Papst bekräftigt Auftrag der Franziskaner im Nahen Osten

19. Oktober 2017 in Weltkirche


Angehörige des Bettelordens sollen "Frieden, Brüderlichkeit und Respekt säen" - Franziskaner feiern heuer ihre 800-jährige Präsenz im Heiligen Land


Vatikanstadt-Jerusalem (kath.net/KAP) Die christlichen Stätten im Heiligen Land sollen nach dem Willen des Papstes weiterhin von Franziskanern betreut werden. In einem am Dienstag vom Vatikan veröffentlichten Brief an den Kustos des Franziskanerordens in Jerusalem, Francesco Patton, bekräftigte Franziskus (Archivfoto) einen entsprechenden Auftrag, den sein Vorgänger Clemens VI. mit der Bulle "Gratias agimus" 1342 dem Bettelorden erteilt hatte. Die Franziskaner feiern in diesem Jahr ihre 800-jährige Präsenz im heutigen Israel und den angrenzenden Ländern.

Franziskus rief die heutigen Franziskaner im Heiligen Land dazu auf, sich um Arme und Bedürftige, besonders aber um Jugendliche zu kümmern; diese drohten unter dem Konflikt ihre Hoffnung zu verlieren. Die Ordensmitglieder sollten weiterhin als "einfache und arme" Brüder in Verbundenheit mit dem Papst an der Seite von Angehörigen der unterschiedlichen Kulturen, Ethnien und Religionen leben und "Frieden, Brüderlichkeit und Respekt säen". Unter den Einsatzfeldern der Franziskaner hob der Papst neben der Pilgerseelsorge auch die archäologische Forschung und die Bibelwissenschaft hervor.

Gegenwärtig sind in Einrichtungen der Franziskaner-Kustodie rund 300 Ordensmitglieder aus mehr als 30 Ländern tätig. Insgesamt fallen 70 Heiligtümer in die Zuständigkeit des Ordens, dazu 15 Schulen mit mehr als 10.000 Schülern sowie 23 Pfarren.

Die Präsenz der Franziskaner sei eine stabilisierende Kraft, betonte der Vorsitzende der vatikanischen Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri, am Dienstag bei einem Jubiläumssymposion in Jerusalem. Das Zeugnis der Gemeinschaft sei "ein wertvoller Balsam", um einige der Wunden und Spaltungen im Nahen Osten zu heilen.

Besonderen Dank sprach Sandri den Ordensleuten und Priestern aus, die trotz der dramatischen Lage in Syrien bei ihren Gläubigen blieben. Der Kardinal betonte zudem die Bedeutung der Franziskanerkustodie als Bindeglied. Sie sei "Hüter der Orte Jesu, zu denen Pilger aus aller Welt kommen, um sich zum Evangelium und zu Jesus zu bekehren", so der Kardinal. Ein gutes Zeichen für die katholische Kirche sei dabei, dass die Brüder "selbst aus allen Kulturen und Sprachen geformt sind".

Franziskaner als Brückenbauer

Aus Sicht des Generalministers der Franziskaner, Michael Perry, hat die kontinuierliche Präsenz der Franziskaner im Heiligen Land den Menschen Hoffnung gegeben und Dialog ermöglicht. Der Blick auf die Geschichte sei zugleich ein Blick in die Zukunft und auf die sich wandelnden Bedürfnisse, sagte Perry. "Die Brüder sind extrem kreativ geworden im Versuch, den sich verändernden Nöten zu begegnen, trotz des Status Quo." Dieser sei vielmehr als Sprungbrett genutzt worden, um neue Antworten auf neue Anforderungen zu finden.

Perry hob die Aufgabe der Franziskaner als Brückenbauer hervor. Die franziskanische Präsenz solle "eine Einladung sein an die Menschen auf den verschiedenen Seiten der Spaltungen, den Mut zu haben, gemeinsam mit den Brüdern Brücken zu überqueren und eine gemeinsame Menschlichkeit zu entdecken". In einer Region, in der Menschen unter Wut, Verzweiflung und Entmachtung litten, müssten die Franziskaner "Leuchttürme der Hoffnung" sein und den Menschen helfen, ihre Energie positiv zu nutzen.

Mit Blick auf die Nahostregion ist es laut Perry wichtig, "für internationalen Dialog zu werben, der nicht die Interessen weniger vorantreibt, sondern die Sorge und Belange aller". Ohne selbst politisch zu werden, müssten die Franziskaner alle Mittel nutzen, diese Gelegenheiten zu schaffen.

Seit 1217 im Heiligen Land

Im Jahr 1217 betraten Franziskanerbrüder zur Zeit des fünften Kreuzzugs in Akko den Boden des Heiligen Landes. Zwei Jahre später reiste auch Franziskus von Assisi (1181/82-1226) persönlich nach Palästina. Seine Anhänger gründeten Niederlassungen für die Seelsorge unter Kreuzfahrern. Nach deren Abzug übernahmen die Franziskaner die Obhut für die zurückgelassenen Kirchen, Klöster und Hospize, besonders an den christlichen heiligen Stätten.

Mit der letzten Niederlage der Kreuzfahrer 1291 mussten die Franziskaner nach Zypern fliehen. 1333 kehrten sie zurück. 1342 übertrug Papst Clemens VI. ihnen offiziell den Dienst als Hüter der Heiligen Stätten, den der Orden seither ohne Unterbrechung ausübt.

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