Kritik an de Maizières Islamfeiertagsvorschlag weitet sich aus

16. Oktober 2017 in Deutschland


Starke Kritik aus der CSU und vom CDU-Innenexperten Wolfgang Bosbach


Berlin (kath.net) Die Kritik am Vorschlag von Innenminister Thomas de Maizière, gegebenenfalls über die Einführung eines islamischen Feiertags dort nachzudenken, wo viele Muslime leben, weitet sich aus. So hat der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach im Interview mit der „Neuen Passauer Presse“ betont: „Wir haben eine christlich-jüdische religiöse Prägung, keine islamische. Daher verstehe ich auch nicht, warum wir jetzt diese Debatte führen“. Er würde lieber etwas anderes thematisieren, nämlich: „Wann haben endlich Christen in allen islamischen Ländern die gleiche Religionsfreiheit wie die Muslime bei uns?“. Eigentlich könne in Deutschland wirklich jeder nach seiner Façon selig werden, dies gelte auch für das Feiern religiöser Feste“. Er sehe keinen wirklich überzeugenden Grund dafür, dass der Staat in Zukunft auch nichtchristliche Feiertage unter gesetzlichen Schutze stellen sollte.

Auch aus der CSU kam starke Kritik. Der CSU-Innenexperte Stephan Mayer lehnte de Maizières Vorschlag ab und sagte, dass Deutschland über Jahrhunderte durch die christliche Tradition geprägt und bestimmt worden sei, „daran hat sich bis heute nichts geändert“.

Der CSU-Vizevorsitzender Manfred Weber erinnerte gegenüber der „Passauer Neuen Presse“, dass Feiertage „vor allem für die religiöse Prägung eines Landes und nicht für einzelne Bevölkerungsgruppen“ stünden. Außerdem werde die die Integration muslimischer Mitbürger sich nicht durch die Einführung von Feiertagen verbessern.

CSU-Landesgruppenchef äußerte bei der „Bild“: „Unser christliches Erbe ist nicht verhandelbar“. „Islam-Feiertage in Deutschland einzuführen, kommt für uns nicht in Frage.“

Der Vorschlag fand bei anderen auch Zustimmung. So begrüßte etwa der SPD-Vorsitzenden Martin Schulz den Einwurf de Maizières. Auch der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime Aiman Mazyek äußerte sich positiv und brachte als wichtige muslimische Feste den Ramadan und das Opferfest ins Gespräch.

Allerdings kam Kritik auch aus muslimischer Richtung. Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor wertete eine Einführung eines islamischen Feiertages gegenüber N-TV als ein falsches Signal. Denn da der Bevölkerungsanteil der Muslime in Deutschland liege bei fünf bis sechs Prozent, käme ein islamischer Feiertag einer Sonderbehandlung für Muslime gleich. Doch dies „wäre kontraproduktiv“.

In einem Kommentar in der „Bild“ schreibt Daniel Cremer, dass es andere Minderheiten in Deutschland gebe, „die auch einen Feiertag verdient hätten. Die deutschen Juden zum Beispiel.“ Auch fragt er, wo die Politik künftig die Grenze ziehen wolle, „bei den Hindus oder den Buddhisten? Den Freikirchlern? Feiertage für alle?“ Wer freinehmen möchte, weil er an den Hochfesten seiner Religion teilnehmen möchte, kann dies bereits heute, dazu brauche es keine neuen Feiertage.

Symbolbild: Diskussion



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