Bischof im Irak: Für Rückkehrer heißt Osterfreude Wiederaufbau

1. April 2018 in Weltkirche


Chaldäisch-katholischer Bischof Warduni unterstreicht Verbindung mit der ganzen Christenheit.


Rom (kath.net/ KAP)
Auch an diesem Osterfest müssten die Christen im Nahen Osten, in Mossul und Aleppo und an so vielen anderen Orten, ihr Leid mit Christus tragen, sagte der chaldäisch-katholische Weihbischof Shlemon Warduni - "rechte Hand" des Patriarchen Louis Raphael Sako - am Karsamstag in einem Telefoninterview aus Bagdad mit der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR. Bischof Warduni betonte, dass der Glaube an die Auferstehung von den nahöstlichen Christen auch Einsatz für den Wiederaufbau ihrer Heimat verlange, Bereitschaft zum Engagement für das Gemeinwohl und gegen die Sonderinteressen und die Korruption. Was den Irak betreffe, so kehrten aktuell bereits Familien in IS-zerstörte christliche Dörfer zurück, jedoch gebe es lokal eine disziplinlos-abschreckende Militärpräsenz.

Der chaldäische Bischof unterstrich die Verbindung der Christen des Nahen Ostens mit der ganzen Christenheit: "Wir opfern unser Leiden für das Heil aller auf, aber wir bitten auch um das Gebet unserer Brüder und Schwester, damit wir die Kraft zum Ausharren erhalten". Die Verbundenheit gelte aber auch den "nichtchristlichen Brüdern", mit denen die orientalischen Christen "die Tragödie des Krieges" teilen, sogar jenen, die "sich von Gott entfernt haben, indem sie falsche Weg eingeschlagen haben".

Volle Kirchen in Aleppo

Der Apostolische Vikar für die Katholiken des lateinischen Ritus in Aleppo, Bischof Georges Abou Khazen, sagte im SIR-Interview, in seiner Heimatstadt schwanke zum Osterfest die Stimmung zwischen Hoffnung auf baldigen Frieden und Skepsis. Es gebe die Befürchtung, dass "die Mächte dieses Land ausnehmen und sich Teile aneignen wollen". Aber die Kirchen in Aleppo seien bei den Gottesdiensten voll, die Menschen seien im achten Jahr des Syrien-Konflikts voll Sehnsucht nach Frieden, danach, "dass dem Kreuzweg die Auferstehung folgt".

Die Wirtschaft liege nach der Zerstörung vieler Fabriken und Gewerbetriebe darnieder, aber die Kirche versuche, Initiativen zu setzen, etwa die Aktion zur Reinigung der Stadt von den Spuren der Kämpfe, Sommerlager für Kinder und Jugendliche sowie Finanzierung der ärztlichen Versorgung und des Medikamentennachschubs.

Die Zahl der Gläubigen sei in Aleppo in den Jahren des Krieges gesunken, "aber unsere Kirche ist eine lebendige Kirche", betonte der Bischof: "Wir haben Tod und Zerstörung erlebt, aber zugleich auch das Zeugnis großer Nächstenliebe und Solidarität. Der Krieg dauert noch an, es gibt neue Opfer, immer noch verlassen Leute das Land."

Der Glaube sei jedenfalls stärker als der Tod. Deshalb strömten die Gläubigen so zahlreich in die Kirchen - wie sich auch bei der großen Prozession zu allen Gotteshäusern der Stadt nach der Karfreitagsliturgie gezeigt habe, so Khazen.

Die katholische Nachrichtenagentur "AsiaNews" veröffentlichte einen Hilferuf des chaldäisch-katholischen Pfarrers von Amadiya in der autonomen kurdischen Region, P. Samir Yousef. Die chaldäische Pfarre der kleinen Stadt hat für 158 christliche und jesidische Familien zu sorgen, die vor allem aus Mossul und Sinjar stammen. Sie waren vor den IS-Terroristen geflüchtet und versuchten nach deren Vertreibung heimzukehren, aber ihre Häuser waren zerstört.

Vor allem das nichtfunktionierende Schulwesen und die Spannungen zwischen irakischer Armee und kurdischen Peshmerga veranlassten die Familien schließlich, an ihren Zufluchtsort Amadiya zurückzukehren. Der Pfarrer versorgt die Flüchtlinge allwöchentlich mit Reis, Öl, Brot, Kleidung, Heizöl usw.

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Foto: (C) Kirche in Not


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