Der Mut des christlichen Gebets

12. Jänner 2018 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: beten, bitten, sich ins Spiel bringen. Wenn ein Gebet nicht mutig ist, dann ist es nicht christlich. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Wie schaut im Evangelium das Gebet derer aus, denen es gelingt, vom Herrn das zu erreichen worum sie bitten? In seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Donnerstag der ersten Woche im Jahreskreis ging Papst Franziskus vom Tagesevangelium aus (Mk 2,112).

Wie gestern berichte es von einer Heilung: nach der Heilung des Aussätzigen nun von der Heilung eines Gelähmten. Beide hätten darum gebeten, geheilt zu werden. Beide hätten ihre Bitte mit Glauben an Jesus gerichtet. Der Aussätzige fordere Jesus auch mutig heraus, indem er zu ihm sage: „Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde“. Die Antwort des Herrn sei unmittelbar: „Ich will es“ (vgl. Mk 1,40-45). Alles also sei möglich für den, der glaube:

„Immer, wenn wir uns dem Herrn nähern, um ihn um etwas zu bitten, muss man vom Glauben ausgehen und es im Glauben tun: ‚Ich habe den Glauben, dass du mich heilen kannst, ich glaube, dass du das tun kannst’. und den Mut aufbringen, ihn herauszufordern, wie dieser Aussätzige von gestern, wie der Mann von heute, dieser Gelähmte. Das Gebet im Glauben“.

Das Evangelium führe uns also dazu, uns nach unserer Art des Betens zu fragen. Wir dürften nicht „wie Papageien“ und ohne Interesse für das beten, worum wir bitten. Vielmehr sei es notwendig, den Herrn anzuflehen, auch angesichts der Schwierigkeiten unserem geringen Glauben zu helfen.

Im Evangelium gebe es viele Episoden, in denen es für den Bedürftigen schwer sei, dem Herrn nahezukommen. Dies diene als Beispiel für einen jeden von uns. Der Gelähmte zum Beispiel werde sogar auf seiner Liege vom Dach hinabgelassen, damit er den Herrn erreichen könne, der vor einer großen Menschenmenge predige. Der Wille, eine Lösung zu finden, lasse über die Schwierigkeiten hinausgehen:

„Mut zum Kampf, um zum Herrn zu gelangen. Mut, um Glauben zu haben am Anfang: ‚Wenn du willst, kannst du mich heilen. Wenn du willst, glaube ich’. Und Mut, um mich dem Herrn zu nähern, wenn da Schwierigkeiten sind. Jenen Mut... Viele Male bedarf es der Geduld und des Verständnisses dafür, die Zeiten abzuwarten, aber: nicht aufgeben, immer weitergehen. Doch wenn ich mich mit Glauben dem Herrn nähere und sage: ‚Nun, wenn du willst, dann kannst du mir diese Gnade schenken’, und dann aber... weil die Gnade nach drei Tagen noch nicht gekommen ist, etwas anderes... und ich vergesse es“.

Die heilige Monika, die Mutter des Augustinus, habe für die Bekehrung ihres Sohnes viel gebetet und geweint, und es sei ihr gelungen, sie zu erreichen. Monika hätte wie viele andere Heiligen in ihrem Glauben einen großen Mut gehabt. Mut, um den Herrn herauszufordern, den Mut, sich ins Spiel zu bringen, auch wenn man etwas, um das man bitte, nicht sofort erlange, denn „im Gebet spielt man hart“ und „wenn das Gebet nicht mutig ist, dann ist es nicht christlich“.

„Das christliche Gebet entsteht aus dem Glauben an Jesus und geht mit dem Glauben immer über die Schwierigkeiten hinaus. Ein Satz, um es heute in unser Herz zu bringen, wird uns helfen, ein Satz unseres Vaters Abraham, dem das Erbe verheißen wurde, das heißt: im Alter von 100 Jahren einen Sohn zu haben. Der Apostel Paulus sagt: ‚Er glaubte’, und dadurch war er gerechtfertigt. Der Glaube – ‚und er machte sich auf den Weg’: Glauben und alles tun, um zu jener Gnade zu gelangen, um die ich bitte. Der Herr hat uns gesagt: ‚Bittet, und euch wird gegeben werden’. Wir wollen auch dieses Wort aufnehmen und Vertrauen haben, doch immer mit Glauben und indem wir uns ins Spiel bringen. Das ist der Mut, den das christliche Gebet hat. Wenn ein Gebet nicht mutig ist, dann ist es nicht christlich“.

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