'Maria bat in Fatima, die Welt ihrem unbefleckten Herzen zu weihen'

17. August 2017 in Spirituelles


Erzbischof Burger: „Wir werden als Christen in dieser Zeit nur bestehen, wir werden als Kirche nur dann unseren Auftrag erfüllen können, wenn wir an Christus rückgebunden bleiben“ – Weihe des Erzbistums Freiburg an Maria – Das Weihegebet im Wortlaut


Freiburg (kath.net/pef) kath.net dokumentiert die schriftliche Vorlage der Predigt von Erzbischof Stephan Burger und das Weihegebet an die Gottesmutter am Patrozinium Mariä Himmelfahrt im Münster U. L. Frau zu Freiburg am 15. August 2017 in voller Länge

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
es war der 13. Mai 1917, der eine Reihe von Marienerscheinungen in Fatima eröffnete. Jeweils auch am 13ten der folgenden Monate zeigte sich Maria drei Hirtenkindern. Am 13. Oktober fanden mit den sogenannten Sonnenwundern diese Ereignisse ihren Abschluss.

Heute, 100 Jahre danach, hat die damalige Botschaft nichts von ihrer Aktualität verloren. Gerade das heutige Hochfest verweist uns mit seinen Schrifttexten auf eine grundlegende Botschaft, die mit den Ereignissen von Fatima ihre Bestätigung erfährt.

Maria hatte den damaligen Hirtenkindern und damit den Gläubigen aufgetragen, ein Leben in Gebet, Sühne und Buße zu führen. Die erste Prophezeiung, die den Kindern übermittelt wurde, beinhaltet, dass nach Ende des ersten Weltkrieges ein zweiter folgen wird. In apokalyptischen Bildern sehen die Kinder eine Vision der Hölle. Die zweite Prophezeiung bezieht sich auf die Bekehrung des kommunistischen Russlands. Das sagenumwobene dritte Geheimnis wird erst 83 Jahre später vom Vatikan veröffentlicht werden und wird als Voraussage des Attentats auf Papst Johannes Paul II. interpretiert, das sich am 13. Mai 1981 ereignet hatte.

Das Sonnenwunder am 13. Oktober 1917, das vor mehreren zehntausend Menschen beobachtet werden konnte, sollte als Bekräftigung, als Beglaubigung der Erscheinungen und der Botschaft dienen.

All diese Ereignisse spiegeln sich in der Geheimen Offenbarung des Johannes wider. Die Frau, die am Himmel als großes Zeichen erscheint, ist die Mutter des Messias-Kindes und sie ist zugleich die Verkörperung des Gottesvolkes. Die zwölf Sterne über ihrem Haupt erinnern an die zwölf Stämme Israels, und verweisen uns auf das neue Volk Gottes, die Kirche, die auf dem Fundament der zwölf Apostel gründet.

Die Geburtswehen sind zu verstehen als Leiden des Gottesvolkes im Verlauf seiner Geschichte, vor allem in der Zeit vor dem Ende, bis schließlich „die Herrschaft unseres Gottes“ sichtbar wird.

Mit Blick auf Fatima lassen sich die Aussagen über den Krieg und die Höllenvision im unablässigen Kampf mit dem Bösen, mit den Mächten der Unterwelt deuten. Ein Kampf, der verloren werden kann, wenn man nicht an Christus festhält. Denn der Sieg bleibt Christus vorbehalten, der am Ende der Zeit auf uns zukommen wird, er, die Sonne der Gerechtigkeit, d. h. er ist es, der die göttliche Botschaft selbst beglaubigt.

Und Maria? Ihr unbeflecktes Herz, wie es in der Botschaft von Fatima heißt, wird am Ende triumphieren. Maria, die als Mutter des Erlösers Anteil hat an seiner Herrschaft.

Fatima - und ähnlich auch andere anerkannte Marienwallfahrtsorte, - verweisen uns auf die Botschaft der Heiligen Schrift, verweisen uns stets auf Christus. Maria gibt so den Blick frei auf den, in dessen Dienst sie ihr ganzes Leben gestellt hatte und sie will nichts anderes, als dass wir dies genauso tun.

