H.O.M.E sweet H.O.M.E

11. Oktober 2017 in Jugend


Ich kann dir nur zusprechen, jede Sekunde an Zeit, die du Gott schenkst, die du MIT Gott und FÜR Gott lebst, ist gewonnene Zeit – ein Vorgeschmack auf die Ewigkeit, ein bleibender Schatz! - Die neue Jugendkolumne von kath.net - Von Lucia Kirchgasser


Salzburg (kath.net)
Was ist zu Hause für dich? Bist du der Typ, der sich überall ein zuHause schaffen kann, der sich in der ganzen Welt daheim fühlt und alle paar Jahre einen Tapetenwechsel braucht? Oder bist du jemand der sich gerne sesshaft macht, sich ein Nest baut und seinen Frieden dort findet, wohin Gott ihn gesetzt hat? Beides hat etwas Verlockendes, finde ich. Beides hat Vor- und Nachteile... Ich bin wohl eher Zweiteres, wenn auch offen, falls Gott mir etwas anderes zutraut. Mein zu Hause ist ein sehr ungewöhnlicher, spannender und wunderschöner Ort.

Es ist ein Haus in dem Gott selbst wohnt, ein Haus indem sein Reich so spürbar anbricht. Ich weiß, es klingt kitschig, aber ich kann es nicht anders ausdrücken - in diesem Haus darf ich wirklich jeden Tag neu ein Stück Himmel kosten! Die H.O.M.E Mission Base in Salzburg, direkt an der Salzach, im Bärengässchen – vor ziemlich genau einem Jahr bin ich hier mit Sack und Pack eingetrudelt – es war im wahrsten Sinne des Wortes ein Ankommen. Schon am ersten Abend war mir klar, hier gehöre ich her! Mein Gebet, meinen Platz zu finden, wurde erhört und wie es aussieht, hat Gott sich entschieden, dass es hier ein weiteres Jahr ein Plätzchen für mich gibt. Juhu!

Ich war mitten in meinem letzten Studienjahr an der Fachhochschule für Gesundheitsberufe in Linz als meine Sehnsucht nach MEHR im Leben übergroß wurde. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich lebe einfach so vor mich hin, was ich lerne und arbeite erfüllt mich nicht. Ich hatte das Gefühl, dass ich keine besonderen Gaben oder Stärken habe. Mein Leben war langweilig, durchschnittlich, traurig und oft auch einsam. Ich habe versucht, meinen Glauben zu leben und eine tiefe Beziehung zu Gott aufzubauen, aber im Grunde kannte ich ihn nicht und immer kam mir der Alltag dazwischen. Also entschied ich mich, eine „Jüngerschaftsschule“ zu suchen, die ich nach meinem Bachelorabschluss machen könnte. Falls dir der Begriff „Jüngerschaftsschule“ nichts sagt – es geht darum, dass du Gott einige Monate deines Lebens schenkst. Überall auf der Welt gibt es Einrichtungen – vor allem von „Jugend mit einer Mission“, wo man über mehrere Wochen hinweg lernt, wer Gott ist und wer man selbst ist, was man kann und wozu man berufen ist. Danach geht man für einige Zeit hinaus in die Welt und missioniert – caritativ, aber vor allem auch, indem man Menschen von Gott erzählt und sie zu ihm führt – einfach ganz praktisch echte Nachfolge als Jünger Jesu leben.

Entgegen meiner ursprünglichen Pläne, ins Ausland zu gehen, hat es mich hierher nach Salzburg, in meine Heimat, verschlagen. Zusammen mit 23 anderen Verrückten hab ich Gott 9 Monate meines Lebens geschenkt – zumindest sagen wir das alle so, aber die Wahrheit ist, wir sind die Beschenkten! Wir wohnen zusammen, lernen zusammen, putzen zusammen, essen zusammen, weinen und lachen zusammen. Unsere Vortragenden kommen von überall her, sogar aus Kanada und den Niederlanden hatten wir Besuch. Ich hab hier unglaublich viel gelernt und erlebt, aber mein größter Schatz ist, neben meiner so viel tieferen Beziehung zu Gott, die Familie, die ich hier gefunden habe. Die Mädels und Jungs waren nicht einfach nur Kollegen und Freunde, nein, es sind wirklich Schwestern und Brüder geworden. Die Einheit zu der Jesus uns ruft, hier hab ich sie ganz oft und so tief erlebt!

Bevor ich hier ankam, war ich sehr schüchtern und menschenscheu. Sogar in einer kleineren Runde vor anderen zu reden, hat mich schon komplett überfordert. Meine größte Panik, was die 9 Monate betrifft, war, dass der Moment kommen könnte, wo ich bei irgendeinem Evangelisationseinsatz vielleicht einmal vor 20 Leuten Zeugnis geben müsste. Ein Mikrofon, Menschen, die mich anstarren und beurteilen – tausend Dinge, die schief gehen könnten… Mir war ganz schlecht bei dem Gedanken. Aber Gott hat mich wach geküsst und ist 9 Monate lang unglaublich geduldig große und kleine Schritte in Richtung Freiheit gegangen. Am Ende meines Jahres hier im H.O.M.E haben wunderbare Menschen und Leiter hier mir gezeigt, dass sie an mich glauben und mir eine große Chance gegeben und ich hab ganz ohne Druck von außen mein JA gegeben. Ich durfte vor etwa 7000 Menschen auf einer Bühne stehen und Gottes Wahrheit verkünden. Eine Bühne! Ein Mikrofon! Nur ich und niemand sonst, hinter dem man sich verstecken kann! Es war MEIN Moment und ich habe es geliebt! Immer noch denke ich voll Freude daran zurück, vor allem dann, wenn ich mich mal wieder klein und schwach fühle. Es hat mir gezeigt, dass für Gott nichts unmöglich ist und dass er so viel MEHR in mich gelegt hat, mir so viel mehr zutraut, als ich mir je erträumt hätte.

Nie hätte ich den Mut dafür gefunden, nie hätte ich diese Chance gehabt, wäre ich nicht hierher gekommen… Ich habe hier ins H.O.M.E all mein Erspartes, mein Erbe investiert. Ich habe 9 Monate an Zeit „verschwendet“ in der ich auch arbeiten hätte können und ich bin mittendrin weitere 10 Monate hier für Gott zu „verschwenden“. Aber in meinem Herzen ist ein tiefer Frieden und die stille Gewissheit, dass ich genau das Richtige tue. Ich kann dir nur zusprechen, jede Sekunde an Zeit, die du Gott schenkst, die du MIT Gott und FÜR Gott lebst, ist gewonnene Zeit – ein Vorgeschmack auf die Ewigkeit, ein bleibender Schatz! Ich bin überglücklich hier zu sein, täglich Wunder zu erleben, zu sehen, wie Menschen freier, schöner und mehr sie selbst werden… Du glaubst, ich übertreibe? Dann sieh selbst und schau mal vorbei – in unserem Café „La Cantina“ oder einfach so im Haus.. Was hast du zu verlieren? Aber ich muss dich vorwarnen – wer einmal hier war, den lässt es nicht mehr los.


© 2017 www.kath.net