein Ausscheren von dieser Linie gab es nur bei einzelnen Bischöfe, darunter Pierre d'Ornellas (Rennes) und Christophe Dufour (Aix-en-Provence), die individuell dazu ermahnten, in der Stichwahl an diesem Sonntag nicht Marine Le Pen (FN) die Stimme zu geben.

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