Die Kirchensteuer ist unzeitgemäß und ungerecht

15. August 2017 in Deutschland


Ulrich Hemel: „Die durch das Kirchensteuersystem mit bedingte Beamtenmentalität in der kirchlichen Verwaltung bremst Kräfte aus, die sich neu mit christlichen Inspirationen aus dem Evangelium auseinandersetzen wollen.“


Berlin (kath.net) Die Kirchensteuer ist unzeitgemäß, ungerecht und macht träge. Sie sollte deshalb abgeschafft werden. Dies meint der Direktor des Instituts für Sozialstrategie, Prof. Ulrich Hemel, in einem Essay in der „Welt am Sonntag“, wie idea berichtet. „Wenn nur noch 55 Prozent der Bevölkerung sich zur katholischen oder evangelisch-lutherischen Kirche bekennen, und wenn ein Drittel von ihnen gar keine Einkommensteuer zahlt, dann wird die Merkwürdigkeit des heutigen Systems sichtbar“, meint Hemel, ein katholische Theologe und Unternehmer. Knapp 40 Prozent der Steuerzahler seien zur Kirchensteuer verpflichtet, 60 Prozent nicht. Von kirchlichen Krankenhäusern, Kindergärten und anderen sozialen Einrichtungen, die unter anderem darüber finanziert würden, profitierten aber alle: „Gerecht ist das nicht.“

Hemel fordert daher einen vorsichten Rückbau, da hohe Kirchensteuermittel die Bereitschaft zu Reformen in den beiden großen Kirchen hemmen. "Die durch das Kirchensteuersystem mit bedingte Beamtenmentalität in der kirchlichen Verwaltung bremst Kräfte aus, die sich neu mit christlichen Inspirationen aus dem Evangelium auseinandersetzen wollen. Wer Besitzstände wahre, könne nicht aufbrechen und wer die Vergangenheit verwalte, gewinne nicht die Zukunft, so der Theologe. Seiner Ansicht nach steht hinter der Debatte um eine mögliche Abschaffung der Kirchensteuer die zentrale Frage, wozu Kirche überhaupt da sei: „Wo liegt der Kern ihrer Botschaft, und was folgt daraus für das Wirken in der Welt?“ Durch eine solche Rückbesinnung könnten die beiden großen Kirchen aber jene spirituelle Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, die sie gegenwärtig nur noch selten hätten: „Denn anders lässt sich eine Anzahl von über dreihunderttausend Menschen, die jährlich aus der katholischen und evangelischen Kirche austreten, kaum erklären.“

Symbolbild: Geld und Kreuz



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