Macron bei Ausstellungseröffnung: Nahost-Christen unterstützen

30. September 2017 in Chronik


Präsidenten Frankreichs und Libanons eröffneten Großschau "Christen des Ostens: 2.000 Jahre Geschichte" am Pariser Institut der arabischen Welt/IMA.


Paris (kath.net/ KAP)
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat seine Unterstützung für die Christen des Orients bei der Eröffnung der Ausstellung "Christen des Ostens - 2.000 Jahre Geschichte" am Pariser Institut der arabischen Welt (IMA) betont. Unter Hinweis auf die alten Verbindungen zwischen den Christen des Ostens und Frankreichs bekräftigte Macron am Montagabend, dass Paris an ihrer Seite bleiben werde und betonte, dass für den Nahen Osten "die Forderung, dass jeder frei nach seinem Glauben leben können soll", verteidigt werden müsse, wie die Zeitung "La Croix" am Mittwoch berichtete. "Wir haben diesbezüglich eine ruhmreiche Vergangenheit, und diese verpflichtet uns", sagte er. An der Eröffnung nahm auch der libanesische Präsident Michel Aoun teil.

Die medial viel gelobte Ausstellung ist bis 14. Jänner zu besichtigen. Sie zeichnet an Hand von Kunstwerken, von denen die meisten noch nie in Europa zu sehen waren, die Geschichte des Christentums im Nahen Osten nach.

Der Präsident des IMA, Jack Lang, sprach von einer "Weltpremiere". Zum ersten Mal seien die orientalischen Christen im Mittelpunkt einer Ausstellung, die im Hinblick auf Reichtum und Zahl von noch nie gezeigten Exponaten zu den kulturellen Großereignissen der Gegenwart zähle. Das IMA, das sich dem "Kampf gegen die Unwissenheit und die falschen Klischees" verschrieben habe, öffne mit dieser Ausstellung seine Tore dem orientalischen Christentum, das ein wesentlicher Bestandteil der arabischen Welt sei, so Lang.

Im Interview mit dem Sender "France24" erinnerte Msgr. Pascal Gollnisch, Direktor des kirchlichen Hilfswerks "Oeuvre d'Orient", daran, dass das Evangelium im heutigen Frankreich in den frühen Jahrhunderten des Christentums von orientalischen Christen verkündet worden sei. Das Mönchtum des Westens sei von den ägyptischen und syrischen Wüstenvätern inspiriert. Auch die christliche Liturgie stamme aus dem Orient. Wörtlich fügte Gollnisch hinzu: "Wir sehen die orientalischen Christen heute als Verfolgte, was stimmt, als Migranten, die gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen, was nicht falsch ist. Aber manche Leute wollen sie als fünfte Kolonne des Westens im Orient darstellen, was absurd ist. Sie sind seit 2.000 Jahren im Orient zu Hause, sie sind die ursprünglichen Bewohner."

Einfluss dauerte in osmanischer Zeit fort

Eine der Kuratorinnen der Ausstellung, Elodie Bouffard, erläuterte vor Journalisten das Gestaltungsprinzip der Exposition. Es gehe darum, ein Gesamtbild der Geschichte des orientalischen Christentums über 2.000 Jahre hinweg zu zeichnen. Das Publikum könne an Hand der Exponate - von den berühmten Fresken der Hauskirche in Dura Europos bis hin zu einer kompletten Bibel in aramäischer Sprache - gleichsam mitverfolgen, wie sich dank der Klöster, der Pilgerfahrten und der Verehrung der Märtyrer das Christentum rasch ausgebreitet habe.

Auch die islamische Eroberung habe diese Ausbreitung zunächst nicht stoppen können. Erst viel später sei durch die diskriminierende Behandlung der Christen und Juden als "Dhimmi" ("Schutzbefohlene" bzw. "Bürger zweiter Klasse") der Anteil der Christen an der Bevölkerung der nahöstlichen Gebiete gesunken.

In osmanischer Zeit habe der kulturelle Einfluss der orientalischen Christen angedauert, betonte Bouffard, die zweieinhalb Jahre an der Vorbereitung der Ausstellung gearbeitet hat. Eine besondere Rolle hätten die orientalisch-christlichen Kaufleute gehabt, die in den wichtigen Städten der Levante ihre Kontore unterhielten. Diese gebildete Händlerklasse habe auch eine kulturelle Brückenfunktion wahrgenommen und etwa den Buchdruck im Nahen Osten etabliert. Am Ende des 19. Jahrhunderts hätten diese Christen dann in der "Nahda", der literarischen und kulturellen Renaissance der arabischen Welt, eine zentrale Rolle gespielt.

In der Ausstellung wird auch die Gegenwart der orientalischen Christen ins Bild gebracht. So sammelte der Libanon-Referent des "Oeuvre d'Orient", Vincent Gelot, Zeugnisse der orientalischen christlichen Gemeinschaften, die ihre Treue zum Evangelium oft mit dem Martyrium bezahlen mussten. Diese Zeugnisse, die den ganzen nahöstlichen Raum und Zentralasien umfassen, sind nicht nur in der Ausstellung zu sehen, sie erschienen zugleich als Buch unter dem Titel "Chretiens d'Orient".

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