Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!

10. Dezember 2017 in Spirituelles


Gedanken des Heiligen Franz von Sales zum Advent


Rom (kath.net)
Als das Volk Israel von den Heiden in die Knechtschaft geführt und gefangen unter die Perser und Meder geschickt wurde, entschied sich der wohlgesonnene König Kyrus, sie nach einer langen Gefangenschaft aus dieser Knechtschaft auszulösen und in das gelobte Land zurückzuführen. Mit göttlicher Poesie stimmte der Prophet Jesaja diese schönen Worte an: „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Redet Jerusalem zu Herzen […], dass ihr Frondienst zu Ende geht, dass ihre Schuld beglichen ist [...].“ Und deshalb sagte dieser große Prophet dem Volk Israel, es soll „einen Weg durch die Wüste bahnen und eine ebene Straße bauen“ (vgl. Jes 40,1ff.).

Warum jedoch sagt Gott, dass er dem Volk Israel seine Schuld vergeben wird, da es auf dem Höhepunkt seiner Schlechtigkeit angekommen ist? Die alten Väter lehren, dass diese Worte so verstanden werden können, wie wenn Gott sagte: „Wenn sie am meisten bedrängt werden und das Joch ihrer Schuld in dieser Gefangenschaft und dieser Knechtschaft lebhaft spüren, und nachdem ich sie für ihre Bosheit gestraft habe […], habe ich auf sie geblickt und hatte Mitleid mit ihnen. Angekommen am tiefsten Punkt ihres Leids, habe ich mich begnügt mit dem, was sie gelitten haben; und deshalb wird ihre Schuld von nun an vergeben sein […] Wenn sie auf dem Höhepunkt ihrer […] Undankbarkeit angelangt sind, wenn sie keine Erinnerung mehr an Gott und seine Güte zu haben scheinen, dann wird ihnen ihre Schuld vergeben“ […] Als die Göttliche Vorsehung den Menschen ihre Güte zeigen wollte, war das eine wunderbare Sache, denn Gott wollte, dass kein Beweggrund ihn dazu anstoßen sollte. Von nichts anderem gedrängt als von seiner Güte allein, hat er sich ihnen auf eine Art und Weise mitgeteilt, die ganz und gar wunderbar ist.

Als er in diese Welt kam, war das die Zeit, da die Menschen auf dem Höhepunkt ihrer Bosheit angelangt waren; als das Gesetz in den Händen von Hannas und Kajaphas lag […], als Herodes herrschte und Pontius Pilatus in Judäa an der Macht war, zu dieser Zeit also ist Gott in die Welt gekommen, um uns loszukaufen und uns zu befreien von der Herrschaft der Sünde und aus der Knechtschaft unseres Feindes.


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