Herzerwärmend: Von „Lichterfesten“ und St. Martin

20. November 2017 in Kommentar


„In Deutschland sind ja nur noch eine Minderheit der Menschen bekennende und praktizierende Christen“ – „Was noch nicht auffällt, ist die Leere, die aus dem Wegbrechen der christlichen Kultur entsteht.“ – Kommentar von Peter Winnemöller


Köln (kath.net/Blog „Disputata“/pw) Martinsumzüge und Weihnachtsmärkte in der dunklen und kalten Jahreszeit wärmen das Herz. Schon längst hat der Sozialstaat den Hl. Martin überflüssig gemacht. Bettler gehen in die Kleiderkammer nicht zum Bundeswehroffizier, wenn sie frieren. Weihnachten ist längst ein Hochfest des Kommerz. Die Geburt des Kindes in der Krippe von Bethlehem ruft allenfalls noch das Jugendamt auf den Plan.

In der Tat sind ja nur noch eine Minderheit der Menschen in Deutschland bekennende und praktizierende Christen. Da ist die Botschaft einen heiligen Bischofs und Einsiedlers oder eben auch die Weihnachtsbotschaft, dass Gott Mensch geworden ist, keine Nachricht mehr. Aber wir sind gute Menschen, deshalb ist ja Martin den kleinen Kindern ein Vorbild. Und wir sind Romantiker, deshalb ist die Weihnachtsfeier – beginnend irgendwann Mitte November – so herzerwärmend.

Christliche Feste sind keineswegs harmlos

Manche jedoch sind klüger als andere und wissen darum, dass diese christlichen Feste keinesfalls so harmlos sind, wie die Romantik uns glauben machen möchte. Martin teilte seinen Mantel mit dem frierenden Bettler, weil Armut eine Wirklichkeit ist. Gott wurde Mensch, weil der Mensch der Erlösung bedarf. Das darf nicht sein! Der Sozialstaat löst die Armut und der moderne Mensch hat gefälligst gut zu sein. Selbst in Kirchen wird das gepredigt. Unter dem Mantel der Toleranz, der übrigens nicht geteilt werden darf, bekämpft man nicht nur die Namen der Feste sondern auch deren Inhalte.

Aus dem Fest des Heiligen Martin von Tours wird eine Sonne, Mond und Sterne- Fest. Aus dem Weihnachtsmarkt wird zuweilen ein Lichtermarkt, wie z.B. in Elmshorn. Andere Orte finden andere vermeintlich neutrale Namen. Nun muss man, um der Wahrheit Ehre zu geben, ja zugeben, dass gerade konservative Katholiken mit dem Begriff Weihnachtsmarkt durchaus fremdeln. Gar nicht mal so sehr, weil Weihnachten ja noch gar nicht begonnen hat, ja nicht einmal der Advent wäre auch nur schon in der Nähe. Allenthalben hört man in diesem Jahr von einem kurzen Advent. Nein, er beträgt vier Sonntage, wie in jedem Jahr, die symbolisch für 4000 Jahre Wartezeit auf den Erlöser der Welt stehen. Und ja, er hat ein paar weniger Tage für die Weihnachtseinkäufe, aber allem Kommerzgerede zum Trotz „Jesus is the reason for the season!“. Mit diesem Motto gingen vor ein paar Jahren vor allem amerikanische junge Christen gegen den überbordenden Kommerz zu Weihnachten vor.

Sie wissen nicht, was sie tun

Die religiöse Basis für die Feste ist, wie oben gesehen, längst weggebrochen. Nun beginnt zu bröckeln, was an kulturellen Derivaten aus dem Glauben hervorgegangen ist und lange Zeit so reiche Früchte für unsere Gesellschaft getragen hat. Das nämlich ist der Kern des Problems, mit dem wir derzeit zu kämpfen haben und das uns Allerheiligen kostet und Halloween beschert. Ein Phänomen, das uns St. Martin verleidet, aber auf Laternenumzüge nicht verzichten will. Einen schönen Laternenumzug macht hier vor Ort der evangelische Kindergarten. Die feiern einen Heiligen! Vor wenigen Jahren noch hätte man vom Oberkirchenrat noch eine strenge Rüge für derart papistische Umtriebe bekommen. Sie wissen nicht, was sie tun. Weihnachten wird aus Gründen der Toleranz zum Lichterfest. Das Kind in der Krippe stört die Toleranten ebenso wie es den Kommerz stört.

Was noch nicht auffällt, ist die Leere, die aus dem Wegbrechen der Kultur entsteht. Es ist ein Irrtum zu glauben, man könne kulturellem Handeln einfach einen neuen Namen verpassen und den Kern ignorieren. Das vom Kern befreite Fest wird ein kurzes Eigenleben entwickeln, und dann an seiner eigenen Sinnlosigkeit zerbrechen. Schon jetzt will man den vierten Sonntag im Advent die Geschäfte öffnen, weil der Advent so kurz ist. Bald werden wir darüber diskutieren, warum wir am ersten Weihnachtstag nicht mit der Familie einkaufen gehen können. Da kann man sich die Geschenke doch direkt aussuchen.

Es wird ein Vakuum entstehen

Wir werden bei fortschreitender Entwickelung unsere Kultur so weit aushöhlen, dass am Ende nichts mehr davon übrig bleibt. Dann, wenn dieses Vakuum entstanden ist, kommt es zum Schwur. Wer oder was wird in ein bis zwei Generationen bereit stehen, dieses religiöse und kulturelle Vakuum zu füllen? Denn dass sich dieses Vakuum füllen wird, daran besteht kein Zweifel.

Foto Peter Winnemöller



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