Papst ernennt Hermann Glettler zum Bischof von Innsbruck

27. September 2017 in Österreich


Heiliger Stuhl gab Ernennung des bisherigen Grazer Bischofsvikars am Mittwoch durch vatikanisches Presseamt bekannt


Vatikanstadt/Innsbruck (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat den bisherigen Grazer Bischofsvikar Hermann Glettler zum neuen Diözesanbischof von Innsbruck ernannt. Der Heilige Stuhl gab die Ernennung Mittwochmittag durch das vatikanische Presseamt im "Bollettino" bekannt. Damit wird das lange Warten der Tiroler auf einen Bischof offiziell beendet, das durch den Wechsel von Bischof Scheuer von Innsbruck nach Linz begonnen hatte. In der seit Jänner 2016 dauernden Sedisvakanz stand Jakob Bürgler als Diözesanadministrator an der Spitze der Innsbrucker Diözese. Bereits am Dienstag war der Ministerrat dem Konkordat folgend mit der Ernennung Glettlers befasst und erhob keine Einwände "allgemein politischer Natur".

Die Bischofsweihe wird am 2. Dezember um 12 Uhr im Innsbrucker Dom mit Erzbischof Franz Lackner stattfinden. Die Bischöfe Wilhelm Krautwaschl und Manfred Scheuer werden konsekrieren.

Mit dem 52-jährigen Grazer Bischofsvikar Hermann Glettler ist nicht nur ein lang gedienter Seelsorger, der sich über viele Jahre in der Migranten- und Armenseelsorge engagierte, neuer Diözesanbischof für Innsbruck. Er ist zugleich auch ausgebildeter Kunsthistoriker und leidenschaftlicher Künstler. 14 Jahre lang leitete der gebürtige Steirer die Pfarre St. Andrä im Grazer Multikulti-Bezirk Gries, einem "Auffangbezirk für die Angeschwemmten, in Graz Gestrandeten", wie ihn Glettler in der Missio-Zeitschrift "alle welt" einmal beschrieb. 2016 ernannte ihn der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl zum Bischofsvikar für Caritas sowie für neue missionarische Aufgabenstellungen.

Hermann Glettler wurde am 8. Jänner 1965 in Übelbach in der Steiermark geboren. Seine Schullaufbahn schloss er am Bischöflichen Seminar und Gymnasium in Graz ab. Die Maturareise führte ihn 1983 nach Frankreich, wo er in Paray le Monial zufällig an einem internationalen Jugendtreffen der Gemeinschaft Emmanuel teilnahm, der er seit 1987 angehört. Im Gespräch mit jungen Theologiestudenten hatte sich damals sein Wunsch verstärkt, Priester zu werden in einer Gemeinschaft, die mitten in der Gesellschaft von heute lebt, betet und arbeitet. Glettler studierte Theologie und Kunstgeschichte in Graz, Tübingen und München.

Am 23. Juni 1991 wurde Hermann Glettler zum Priester für die Diözese Graz-Seckau geweiht. Nach Kaplansjahren in Judenburg-St. Nikolaus und Wagna verbrachte er ein Fortbildungsjahr 1998/99 in St. Nicolas des Champs in Paris. Von 1999 bis 2016 war er Pfarrer im Pfarrverband Graz St. Andrä-Karlau. Als Pfarrer im kulturell und religiös vielfältigen Bezirk Gries engagierte er sich besonders auch für sozial Benachteiligte und Flüchtlinge. Er gehört der Kommission für den interreligiösen Dialog und der Kunstkommission der Diözese an. Zusätzlich zur Kunstvermittlung ist er auch als eigenständiger Künstler tätig. Seit einigen Jahren ist er Vorsitzender des Arbeitsausschusses des steirischen Priesterrates. Im September 2016 wurde er zum Bischofsvikar für Caritas und Evangelisation in der Diözese Graz-Seckau bestellt. Als Provisor leitet er die Pfarre Graz-Christus der Salvator.

Kultureller Brückenbauer in Graz

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Glettler bereits durch seine Zeit in Graz/St. Andrä bekannt, wo er bald neben der traditionellen Pfarrseelsorge auch die zahlreichen Migranten in den Blick nahm: Im Jahr 2000 erfolgte dazu der "Startschuss" mit einigen Taufen von Kindern afrikanischer Familien. Die Einführung englischsprachiger afrikanischer Gottesdienste band die Menschen dann an St. Andrä, die Pfarrgemeinde wurde Heimstätte der African Catholic Community mit einem von der Musik und dem Temperament Westafrikas geprägten sonntäglichen Gottesdienst. Auch eine spanischsprachige Gemeinschaft fand sich dort ein, der vor allem Leute aus der Dominikanischen Republik angehören.

Seine Affinität und Liebe vor allem für die zeitgenössische Kunst setzte Glettler auch in seiner eigenen Kirche St. Andrä in die Praxis um. Das aus der Barockzeit stammende Gotteshaus ließ er von zahlreichen zeitgenössischen Künstlern umfassend - von der unkonventionellen Fassadenbemalung bis zu den Glasfenstern - umgestalten. Mit konzeptuellen Bildgestaltungen ist er auch selbst künstlerisch tätig, mit einer seiner Arbeiten war er u.a. bei der Ausstellung "Leiblichkeit und Sexualität" in der Wiener Votivkirche präsent.

Foto Herrmann Glettler


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Foto (c) Diözese Innsbruck


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