Regensburger Domspatzen: Zweierlei Maß bei Berichterstattung

24. Juli 2017 in Aktuelles


Italienische Journalistin kritisiert im „Osservatore Romano“: Der Missbrauch bei den Domspatzen sei auf reißerische und tendenziöse Weise durch die Medien gegangen.


Rom-Regensburg (kath.net)
Der „Osservatore Romano“ hat am Samstag scharfe Kritik an der Medienberichterstattung zum Fall der Regensburger Domspatzen geübt. Dies berichtet Radio Vatikan. Der kürzlich veröffentlichte Abschlussbericht zu dem Skandal war in italienischen Medien ein großes Thema. Luccetta Scaraffia hat im „Osservatore Romano“ kritisiert, dass bei der Verbreitung von Nachrichten offensichtlich „mit zweierlei Maߓ gemessen werde. Denn während beispielsweise Praktiken von sexistischen und körperlich wie seelisch verletzenden Initiationsriten in einer römischen Kaserne aus den 1980er Jahren, die vor einigen Tagen bekannt geworden waren, keinerlei öffentliche Empörung oder größeres Medienecho ausgelöst hätten, sei der Missbrauch im Kinderchor der Domspatzen auf reißerische und tendenziöse Weise durch die Medien gegangen. In den Berichten sei teilweise sogar der Eindruck vermittelt worden, dass es sich hier um 547 Fälle von schwerem sexuellen Missbrauch der Chorknaben handle. Verschwiegen wurde auch, dass der Abschlussbericht zur Aufklärung der Fälle von der Diözese selbst in Auftrag gegeben worden war, um „den Gerüchten und Anzeigen zu diesem Skandal auf den Grund zu gehen“.

Die Historikerin und Mitglied des italienischen Komitees für Bioethik betonte, dass keiner daran zweifle, „dass es sich um schändliche und beschämende Taten handelt, die bestraft und vor allem verhindert werden müssten. Doch das Maß an Manipulation durch die Medien und vor allem die verschiedene Auffassung, die die öffentlichen Meinung von derartigen Vorfällen hat, machen betroffen: auf der einen Seite die Toleranz gegenüber dem militärischen Leben und auf der anderen Seite extreme Strenge mit der Institution Kirche.“ Andererseits sei man schon daran gewöhnt, dass die katholische Kirche zur Ursache allen Übels gemacht werde. Als Beispiel führte sie eine Fernsehreportage über ein lesbisches Paar auf, das mit vier Kindern zusammenlebt. Der Vatikan sei schuld daran, so das vereinfachende Fazit der Reportage, dass diese Kinder nicht von beiden Frauen gemeinsam adoptiert werden könnten. Nicht erwähnt worden sei in dem Beitrag die italienische Gesetzgebung, die Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare nicht erlaubt, sowie die kontroverse Diskussion in der italienischen Gesellschaft selbst über das Thema.


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