Frau überlebt ihre Abtreibung und findet 36 Jahre später ihre Mutter

18. Oktober 2017 in Chronik


Ihr katholischer Glaube hat ihr geholfen, denen zu vergeben, die an ihrer Abtreibung beteiligt waren, sagt Melissa Ohden.


Kansas City (kath.net/jg)
Melissa Ohden überlebte 1977 ihre Salzabtreibung. Sie wuchs bei Adoptiveltern auf und fand erst Jahrzehnte später die dramatischen Umstände ihrer Geburt heraus. Die Onlineausgabe der britischen Zeitung Daily Mail widmete Melissas Geschichte einen langen Artikel.

Melissas Mutter war 19, als sie mit ihr schwanger wurde. Sie studierte am College und war verlobt. Weil sie viel Sport betrieb und ihre Periode unregelmäßig war, bemerkte sie die Schwangerschaft erst im dritten Trimester. Sie wollte das Kind bekommen, doch ihre Eltern waren mit der Beziehung zu ihrem Verlobten nicht einverstanden. Ihre Mutter drängte zur Abtreibung und setzte sich durch. Sie war selbst Krankenschwester und organisierte eine Salzabtreibung an dem Krankenhaus, in dem sie arbeitete.

Eine andere Krankenschwester bemerkte, dass das abgetriebene Baby noch lebte und brachte es auf die neonatologische Station. Erst viele Jahre später erfuhr Melissa, dass ihre eigene Großmutter die Anweisung gegeben hatte, sie sterben zu lassen, nachdem sie die Abtreibung überlebt hatte. Melissas Mutter erfuhr davon nichts und lebte jahrzehntelang in der Überzeugung, ihr Kind sei bei der Abtreibung ums Leben gekommen. „Ich habe die Frau, die mich auf die Neonatologie gebracht hat, nie getroffen, aber sie ist ein Engel. Ich verdanke ihr mein Leben“, sagt Melissa rückblickend.

Nachdem sie drei Monate im Krankenhaus verbracht hatte, wo die Folgen der Salzabtreibung behandelt wurden, kam Melissa zu Adoptiveltern. Dort konnte sie in Liebe und Geborgenheit aufwachsen. Im Alter von 14 Jahren erfuhr sie, dass sie ihre eigene Abtreibung überlebt hatte. Die Nachricht war ein Schock für sie. Mit 19 Jahren begann sie die Suche nach ihren leiblichen Eltern. Das war nicht einfach, weil auf den Unterlagen die ihre Adoption dokumentierten, nur wenig Information zu finden war.

Schritt für Schritt fand sie die dramatischen Umstände ihrer Geburt heraus. Zunächst ermittelte sie ihre Großeltern, die aber keinen Kontakt mehr mit ihrer Mutter hatten. Dann gelang es ihr, ihren Vater ausfindig zu machen und schrieb ihm. Er antwortete allerdings nicht und einige Monate später erfuhr sie, dass er bereits verstorben war.

Einige Jahre später nahm eine Cousine ihrer Mutter Kontakt mit Melissa auf. Sie hatte erfahren, dass Melissa auf der Suche nach ihrer Familie war. Erst zu diesem Zeitpunkt, im Alter von 36 Jahren, erfuhr Melissa die Wahrheit über ihre Geschichte. Über die Cousine konnte sie Verbindung zu ihrer Mutter aufnehmen. Diese war wegen der Abtreibung mit vielen Schuldgefühlen belastet.

Melissa hat ihrer Mutter, ihrem Vater und sogar ihrer Großmutter vergeben. „Mein katholischer Glaube hat mich Vergebung gelehrt. Das macht das, was geschehen ist, nicht richtig, aber es befreit dich vom Schmerz. Wir sind alle Menschen und machen Fehler“, sagte sie wörtlich gegenüber der Daily Mail.

Sie hat über ihre Lebensgeschichte ein Buch mit dem Titel „You Carried Me“ (dt. „Du hast mich getragen“) verfasst und eine Organisation zur Unterstützung von Menschen in ähnlichen Situationen gegründet. Über das „Abortion Survivors Network“ ist sie mit 223 Personen in Kontakt gekommen, die ihre Abtreibung überlebt haben. Melissa Ohden ist verheiratet und hat zwei Kinder.


Foto: Symbolbild


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