Kardinäle und Diplomaten fordern Atomwaffenverbot

12. November 2017 in Weltkirche


Wie schwierig und auch kontrovers das Anliegen allerdings ist, kam im Verlauf der gesamten freitäglichen Vatikankonferenz-Diskussionen zur Sprache.


Vatikanstadt (kath.net/ KAP)
Papst Franziskus und maßgebliche kirchliche Verantwortliche mit den Kardinälen Pietro Parolin und Peter Turkson an der Spitze haben am Freitag bei einer internationalen Abrüstungskonferenz im Vatikan zur Unterstützung des noch nicht in Kraft getretenen UN-Atomwaffenverbotsvertrags getrommelt. Referent war auch der österreichische Botschafter bei den UN-Organisationen in Genf, Thomas Hajnoczi. Allein die USA müssten für Erhalt und Modernisierung ihres Atomwaffenarsenals in den kommenden 30 Jahren rund 1,3 Billionen Dollar ausgeben, hieß es bei einem Podium der UN-Botschafter und Mitarbeiter der NATO-Führungsebene.

Die stellvertretende NATO-Generalsekretärin Rose Gottemoeller bestritt diese Zahl nicht, erläuterte aber ihre Bedenken gegen ein Atomwaffenverbot. Unmittelbar von einer NATO-Tagung kommend fasste sie zusammen, warum fast sämtliche Mitgliedsstaaten gegen das UN-Atomwaffenverbot gestimmt hätten. Es seien nicht immer grundsätzliche Gründe, sondern vielmehr strategische und diplomatische, betonte sie.

Über die Reihenfolge einzelner Maßnahmen könne man unterschiedlicher Meinung sein, sagte Hajnoczi. Er hatte maßgeblich am Zustandekommen des jüngsten Abkommens mitgearbeitet. Gleichwohl sei das Verbot jetzt da und es sei wichtig, um einen weltweiten Mentalitätswandel herbeizuführen, wie dies auch bei C-Waffen gelungen sei.

Wie schwierig und auch kontrovers das Anliegen ist, kam im Verlauf der gesamten Konferenzdiskussionen zur Sprache. "Es scheint unrealistisch, in diesen Zeiten von nuklearer Abrüstung zu sprechen", sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin als einer der ersten Redner. Gleichwohl müsse umso hartnäckiger für das Atomwaffenverbot gearbeitet werden, betonten er wie auch Kardinal Peter Turkson, dessen Entwicklungsbehörde die bis Samstagabend dauernde Konferenz organisiert.

Papst Franziskus hatte die Position der katholischen Kirche bei einem Empfang Freitagmittag zugespitzt: "Wenn man allein an die Gefahr einer versehentlichen Explosion als Folge irgendeines Fehlers oder Missverständnisses denkt, sind die Drohung mit Atomwaffen wie schon ihr Besitz mit Nachdruck zu verurteilen."

Der UN-Atomwaffenverbotsvertrag, dem 122 Staaten am 7. Juli in New York zustimmten - für die Ratifizierung fehlen jedoch noch Staaten - habe eine wichtige rechtliche Lücke geschlossen, so der Papst. Demnach wären Nuklearwaffen ebenso illegal wie Streubomben, Landminen oder B- und C-Waffen. Der Papst dankte der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN), die sich für das Verbot einsetzte und dafür den diesjährigen Friedensnobelpreis erhält.

Eine mehrfach geäußerte Warnung in der Synodenaula des Vatikan bezog sich auf die derzeit vorherrschende internationale Rhetorik. "Die Lage ist ernst, wenn Staatsführer über Nukleararsenale sprechen, wie Kinder über ihre Spielzeugwaffen", warnte Muhammad Yunus, Wirtschaftswissenschaftler und Friedensnobelpreisträger von 2006.

Etliche Redner wiesen auf die immensen Schäden hin, die Nuklearwaffen schon jetzt anrichteten, weil sie Ressourcen für friedliche Entwicklungen vernichteten. Turkson zitierte den früheren US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower (1890-1969): Jedes Gewehr, jedes Kriegsschiff, jede Rakete, die gebaut oder gekauft würden, seien ein Diebstahl an denen, die hungerten und nichts anzuziehen hätten.

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