Katalanische Bischöfe: ‘Konfrontation vermeiden’

24. September 2017 in Aktuelles


Auch Spanische Bischofskonferenz insgesamt versucht deeskalierend zu wirken.


Madrid (kath.net/ KAP)
Die katholischen Bischöfe im spanischen Katalonien haben angesichts der Proteste und Polizeiaktionen vor dem umstrittenen für 1. Oktober geplanten Unabhängigkeitsreferendum zur Deeskalation gemahnt. In einer Erklärung vom Donnerstag sprechen sie von einem "heiklen Moment" in der Geschichte Kataloniens und rufen zum Gebet auf. "Wir bitten darum, dass alle, vor allem die Christen, auf dem Weg des Dialogs und der Verständigung bleiben und Konfrontation vermeiden", hieß es in der Stellungnahme der zwölf Bischöfe, unter ihnen Barcelonas Erzbischof Kardinal Joan Josep Omella. Die Gesellschaft müsse ein Ort von "Brüderlichkeit, Freiheit und Frieden" bleiben.

Die katalanische Regionalregierung von Carles Puigdemont will am 1. Oktober gegen den Willen der spanischen Zentralregierung und ungeachtet eines gerichtlichen Verbots ein Referendum über die Unabhängigkeit durchführen. Seit mehr als einer Woche gibt es in mehreren katalanischen Städten große Demonstrationen gegen Madrid. Die spanische Bundespolizei Guardia Civil nahm zuletzt bei Durchsuchungen in Ministerien der katalanischen Regionalregierung mehrere ranghohe separatistische Politiker und Beamte teils vorübergehend fest. Auch knapp zehn Millionen Wahlzettel wurden beschlagnahmt.

Inhaltlich äußerten sich die katalanischen Bischöfe in ihrer Erklärung nicht detaillierter, auch wenn viele Katholiken die Ortskirche gern als wortgewaltige Unterstützerin im Unabhängigkeitskampf sähen. Die eher neutralen Formulierungen der Erklärung sind wohl auch Ausdruck dafür, dass die Bischöfe in der Unabhängigkeitsfrage ebenfalls uneins sind. Bischof Xavier Novell von Solsona etwa gilt als Befürworter des Referendums. Kardinal Omella tritt dagegen zurückhaltender auf.

An Deutlichkeit kaum zu überbieten ist indes ein von mittlerweile mehr als 300 katalanischen Priestern und Diakonen unterzeichnetes Schreiben, das am Freitag öffentlich wurde: Nach Abwägung aller Umstände komme man "in aufrichtiger Liebe zu dem Volk, dem wir dienen wollen", zu dem Schluss, dass das geplante Unabhängigkeitsreferendum "legitim und notwendig" sei, wird festgehalten.

Die Spanische Bischofskonferenz wiederum bekannte sich zwar in einer Erklärung zum "Selbstbestimmungsrecht der Völker", will dies aber nicht als kirchlichen Freibrief für eine Abspaltung verstanden wissen. Stattdessen versucht man in erster Linie, deeskalierend zu wirken. Valencias Kardinal Antonio Canizares, der auch dem Präsidentschaftsrat der Bischofskonferenz angehört, wird nicht müde, zu "Einheit und Frieden" aufzurufen. "Jesu Blut wurde vergossen für Liebe, Versöhnung, Einheit", sagte er jüngst in einer Predigt.


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