Kardinal Müller: "Humanae Vitae wird von zwei Heiligen gestützt"

13. März 2018 in Aktuelles


Früherer Präfekt der Glaubenskongregation betont, dass es mit Papst Franziskus keine Kehrtwende beim kirchlichen Verbot der künstlichen Empfängnisverhütung gibt


Rom (kath.net/KAP) Bei einem Vortrag an der römischen Lateranuniversität hat der frühere Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, die vor 50 Jahren veröffentlichte Enzyklika "Humanae vitae" von Papst Paul VI. gewürdigt. Gleich zwei Päpste, die Heilige seien bzw. in Kürze würden, verkörperten die Theologie in dieser Enzyklika, sagte der deutsche Purpurträger, wie das Portal "Vatican News" am Wochenende berichtete. "Humanae vitae" bildete die Begründung für das kirchliche Verbot der künstlichen Empfängnisverhütung.

Paul VI. und Johannes Paul II. seien die beiden Stützen von "Humanae vitae", so Kardinal Müller. Es gehe darum, das "Heil der Menschen" in den Mittelpunkt zu setzen und nicht einen Streit unter Gläubigen hervorzurufen. Die Kirche sei nämlich keine politische Partei oder eine "sonstige menschliche Organisation". Deshalb sei das kirchliche Lehramt so wichtig, fügte Müller hinzu.

Der Papst als Verteidiger des Lehramtes trage deshalb eine große Verantwortung. Als Nachfolger Petri müsse er "die Einheit im Glauben" nicht nur verkörpern, sondern sie auch stärken. "Wer 'Humanae vitae' in seiner Tiefe studiert sowie die nachfolgenden Dokumente des Lehramtes, die sich darauf stützen, der wird feststellen, wie menschenliebend diese Enzyklika ist. Wir sehen auf der anderen Seite, welche negativen Entwicklungen es geben kann, wenn Regierungen stattdessen das Eheverständnis umkehren. Damit zerstören sie sich selbst", sagte Müller.

Der emeritierte deutsche Kurienkardinal warf jenen Parteien und Regierungen, die in der Reproduktionsethik eine "antikatholische Haltung" einnähmen, vor, sich als "Herren über den Körper des Menschen" aufzuspielen. Die Kirche lehre hingegen, dass nur Gott der Herr über die Menschen sei, weil er der Schöpfer des Lebens sei. Der Mensch sei ein "Verantwortungsträger", der das Leben als Geschenk erhalten habe.

Eine Kehrtwende mit Papst Franziskus gebe es in der Frage der Ehe und Reprodiktionsethik nicht, und wer ihn der Häresie bezichtige, der liege falsch, so Kardinal Müller. "Es ist aber legitim, vom Papst klare Worte zu verlangen. Ich habe ein Vorwort zu einem Buch von Rocco Buttiglione zu 'Amoris laetitia' geschrieben, und darin habe ich klar festgehalten, dass solche Vorwürfe gegen Franziskus falsch sind." Es sei somit, so Kardinal Müller, wichtig, die Rolle der Glaubenskongregation zu stärken, weil die heutige Welt einer klaren Stimme des Lehramtes bedürfe.

Dass er für seine Betonung des deutlich sprechenden Lehramts öffentlich verbal angegriffen worden sei, betreffe eine Gruppe von "Leuten, die meiner Meinung nach keine guten Berater des Papstes sind, weil sie öffentlich Kardinäle angreifen". Sie fühlten sich "wie die Zensurbehörde der Kirche, aber die Kardinäle brauchen so etwas nicht, und niemand hat das Recht, sie anzugreifen und unnötige Polemik gegen die Kirche zu führen".

Bereits vor einem Monat hatte Müller in einer internationalen Konferenz an der katholischen Cyrill-und-Method-Fakultät der Pressburger Komensky-Universität zum 25. Jahrestag der Enzyklika "Veritatis splendor" von Papst Johannes Paul II. eine Tendenz zur Trennung von Dogmatik und Morallehre kritisiert. Das Christentum müsse als "theozentrischer Humanismus" gesehen werden, erklärte der Kardinal.

Christliche Ethik und das Naturgesetz seien nicht bloß eine Sammlung von Vorschriften, sondern es gehe in ihnen um die Respektierung des Willens Gottes, so Müller. "Gott ist nicht nur ein Gesetzgeber, der Normen aufstellt, sondern unser Schöpfer, in dem wir Herkunft und Ziel haben." Wenn er "in seiner Fülle das Gute ist" und die Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen seien, so seien "auch wir für das Gute geschaffen". Dies sei die "Grundlage der Gebote und Vorschriften, die nicht bloß ein Gemisch bilden, sondern sich zum Wohl des Menschen vereinigen", und dies gelte auch für "Humanae vitae". Es gehe um Liebe, und diese sei "die Substanz des Evangeliums".

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