Kardinalsrat erwägt mehr Mitbestimmung in der Kirchenleitung

15. Juni 2017 in Weltkirche


Papstberater schlagen stärkere Einbeziehung von Laien und Ordensleuten bei Bischofsernennungen sowie mehr Verantwortung für Bischofskonferenzen vor - Papst war bei fast allen K9-Sitzungen selbst anwesend


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Die Reformgruppe um Papst Franziskus ("K9-Gruppe") erwägt Möglichkeiten einer stärkeren Beteiligung des Kirchenvolks bei Bischofsernennungen. Diese Frage war Gegenstand der jüngsten Tagung des Rats der neun Kardinäle, die den Papst bei seiner Kurienreform unterstützen. Demnach denke man darüber nach, stärker als bisher katholische Laien und Ordensleute in die Suche nach Bischofskandidaten einzubeziehen, wie Vatikansprecher Greg Burke zum Abschluss der dreitägigen Sitzung am Mittwoch in Rom sagte.

Auch sei vorgeschlagen worden, bestimmte Zuständigkeiten und Vollmachten von Vatikanbehörden an die Ortsbischöfe oder an Bischofskonferenzen zu übertragen. Solche Überlegungen folgten der von Franziskus gewünschten Linie einer "gesunden Dezentralisierung", so der Sprecher. Demnach könnte beispielsweise auf Ortsebene statt in Rom entschieden werden, ob ein unverheirateter oder verwitweter Ständiger Diakon zur Priesterweihe zugelassen werden kann. Burke räumte ein, es handle sich um eher spezielle Fragen.

Weiter befasste sich das Kardinalsgremium, dem auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx angehört, mit der Missionskongregation sowie mit Verfügungen, die das Amt für interreligiösen Dialog, die Ostkirchenbehörde, die Justizbehörde und die drei vatikanischen Gerichtshöfe betreffen.

Der Finanzbericht des vatikanischen Wirtschaftssekretariats für das erste Quartal 2017 entspreche "mit wenigen Ausnahmen" dem Haushaltsplan, so Vatikansprecher Burke. Der Leiter des Wirschaftssekretariats, Kardinal George Pell, habe dem Gremium aktuelle Schritte bei der Wirtschaftsplanung dargelegt. In Kürze beginne die Erarbeitung des Haushalts für 2018.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt war den Angaben zufolge ein Bericht über die Reform des Mediensektors im Vatikan. Der Präfekt des Kommunikationssekretariats, Prälat Dario Edoardo Vigano, präsentierte einen Bericht über den Stand der Reform der Vatikanmedien, in dem von "positiven Resultaten" die Rede war. Auch die wirtschaftliche Entwicklung im Sektor sei "positiv".

An den Beratungen der Reformgruppe nahm Papst Franziskus laut dem Sprecher bis auf die Sitzung am Mittwochvormittag teil; bei diesem Termin war er durch die Generalaudienz verhindert. Der Bostoner Kardinal Sean O'Malley fehlte aus gesundheitlichen Gründen. Die nächste, 21. Runde des Kardinalsrats soll vom 11. bis 13. September stattfinden. Franziskus kehrt am 11. September von einem fünftägigen Kolumbienbesuch zurück.



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