Papst veranlasste Großspende an umstrittenes Krankenhaus

22. Februar 2018 in Aktuelles


Die in den USA ansässige Papal Foundation sollte auf Aufforderung von Franziskus 25 Millionen Dollar für ein katholisches Krankenhaus in Rom spenden, das in Korruption und Misswirtschaft verwickelt ist.


Rom (kath.net/LSN/jg)
Dokumente einer kirchennahen US-Stiftung, die dem Nachrichtenportal LifeSiteNews zugespielt worden sind, bringen Papst Franziskus in Zusammenhang mit einer Großspende für ein kirchliches Krankenhaus in Rom, das in den letzten Jahren durch Misswirtschaft und Korruption in die Schlagzeilen geraten ist.

Aus den Dokumenten geht hervor, dass Papst Franziskus persönlich einen Zuschuss in Höhe von 25 Millionen US-Dollar von der Papal Foundation für das Istituto Dermopatico dell’Immacolata (IDI), ein dermatologisches Krankenhaus in Rom, das der Kirche gehört, angefordert haben dürfte. Dreizehn Millionen Dollar sind laut den Dokumenten in zwei Tranchen im Dezember und Januar an das Krankenhaus gegangen.

Die Stiftung

Die Papal Foundation (übersetzt „päpstliche Stiftung“) wurde 1988 gegründet. Sie ist eine wohltätige Stiftung, die in der Nähe von Philadelphia ihren Sitz hat. Sie vergibt Zuschüsse, die für gewöhnlich die Höhe von 200.000 US-Dollar nicht überschreiten, an katholische Hilfsorganisationen in Entwicklungsländern für Projekte, die vom Heiligen Stuhl empfohlen und gutgeheißen werden.

Die Papal Foundation wird von einem Kuratorium („Board of Trustees“) geleitet, zu dem alle in den USA residierenden Kardinäle von Amts wegen gehören. Laut Satzung der Stiftung sind sie das höchste Entscheidungsgremium. Zusätzlich gehören eine Reihe von Erzbischöfen, Bischöfen und Laien dem Kuratorium an. Die Laienmitglieder rekrutieren sich aus den sogenannten „Stewards“ der Stiftung. Das sind Spender, die sich verpflichten, innerhalb von zehn Jahren insgesamt mindestens eine Million US-Dollar an die Stiftung zu spenden, wobei jedes Jahr mindestens 100.000 Dollar zu entrichten sind. Das Vermögen der Papal Foundation ist mittlerweile auf mehr als 215 Millionen Dollar angewachsen.

25 Millionen Dollar

Laut den Dokumenten gelangte die Anfrage des Papstes im Sommer 2017 über Donald Kardinal Wuerl, den Erzbischof von Washington und Vorsitzenden des Kuratoriums der Papal Foundation, an die Stiftung. Trotz der Proteste einiger Laienmitglieder beschloss das Kuratorium im Dezember, eine erste Tranche in Höhe von acht Millionen US-Dollar an den Heiligen Stuhl zu überweisen. Im Januar schlugen die Laienmitglieder des Kuratoriums Alarm, weil sie in der Großspende eine missbräuchliche Verwendung der Mittel der Stiftung sahen. Trotzdem wurden auf Beschluss des Kuratoriums weitere fünf Millionen US-Dollar überwiesen.

Am 6. Januar reichte einer der Stewards, der als Vorsitzender des Prüfungsausschusses der Stiftung tätig war, seinen Rücktritt von dieser Position ein und verfasste einen Bericht über die massiven Einwände des Ausschusses gegen die Spende für das IDI. Diese sei fahrlässig gewährt und mangelhaft geprüft worden. Weiters widerspreche sie der Ausrichtung der Stiftung, schrieb er in seiner Rücktrittserklärung. „Anstatt den Armen in einem Land der dritten Welt zu helfen hat das Kuratorium eine Spende in noch nie dagewesener Höhe an ein Krankenhaus gewährt, dessen Vergangenheit von Misswirtschaft, strafrechtlichen Anklagen und Insolvenzen geprägt ist“, heißt es wörtlich in dem Brief.

Die erste Teilzahlung von acht Millionen US-Dollar sei ohne Dokumentation erfolgt. Später habe das Kuratorium Ordner mit großteils in italienischer Sprache verfasster Informationen erhalten, die aber wesentliche Details nicht enthalten habe. Es habe keine Bilanzaufstellung gegeben, keine Angaben darüber, wie die 25 Millionen Dollar verwendet würden, wie es für Projekte verlangt würde, die um eine Förderung durch die Stiftung ansuchen würden. In den Unterlagen, die sie später erhalten hätten, sei eine Prognoserechnung enthalten gewesen, die für die nächsten Jahre Gewinne erwarten lasse. Wenn die Zahlen stimmen würden, könne die Betriebsgesellschaft einen Bankkredit bekommen, kommentierte der ehemalige Vorsitzende des Prüfungsausschusses die Prognose.

Das Krankenhaus

Das IDI ist in den letzten Jahren mehrmals wegen Korruptionsverdacht und Verwicklung in Finanzskandale in die Schlagzeilen gekommen.

2013 berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA, dass die Polizei im Rahmen der Korruptionsbekämpfung Vermögenswerte des IDI in Höhe von sechs Millionen Eure beschlagnahmt hätte. Im Juni 2015 berichtete Reuters, dass Kardinal Giuseppe Versaldi im Verdacht stehe, er habe 30 Millionen Euro von einem Kinderspital abgezweigt und dem IDI zur Verfügung gestellt. 2016 berichtete ANSA, dass die Finanzpolizei einen Schuldenberg von 845 Millionen Euro und Steuerhinterziehung in Höhe von 450 Millionen Euro festgestellt habe. 82 Millionen Euro seien in andere Kanäle geflossen, sechs Millionen seien veruntreut worden. Im Jahr 2017 gab es in diesem Zusammenhang 24 Anklagen, die zu 12 Verurteilungen führten. Einige Angeklagte wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Brief zur Beruhigung der Spender

Am 19. Januar schrieb der Vorstand der Stiftung einen Brief an die Stewards. Darin kommt das Unbehagen der Vorstandsmitglieder, darunter die Kardinäle Wuerl und Dolan, zum Ausdruck. Die Formulierungen bestätigen offenbar, dass die Anfrage nach der Großspende direkt von Papst Franziskus kam. Wenn sie mit dem Papst in einem Raum gewesen wären, hätten sie ihm gesagt, dass die Papal Foundation hier nicht helfen könne, heißt es in den Brief. Die Stiftung sei eine Päpstliche Stiftung, die stets eng mit dem Heiligen Stuhl zusammengearbeitet habe.

Die Vorstandsmitglieder würden das hohe Ausmaß an Unzufriedenheit in der Stiftung bedauern. Es sei aber nicht im Interesse der Kirche, Arglist oder bösen Willen zu unterstellen. Trotzdem räumen sie ein, dass eine Förderung „die mehr als hundert Mal größer als viele unserer Zuwendungen“ sei, einen hohen Grad an Zustimmung erfordere. Dies sei in diesem Fall nicht erreicht worden.

Kardinal Wuerl habe sich schriftlich an das vatikanische Staatssekretariat gewandt und dieses ersucht, angesichts der Umstände keine weiteren Zahlungen von der Papal Foundation anzufordern, heißt es in dem Brief.


Der Artikel auf LifeSiteNews mit Links zu den Dokumenten:

lifesitenews.com


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