Kontroverse über russisches „Flaming Gothic“

21. Februar 2018 in Weltkirche


Verbrannte Künstler das Modell einer katholischen Kirche auf einem Festival orthodoxer Christen? - TV-Moderator: Das Verbrennen eines orthodoxen Kirche-Modells in Berlin oder Paris hätte umgekehrt zu einem Aufschrei in Russland geführt


Kaluga (kath.net) In einem Park, der der modernen Kunst und Architektur gewidmet ist, wurde bei einem Festival orthodoxer Christen ein 30 Meter hohes gotisches Modell aus Zweigen und Trümmern verbrannt, das ungefähr aussah wie eine gotische Kathedrale. Gotische Kathedralen wurden in der orthodoxen Christenheit allerdings keine gebaut und werden der römisch-katholischen Kirche zugeordnet. In den sozialen Netzwerken entstand eine Diskussion über den Vorgang in der etwa zwei Autostunden von Moskau entfernten Stadt Kaluga, wie die BBC auf ihrem Blog berichtete. Der in Russland sehr bekannte TV-Moderator und Komödiant Maxim Galkin äußerte auf Twitter entrüstet: „Stellen Sie sich den Aufschrei in unseren TV-Kanälen vor, wenn jemand ein Objekt mit dem Aussehen einer orthodoxen Kirche irgendwo nahe Berlin oder Paris verbrannt hätte.“ Er erinnerte daran, dass das russische Gesetz Handlungen verbiete, die die Gefühle von Gläubigen verletze. Die BBC erläuterte, dass der kleinen katholischen Gemeinschaft in Russland etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung angehören.

Der verantwortliche Künstler Nikolai Polissky stritt ab, dass es sich bei dem Objekt um die Nachbildung einer Kirche gehandelt habe. Er wies darauf hin, dass die gotische Baukunst auch für säkulare Bauwerke eingesetzt worden war.

Den in Russland prominente liberale Blogger Andrei Malgin überzeugte die Behauptung des Künstlers nicht. Er vertrat, dass das Verbrennen einer „gotischen – also katholischen – Kirche“ nicht zu akzeptieren sei in einem Land, in welchem die „orthodoxen Taliban siegreich sind“, eine Anspielung auf den starken stand der russisch-orthodoxen Kirche in der Gesellschaft, so die BBC.

Auch die russisch-orthodoxe Kirche reagierte mit Kritik an der Aktionskunst. Ein Sprecher des Patriarchen Kyrill sagte einer russischen Nachrichtenagentur, dass christliche Symbolen mit Respekt behandelt werden sollten, unabhängig davon, ob sie zur westlichen oder zur östlichen Christenheit gehören.

Link zum BBC-Blog-Beitrag – mit Bildmaterial: Russian 'burning church' art engulfed in controversy.

Foto: Symbolbild


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