Die Tugend der Geduld

12. Februar 2018 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Geduld hat nichts mit Resignation zu tun. Die Notwendigkeit, mit den eigenen Grenzen in einen Dialog zu treten. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Ihr wisst, dass die Prüfung eures Glaubens Geduld bewirkt“: so schreibt der heilige Jakobus in der ersten Lesung vom Tag (Jak 1,1-11). In seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Montag der sechsten Woche im Jahreskreis ging Papst Franziskus von diesem Gedanken aus, um den Begriff der Geduld zu betrachten.

Der Papst stellte sich die Frage, was Geduld im Leben und angesichts der Prüfungen bedeute. Dies sei gewiss nicht leicht zu begreifen. Es müsse zwischen christlicher Geduld, „Resignation“ und der Haltung von „Niederlage“ unterschieden werden. Dagegen solle die Geduld als Tugend dessen gezeigt werden, der „unterwegs ist“, nicht desjenigen, der still und verschlossen bleibe:

„Und wenn man unterwegs ist, dann geschehen viele Dinge, die nicht immer gut sind. Über die Geduld als Tugend unterwegs sagt mir viel die Haltung der Eltern, wenn ein krankes oder behindertes Kind kommt, so geboren wird. ‚Gott sei Dank, dass es lebt!’: das sind die Geduldigen. Und das ganze Leben lang tragen sie dieses Kind voll Liebe, bis zum Ende. Und es ist nicht leicht, viele Jahre über ein behindertes, ein krankes Kind voranzubringen... Doch die Freude, jenes Kind zu haben, gibt ihnen die Kraft, weiterzugehen, und das ist die Geduld, keine Resignation: das ist die Tugend, die sich einstellt, wenn einer unterwegs ist“.

„Was kann uns die Etymologie des Wortes ‚Geduld – patientia’ lehren?“, fragte sich Franziskus weiter. Die Bedeutung bringe den Sinn von Verantwortung mit sich, denn der „Geduldige, der patiens“ lasse das Leiden nicht einfach beiseite, er trage es, und er tue dies mit Freude, „voll Freude“ wie der Apostel sage:

„Geduld bedeutet ‚aufnehmen’ und es nicht einem anderen zu überlassen, dass er das Problem auf sich nimmt, dass er die Schwierigkeit auf sich nimmt: ‚Ich nehme das auf mich, das ist meine Schwierigkeit, das ist mein Problem. Lässt es mich leiden? Klar, gewiss! Aber ich nehme es auf mich’. Auf sich nehmen. Und die Geduld ist auch die Weisheit, mit der Grenze in einen Dialog zu treten. Im Leben gibt es viele Grenzen, doch der Ungeduldige will sie nicht, er ignoriert sie, weil er es nicht versteht, mit den Grenzen in einen Dialog zu treten. Da ist so manche Einbildung von Allmacht oder Faulheit, wir wissen nicht... Aber er versteht es nicht“.

Die Geduld, von der Jakobus spreche, sei nicht nur ein „Rat für die Christen“: „wenn wir auf die Heilsgeschichte blicken, können wir die ‚Geduld Gottes, unseres Vaters’ sehen“, der sein „dickköpfiges Volk“ jedes Mal geführt und vorangebracht habe, wenn „es sich ein Götzenbild machte und von einer Seite zur anderen ging“.

Geduld sei auch das, was der Vater mit einem jeden von uns habe, indem er uns begleite und unsere Zeiten abwarte. Gott, der auch seinen Sohn gesandt habe, damit er in die Geduld eintrete, seine Sendung aufnehme und sich entschlossen seinem Leiden aufopfere:

„Und hier denke ich an unsere verfolgten Brüder und Schwestern im Nahen Osten, die weggejagt werden, weil sie Christen sind... Und ihnen liegt viel daran, Christen zu sein: sie sind in die Geduld eingetreten, wie der Herr in die Geduld eingetreten ist. Mit diesen Vorstellungen können wir vielleicht heute beten, beten für unser Volk: ‚Herr, schenke deinem Volk Geduld, um die Prüfungen aufzunehmen’. Und auch für uns beten. Viele Male sind wir ungeduldig: wenn etwas nicht geht, dann schimpfen wir... ‚Na, halt ein wenig ein, denke an die Geduld Gottes, des Vaters, trete in die Geduld ein wie Jesus’. Die Geduld ist eine schöne Tugend, wir wollen den Herrn um sie bitten“.

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