Im Gebet, gerade im Rosenkranzgebet, zu dem Maria die Kinder anleitet, lädt uns Maria ein, über den Lebensweg und das Erlösungswerk ihres Sohnes nachzudenken, mit ihm eins zu werden. In Buße und Sühne gilt es, unser Leben mit der Sühne und Buße zu vereinen, die Christus für uns auf sich genommen und für uns durchlitten hat.

Die Rede von Sühne und Buße hat jedoch nichts damit zu tun, uns das Leben nur noch schwerer und bedrückender zu machen, uns nicht noch zusätzlich Lasten aufzuerlegen, als ob das Leben an sich nicht schon genügend Lasten, Probleme und Schwierigkeiten für uns bereit hielte. Der Glaube ist uns ja nicht geschenkt, um uns Menschen aufs neue zu versklaven, nein, der Glaube ist uns geschenkt, damit wir mit dem entscheidenden Ziel vor Augen unser Leben gestalten, mit dem Ziel der ewigen Gemeinschaft mit Christus.

Es geht um diese Lebensfreude, um diese Sehnsucht nach Glück, nach Geborgenheit und Liebe, die Antrieb gibt für ein erfülltes Leben aus dem Glauben, und die uns hilft, ebenso das Negative eines irdischen Lebens, die Mühsal, die Beschwernis, das Leiden bis hin zum Tod überwinden und überstehen zu können, ohne daran zerbrechen zu müssen.

Wir sind als eine große Gemeinschaft zu Christus unterwegs. Und in dieser Gemeinschaft der Kirche, stehen wir füreinander ein, tragen wir gegenseitig die Lasten. In der Gemeinschaft mit Christus können wir so mithelfen, die Folgen von Schuld und Sünde auch miteinander aufzuarbeiten. Dafür hat Christus mit seinem Sühnetod am Kreuz die Grundvoraussetzung geschaffen. In diesem Sinne tragen wir unseren Teil bei durch unsere Sühne, Buße und Gebet.

Liebe Schwester, liebe Brüder,

wir werden als Christen in dieser Zeit nur bestehen und unseren Weg gehen können, wir werden als Kirche nur dann unseren Auftrag erfüllen können, wenn wir an Christus rückgebunden bleiben.

Der Kampf mit dem Bösen mag sich heute in der Auseinandersetzung mit dem vielfältigen Terror, den Gewaltexzessen zeigen, mit denen wir uns ständig konfrontiert sehen, auch in der Kriegstreiberei, die sich derzeit wieder ein paar Staaten erlauben. Dieser Kampf zeigt sich überall dort, wo die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, wo menschliches Leben bedroht und vernichtet wird.

Die Kirche ist und bleibt in diesen Kampf auch in der Weise eingebunden, dass ihre Botschaft längst nicht mehr von allen geteilt und angenommen wird. Mitunter wird diese Botschaft auch regelrecht angefeindet und dem Spott ausgesetzt. Und das menschliche Versagen in der Kirche, das da und dort öffentlich zu Tage tritt, untergräbt zusätzlich die Glaubwürdigkeit der Kirche.

Ja, es wird immer schwieriger, dem Evangelium Gehör zu verschaffen, das öffentliche Leben aus dem christlichen Glauben heraus mitzuprägen und zu mitzugestalten.

Unsere jährlichen Austrittzahlen belegen ja, wie sich Menschen der Kirche entfremden und von ihr abwenden und das aus unterschiedlichen Gründen.

Es ist kein Selbstläufer, in unseren Familien diesen Glauben in die Herzen einer nachfolgenden Generation hineinzulegen und damit an nachfolgende Generationen weiter zu schenken.

Und dennoch, trotz aller Schwierigkeiten und Bedrängnisse: Christus hat seiner Kirche bei allen Auseinandersetzungen, die die Kirche im Laufe der Geschichte schon zu bestehen hatte, immer wieder eine Zufluchtsstätte geschaffen und er tut es bis heute. Wenn wir als Kirche, als Gläubige dieser Kirche unseren Glauben, unsere Christusbeziehung leben und pflegen, wenn wir im Gebet, in der Feier der Liturgie und im Empfang der Sakramente Christus seinen Platz in unserem Leben einräumen, wenn wir aus der Gottes- und Nächstenliebe heraus für unseren Nächsten eintreten und das Evangelium durch unser Leben lebendig und erfahrbar werden lassen, dann haben wir unser Zuhause bei Gott, das uns niemand nehmen, niemand streitig machen kann, dann sind wir geborgen und zuhause in seinem göttlichen Herzen, in seiner Liebe, die durch nichts und niemanden zerstört werden kann, dann haben wir Anteil an dem rettenden Sieg, an der Macht und an der Herrschaft unseres Gottes und an der Vollmacht seines Gesalbten.

