Wien: Schönborn empfängt Orban

30. Jänner 2018 in Aktuelles


Ungarischer Ministerpräsident kam zu "informeller Begegnung" ins Erzbischöfliche Palais - Europa und Naher Osten im Mittelpunkt des Gesprächs


Wien (kath.net/KAP) Kardinal Christoph Schönborn hat am Dienstagnachmittag den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban zu einem Gespräch im Erzbischöflichen Palais empfangen. Wie es in einer kurzen Erklärung der Erzdiözese Wien hieß, war die "informelle Begegnung" auf Wunsch von Viktor Orban zustande gekommen. Wörtlich hieß es in der knappen Mitteilung der Erzdiözese. "Im Zentrum des Gesprächs stand die Situation Europas und des Nahen Ostens. Kardinal Schönborn nutzte die Gelegenheit, um dem ungarischen Staat für die Unterstützung des Wiederaufbaus im Irak und Aleppo (Syrien) zu danken."

An der Begegnung im Erzbischöflichen Palais nahm u.a. auch der ungarische Minister für Humanressourcen, Zoltan Balog, teil. Er ist nicht nur Politiker sondern auch calvinistischer Pastor. Verstärkt wurde die ungarische Delegation weiters vom Leiter der Staatskanzlei Janos Lazar.

Ministerpräsident Orban, der sich bereits seit Montagabend in Wien zu einem "Arbeitsbesuch" aufhält, war vor dem Besuch bei Kardinal Schönborn mit Bundeskanzler Sebastian Kurz zusammengetroffen. Übereinstimmung hatten die beiden Politiker laut Medienberichten beim Thema Migration gefunden, Uneinigkeit herrschte hingegen bzgl. des Ausbaus des ungarischen AKWs Paks und bei der Indexierung der Familienbeihilfe für Kinder, die im EU-Ausland leben.

Hilfe für verfolgte Christen

Kardinal Schönborn hatte Orban bereits 2012 in Wien empfangen. Der Wiener Erzbischof und der Ministerpräsident besuchten damals gemeinsam das Kolleg Pazmaneum in der Boltzmanngasse, wo eine Kranzniederlegung an der dort befindlichen Gedenktafel für Kardinal Jozsef Mindszenty (1892-1975) stattfand. Der Regierungschef richtete damals auch persönlichen Dank an Kardinal Schönborn als "echten Freund Ungarns".

Eine Folge der Begegnung war der Entschluss Orbans zur Teilnahme an den von Kardinal Schönborn und Rektor Christiaan Alting von Geusau organisierten jährlichen Frascati-Konferenzen des "International Catholic Legislators Network" (ICLN). In Frascati war Orban von den Darlegungen des syrisch-orthodoxen Patriarchen Mar Ignatius Aphrem II. über die dramatische Situation der orientalischen Christen sehr beeindruckt gewesen. In der Folge kam es 2017 zur Gründung eines eigenen ungarischen Departments für Hilfe an verfolgten Christen, mit Vizestaatssekretär Tamas Török als dessen Leiter. Töröks Stabsstelle ist mittlerweile auch operativ tätig und unterstützt Projekte in Syrien, Libanon und Irak.

So stellte die ungarische Regierung u.a. bereits mehr als zwei Millionen Euro für den Wiederaufbau der vom IS zerstörten christlichen Dörfer und Städte in der nordirakischen Ninive-Ebene zur Verfügung. - In der Region sind auch einige österreichische Hilfsorganisationen (Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände, Initiative Christlicher Orient, Christian Solidarity International Österreich, Kirche in Not, Kardinal König Stiftung) tätig.

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Archivfoto Kardinal Schönborn (c) Erzdiözese Wien



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