„Auch der Papst kann kein Gebot Gottes aus dem Dekalog streichen“

6. Dezember 2017 in Kommentar


„Amerikanischer Moraltheologe Bednar hat kürzlich im Osservatore Romano einen Artikel veröffentlichen dürfen, den er nie hätte schreiben sollen und den eine redaktionelle Prüfung hätte verhindern müssen.“ kath.net-Klartext von Bischof Andreas Laun


Salzburg (kath.net) Ein amerikanischer Moraltheologe hat kürzlich im Osservatore Romano einen Artikel veröffentlichen dürfen, den er nie hätte schreiben sollen und den eine redaktionelle Prüfung hätte verhindern müssen. Was hat der Mann gesagt? Dass eine Zweitehe nicht immer eine Form des Ehebruchs sei und daher auch den Empfang der Sakramente nicht ausschließe! Man könnte sagen: Das sagt doch auch der hl. Johannes Paul II., der für Menschen, die in einer Zweit-Ehe leben, die Möglichkeit erwähnt, wie Bruder und Schwester zusammen zu leben.

Der zitierte Theologe Gerald Bednar meint das allerdings nicht, sondern unter Berufung auf „Amoris laetitia“, vertritt er folgende Prinzipien:

- Papst Franziskus habe eine „barmherzige Anwendung des Gesetzes“ aufzeigen wollen.
Frage: Was ist eine barmherzige Anwendung eines Neins zur Sünde? Kann man das auch bei anderen „Gesetzen“, welchen und wie?

- Man müsse den „wichtigen Unterschied zwischen Gesetz und Barmherzigkeit“ verstehen, dieses Verständnis hätten Kritiker eben nicht!
Frage: Worin besteht dieser Unterschied? Hat Jesus ihn verstanden, als er die Ehebrecherin ermahnte, ihr Verhältnis abzubrechen oder Johannes der Täufer, der wegen seines Unverständnisses geköpft wurde? Wie ganz ähnlich auch Thomas Morus. Was war diesbezüglich mit dem Papst, der die Zweit-Ehe von Heinrich VIII. nicht anerkennen wollte und dadurch eine Kirchenspaltung herbeiführte?

- „Die Frage sei vielmehr, ob eine „zweite Ehe“ stets als Ehebruch zu charakterisieren sei“. Der Fehler sei, so Bednars Ansicht, dass diese Frage „vorher nie gestellt wurde, „auch nicht von Papst Johannes Paul II.“.
Man könnte ironisch antworten: Schade, was hätte der hl. Papst wohl geantwortet oder sei die Antwort nicht doch klar genug in seinem Schreiben Familiaris consortio enthalten. Und ergibt sich daraus nicht doch: Der genannte Theologe widerspricht eindeutig dem Papst und damit der Lehre der Kirche. Übrigens auch der Lehre der Schrift und der Lehre der Kirche durch die Jahrhunderte: Ehebruch nennt man den sexuellen Verkehr mit einem Menschen, der schon verheiratet ist. David war deshalb eindeutig ein Ehebrecher.

- Und weiter: Papst Franziskus bringe doch nur „die Möglichkeit ein, dass in geeigneten Fällen“ die Partner in einer „Zweitehe „eine Phase der Unterscheidung einlegen.“
Frage: Was sind die „geeigneten“ Fälle, welche sind ungeeignet? Und was soll in dieser Phase „unterschieden“ werden?

- Vielleicht sieht der Verfasser diese Gegen-Fragen voraus, denn er fährt fort: „Sie sollten dabei von einem erfahrenen Priester begleitet werden, damit sie die relevanten Fragen klären können.“
Aber wieder eine Gegen-Frage: Welche „Erfahrungen“ muss der Priester mitbringen und welche sind die „relevanten Fragen“ die hier gemeint sind und wie beantwortet werden müssen?

- Dann, meint Bednar, könnten die Partner nach einer angemessenen Zeit“ zu den Sakramenten zugelassen werden.
Frage: Welche Zeit ist „angemessen“ und was ändert die Zeit? Oder verjährt Sünde auch in den Augen Gottes??

- Zuletzt: „Die Barmherzigkeit kann dafür sprechen, die zweite Ehe zu belassen“, schreibt Bednar wörtlich.
Wieder die Frage: Wer kann und soll hier „barmherzig sein? Der Priester oder Gott oder wer sonst noch, vielleicht der Sünder selbst, der erkannt hat – was? Als Papst oder Religionslehrer, gleich, wer ich bin, habe ich die Aufgabe, die Gebote Gottes zu lehren, so genau und so präzise als ich es kann. Barmherzig kann ich nur dem Sünder gegenüber sein, nicht als Lehrender! Wie hätte Nathan dem königlichen Ehebrecher David sein Tun „barmherzig“ vorhalten können, oder Johannes dem Herodes? Jesus der Ehebrecherin? Jesus war barmherzig mit der Frau, aber er hat ihr nicht gesagt: „Nicht so schlimm“!

Man muss sich klar sein: Wir haben es bei der Moral mit Geboten Gottes zu tun, nicht um unsere Gebote von Menschen. Auch der Papst kann weder ein Gebot Gottes aus dem Dekalog streichen noch es „barmherzig“ ändern“. Er darf es nicht, weil er es nicht kann, genauso wenig wie er ein Naturgesetz wie Aquaplaning nicht „abschaffen“ kann.

Darum sind auch Bitten wie „Der Papst soll die Pille erlauben“ ein Unsinn. Entweder ist die Lehre richtig, dann kann der Papst sie nicht „erlauben“, ist sie falsch, braucht er sie nicht „erlauben“, dann ist sie erlaubt!

Übrigens ist auch das Gewissen keine Instanz, die „über Gottes Gebot“ verfügen kann. Es urteilt über menschliches Tun im Licht der Gebote, nicht über die Gebote, über diese nur insofern als es uns antreibt, sie genau zu verstehen! Das ist auch in Königstein und Maria Trost so. Dann genügt es, über die Lehrautorität der Kirche in der Kraft des hl. Geistes zu sprechen, über den Grund, warum wir ihr glauben! Aber was zählt ist immer nur die Wahrheit.

Wer dem Papst unterstellt, selbst über Gut und Böse bestimmen zu wollen, erweist ihm einen mehr als schlechten Dienst, weil der Papst größenwahnsinnig wäre, wenn er dies versuchte. Bedarf das einer Erklärung?

Zur Frage sei auch noch dies angemerkt: Es gibt viele Menschen in der Kirche von heute, die vom Partner verlassen wurden, aber trotz Gelegenheiten, nochmals zu „heiraten!“, das Kreuz annehmen und ihrer bestehenden Ehe treu bleiben! In Kanada nennt sich die Bewegung „solitude Myriam“, in Polen „Sychar“. Diese Menschen legen Zeugnis für die Wahrheit ab. Dieser Geist hat sich auch schon auf andere Länder wie Österreich und Deutschland ausgebreitet. Wir sollten mitten in einer Zeit des ehelichen Elends diesen Menschen danken aus ganzem Herzen und Pseudo-Theologen wie den zitierten Pednar ignorieren, barmherzig mit ihm, aber nicht geschlagen mit seiner Blindheit.

Archivfoto: Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun predigt beim Requiem des Salzburger Alt-Erzbischofs Georg Eder



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