Es wird sich auch in Zukunft zeigen, dass die Mächtigen gestürzt und die Niedrigen erhöht werden. Ja, das unbefleckte Herz Mariens wird triumphieren.

Nichts anderes beinhaltet das „Magnificat“ der Gottesmutter, das wir im Evangelium gehört haben.

Was sich an Maria erfüllt hat, das soll sich auch an uns erfüllen. Nach all den irdischen Auseinandersetzungen, nach einem treuen und erfüllten Leben aus dem Glauben steht das vollendete Leben mit ihrem Sohn Jesus Christus. Darauf verweist uns ja gerade das heutige Hochfest. Und daran dürfen wir schon jetzt teilhaben. Nichts anderes feiern wir in dieser hl. Messe.

Maria bat in Fatima darum, die Welt ihrem unbefleckten Herzen zu weihen. Die Päpste sind diesem Wunsch der Gottesmutter nachgekommen, angefangen bei Pius XII., über Paul VI., Joh. Paul II., Benedikt XVI. sowie Papst Franziskus.

In diesen Wunsch, sich der Gottesmutter anzubefehlen, möge auch unsere Erzdiözese mit all ihren Anliegen eingeschlossen sein. Lassen wir uns von Maria an der Hand nehmen, damit sie uns zu ihrem Sohn Jesus Christus führen kann. Deshalb weihen wir heute voller Vertrauen unser Erzbistum dem Unbefleckten Herzen Mariens und beten das Weihegebet an die Gottesmutter Maria, Patronin der Erzdiözese, Sie finden es im Liedheft.

Das Weihegebet an die Gottesmutter Maria, Patronin der Erzdiözese

Z Mutter unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus, Mutter aller Erlösten, Königin des Himmels, Beschützerin der Kirche auf ihrer Pilgerfahrt durch die Jahrhunderte, unbefleckte Gottesbraut, Hoffnung derer, die keinen Ausweg wissen und schuldbeladen sind. Zu dir nehmen wir unsere Zuflucht und erwählen dich heute und für immer zu unserer Fürsprecherin bei deinem Sohn Jesus Christus.

In deine mütterliche Hut übergeben wir unsere Bischöfe, die Priester und Diakone unseres Erzbistums, die Ordensleute, alle Frauen und Männer, die zum Dienst in der Kirche bestellt sind, und das ganze Volk Gottes, besonders die Eheleute, die Jugendlichen, die Kinder, die Kranken, die Sterbenden, sowie jene, die in Gefahr stehen, die Gemeinschaft mit deinem Sohn aufzugeben. Erflehe ihnen die Gnade, in der Kraft des Heiligen Geistes auf dem Weg deines Sohnes zu bleiben.

A Rufe auf uns den Segen deines göttlichen Sohnes herab. Lass unsere Hingabe an dein heiliges unbeflecktes Herz nicht ohne Antwort bleiben. Vereinige deine so mächtige Fürsprache mit unseren schwachen Gebeten um einen dauerhaften Frieden in der Welt. Tritt ein für die Freiheit unserer heiligen Kirche. Halte deine Hand über unseren Papst Franziskus. Hilf uns, deinen Kindern, den Glauben treu zu bewahren, aus seinem Geiste zu leben und ihn vor aller Welt demütig und freudig zu bekennen.

Z Ihm aber, der uns in seiner Liebe bewahren will und der uns ohne Sünde und mit frohem Herzen vor sein herrliches Antlitz zu stellen vermag, dem alleinigen Gott sei durch Jesus Christus in der Einheit des Heiligen Geistes alle Ehre und Macht jetzt und in Ewigkeit. Amen.

(vgl. Weihegebet an Maria von Josef Weiger)

Pressefoto Erzbischof Stephan Burger, Freiburg


Foto (c) Roger Koeppe/Erzbistum Freiburg


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