Neue RTL-Serie: Sakrileg oder Satire?

5. Februar 2018 in Kommentar


Ein „Frauenschwarm“ in Priestersoutane tanzt im Altarraum, küsst eine Frau und läuft als Gauner durch die Straßen. Das sind Szenen aus der neuen RTL-Serie „Sankt Maik“. Gastkommentar von Viktoria Samp


Wien (kath.net) Ein „Frauenschwarm“ in Priestersoutane tanzt im Altarraum, küsst eine Frau und läuft als Gauner durch die Straßen. Das sind Szenen aus der neuen RTL-Serie „Sankt Maik“, die seit dem 23. Januar jeden Dienstagabend tausende Zuschauer vor den Bildschirm lockt.

Das Szenario: Ein Trickbetrüger gibt sich im Zug als Schaffner aus, bestiehlt die Insassen und entdeckt zufällig einen Pfarrer, der soeben verstorben ist. Zur Tarnung schlüpft in seine Soutane und flieht. Auf der Flucht landet er in der kleinen Gemeinde Läuterberg, die den Pfarrer freudig aufnimmt. Der Gauner entscheidet sich, weiter den Pfarrer zu spielen und nehmt für den Ungetauften völlig neue Aufgaben wahr: Er soll eine Messe feiern, Kranke salben und das Ehesakrament spenden. Natürlich fehlt es auch in dieser Serie nicht an einer Affäre. Bereits die kurzen Werbespots für jede neue Folge zeigen Szenen, die manch ein Katholik als blasphemisch deuten kann. So titelt die Tagespost: „„Die Grenze bis zum Sakrileg überschritten“, ohne jedoch wirkliche Kritik an der neuen TV-Serie zu äußern.

Anders erscheint die Reaktion von Katholiken im Netz: So kann man in Kommentaren beispielsweise lesen: „Es werden Dinge und Personen in dieser Serie verspottet, die Katholiken absolut heilig sind. Ich bin durch Taufe und Firmung dazu verpflichtet, für den Glauben und für Jesus Christus zu STREITEN, wenn es erforderlich ist! Und nicht immer alles zu ertragen, was Unrecht ist! […] Er [dieser Schund] setzt sich in den Köpfen der Menschen fest, ihnen wird gezeigt, wie sie angeblich in sakralen Räumen agieren können. Dies kann man so nicht stehen lassen. Die Macher dieses Mülls würden es außerdem niemals wagen, vergleichbares über eine andere Glaubensgemeinschaft in der Öffentlichkeit zu verbreiten“

Der 27-jährige jüdische Hauptdarsteller, Daniel Donskoy, geboren in Moskau, aufgewachsen in Berlin und Tel Aviv, gibt in Interviews zu, dass am Set eine Riesendiskussion darüber ausgebrochen sei, wie man sich richtig bekreuzige: von links nach rechts oder von rechts nach links. Er habe durch diese Serie auch das „Vater Unser“ gelernt. Der gelernte Schauspieler, der in England seine Ausbildung abschloss, war zuvor als Model tätig. Fluchen tut er übrigens am liebsten auf Hebräisch und Russisch, wie man in anderen Videos erfahren kann.

Der Sohn einer ukrainischen Mutter und eines russischen Vaters, sagt selber, er hoffe, die Kirche nehme die Serie mit Humor: „Es ist nichts blasphemisches in dieser Serie, nichts in dieser Serie, sagt, dass irgendetwas schlecht ist, dass Glaube falsch ist. Es destilliert sogar, dass Glaube etwas total Schönes ist und was mit Dir machen kann, das Gemeinschaftsgefühl, das ist total schön, es kommt immer wieder rein. Auch Maik lernt durch eine Gemeinschaft Verantwortungsgefühl und sowas“ (Youtube-Kanal von GOLDENE KAMERA)

Wo ist die Grenze zwischen Satire und Sakrileg oder gar Blasphemie? Muss sich die katholische Kirche alles gefallen lassen? Wird es eine Reaktion der Kirche geben? Ist die Grenze nur dort, wo sie der Schauspieler oder Regisseur definiert oder nicht doch schon da, wo sie die betroffenen sehen? Müssen Emotionen provoziert werden, um ein gutes Geschäft zu machen? Wie auch immer man auf diese Fragen antworten mag, stellt sich für mich vor allem die Frage: Würde sich irgendein Fernsehen oder irgendein Regisseur trauen, etwas Ähnliches im Bezug zu irgendeiner anderen Religionsgemeinschaft herzustellen und auszustrahlen? Ich mag das zu bezweifeln.


Symbolbild



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