Krautwaschl: Christen sollen Freunde des Lebens sein!

13. Juni 2017 in Österreich


Grazer Bischof warnt vor Doppelmoral, die unterschiedliche Maßstäbe beim Schutz des geborenen und des noch nicht geborenen, des entfalteten und des behinderten Lebens anlegt


Graz (kath.net/KAP) Christen sollen sich als Freunde des Lebens erweisen und beim umfassenden Lebensschutz keine Abstriche machen. Das hat Bischof Wilhelm Krautwaschl am Sonntagnachmittag bei der Messe zum "Tag des Lebens" im Grazer Dom unterstrichen. In der umstrittenen gesellschaftlichen Debatte um den Lebensschutz seien Christen aufgefordert, sich aktiv einzubringen und dabei auch mit Respekt Andersdenkenden zu begegnen. Gleichzeitig gelte es auf eine Doppelmoral aufmerksam zu machen, die unterschiedliche Maßstäbe beim Schutz des geborenen und des noch nicht geborenen, des entfalteten und des behinderten Lebens anlege.

Ausführlich zitierte der Grazer Bischof aus einem "lesenswerten Beitrag" einer österreichischen Tageszeitung zu Beginn dieses Jahres, in dem Gudula Walterskirchen auf die "unterschiedlichen Bewertungsmaßstäbe mitten in einem Europa" aufmerksam gemacht habe, das sich als "Hüterin der Werte des Menschen" verstehe und sich auf vielen Ebenen dafür einsetze. "Geht es jedoch um Abtreibung, ist alle Empathie wie weggeblasen. Es soll keine öffentliche Debatte geben, man will darüber, über das Schicksal der Mütter und der Ungeborenen, nichts wissen", zitierte der Bischof die neue "NÖN/BVZ"-Herausgeberin, die die Tabuisierung von Abtreibung und die daraus resultierenden negativen Folgen für betroffene Frauen kritisierte.

"Wenn Europa wirklich ein Hort des Respekts vor dem Leben und der Verteidigung des Rechts auf Leben sein will, dann sollte es diese Doppelmoral beenden", zitierte der Bischof die Publizistin weiter und sagte: "Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Außer, dass es uns Christen nottut, uns immer und immer wieder selbst an der Nase zu nehmen und es in diese unsere Welt einzubrennen, dass wir Freunde des Lebens sind."

kath.net dokumentiert die Predigt von Bischof Krautwaschl in voller Länge (c): Diözese Graz-Seckau

Seien wir dankbar für die Liebe, die Gott uns, den Menschen in seiner Welt erwiesen hat durch das Kommen seines Sohnes in Menschengestalt. Damit hat er ein- für allemal deutlich gemacht, dass er ein Gott des Lebens ist, der auch für seine Menschen nichts anderes als Leben will - ein Leben in Fülle (vgl. Joh 10,10). Und dies ist tief eingebrannt in die DNA derer, die in der Nachfolge Jesu Christi stehen: Das Leben siegt! Und daher gilt es, sich für das Leben einzusetzen, denn: "Christen sind Freunde des Lebens, Freunde des geborenen und des noch nicht geborenen, des entfalteten und des behinderten, des irdischen und des ewigen Lebens" (1). - Wie sehr wir doch in unserer Gesellschaft all diese Formen versucht sind, auseinander zu halten!
In einem lesenswerten Beitrag einer österreichischen Tageszeitung zu Beginn dieses Jahres hat die schreibende Journalistin auf die unterschiedlichen Bewertungsmaßstäbe mitten in einem Europa aufmerksam gemacht, das sich als Hüterin der Werte des Menschen versteht und daher gegen die Todesstrafe auftritt, den Einsatz gebietet für Benachteiligte und Schwache, sich auflehnt gegen so manches an Massakern an Menschen - sei es durch Krieg oder auch Terror verursacht und tägliche Realität. Auch und gerade in Österreich wird der Schutz des Lebens gerade von Alten und Kranken hochgehalten. "Geht es jedoch um Abtreibung, ist alle Empathie wie weggeblasen. Es soll keine öffentliche Debatte geben, man will darüber, über das Schicksal der Mütter und der Ungeborenen, nichts wissen" schreibt Gudula Walterskirchen. Man leugnet "die körperlichen und seelischen Folgen, die eine Abtreibung nach sich zieht. Man will nicht wissen, wie viele Frauen diese Entscheidung treffen, warum sie es tun, wie es ihnen danach geht. Somit weiß man auch nicht, wie man Frauen und Männern diese Erfahrung ersparen und vermeiden könnte, dass es so weit kommt. Abtreibung soll ein Tabu bleiben, und die Betroffenen müssen in aller Stille selbst und allein damit zurechtkommen", heißt es da weiter, wobei - und das sage ich heute und hier am Vatertag - auch die Rolle der Väter im gesamten Prozess bewusster zu sehen hat. Schließlich beschreibt sie auch noch so manche Aggression, die denen entgegenschlägt, die sich für den Schutz des Lebens einsetzen.
Sie schließt mit dem Appell: "Wenn Europa wirklich ein Hort des Respekts vor dem Leben und der Verteidigung des Rechts auf Leben sein will, dann sollte es diese Doppelmoral beenden." (2) Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Außer, dass es uns Christen nottut, uns immer und immer wieder selbst an der Nase zu nehmen und es in diese unsere Welt einzubrennen, dass wir Freunde des Lebens sind - uns daher auch in entsprechender Weise in die Debatten einbringen, um mit Respekt allen zu begegnen, damit auch jene ihre Lebenswürde erfahren, die anders denken. Gerade deswegen gebührt bei dieser heutigen Feier allen ein Dank gesagt, die sich in unserer Diözese und in verschiedenen Gemeinschaften und Gruppen mit den Fragen des "umfassenden Schutzes des Lebens" auseinandersetzen und sich darin engagieren. Ja: Wir sind herausgefordert, eben nicht nach dem alten Prinzip des "Wie du mir, so ich dir" zu agieren, sondern nach dem gleichsam biblischen Motto "Wie Gott mir, so ich dir" (3). Ob das der Beitrag zum Miteinander desLebens in unserer Heimat ist, ob das der von uns notwendige und erwartete Beitrag zu den zahlreichen geführten oder eben auch nicht geführten Diskursen zum "umfassenden Schutz des Lebens" ist: Wir leben ja daraus: "Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat."

Foto Bischof Krautwaschl


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Foto Bischof Krautwaschl (c) Diözese Graz-Seckau/Christian Jungwirth


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