Denn Gott ist unsagbar treu!

9. Mai 2018 in Spirituelles


Von Wunden und Wundern - Die Jugendkolumne von kath.net - Diese Woche ein Beitrag von Lucia Kirchgasser


Salzburg (kath.net)
Narben sind schon eine interessante Sache. Sie erzählen eine Geschichte. Sie sind bezeichnend für unser Leben. Narben machen Leid sichtbar. Sie zeigen, dass wir verletzt wurden; dass wir nicht unversehrt sind. Aber, was mir heute erst so richtig klar geworden ist, sie sind eigentlich viel mehr ein Symbol für Heilung.

Seit gefühlt einer halben Ewigkeit schleppe ich diese eine große Wunde mit mir herum. Sie hat etliche Jahre schmerzlich geprägt. Kein Tag an dem sie nicht präsent war. Und immer hab ich gebetet um Heilung, um Erlösung, aber Gott ließ mich warten. Ganz tief in mir hab ich gespürt, dass es wohl irgendwann von einem Moment auf den anderen vorbei sein würde, aber irgendwann, wann soll das sein.

Und irgendwie gewöhnt man sich auch daran. Der Schmerz wir zur Routine und manchmal vergisst man fast, was man da noch so mit sich herumschleppt, weil es schon so zum Leben dazugehört. So auch letzten Donnerstag, ein ganz normaler Tag, und dann plötzlich der Moment, wo jemand so richtig Salz hineinstreut. Keine Prise, nein, eigentlich war es mehr ein richtig guter Schöpfer. In mir zieht sich alles zusammen und innerlich warte ich auf die Flut an Schmerz und wappne mich für die Welle von Frustration, Verzweiflung und Traurigkeit und dafür, dass sich das Karussell von krankhaften Mustern wieder zu drehen beginnt. Aber die Welle kam nicht. Einfach Ebbe. Es war ein extrem seltsames Gefühl.. Ich wusste, eigentlich müsste ich jetzt komplett fertig sein, aber ich war es nicht. Gott hat meine Wunde so langsam und sanft geheilt, dass ich erst realisiert habe, dass ich geheilt bin, als ich gemerkt habe, dass mich jemand auf eine Narbe anspricht, nicht in einer Wunde rührt. Wow! Gott ist so gut! Ganz begreifen kann ich es immer noch nicht!

Es ist so unglaublich, ich sehe auf mein Leben und staune, wie Gott aus Wunden WUNDER macht. Meine größten Schwachpunkte sind genau die Stellen, wo sein Licht und seine Liebe durchbrechen; wo sein Gnadenstrom zu fließen beginnt!
Gott rettet und heilt und nicht selten hinterlässt er dabei eine deutlich sichtbare Spur. Oft scheint diese auf den ersten Blick ein Makel zu sein, doch in Wahrheit ist sie ein Zeichen des Triumphs. Eine verblassende Erinnerung an Schmerz und Leid, aber auch eine ewige Erinnerung an einen Moment, wo Gott uns zurück ins Leben geküsst hat.

Meine Narben, vor allem die weniger offensichtlichen Narben meines Herzens, sie erzählen eine Liebesgeschichte zwischen dem mächtigsten aller Könige und seiner Prinzessin, die nicht wusste, wer sie war, woher sie kam und wohin sie gehörte. Sie erzählen Geschichten über tiefe Täler, einsame Türme, heftige Schlachten, machtvolle Siege und von einer abenteuerlichen Reise zurück nach Hause, zurück in den liebenden Arm des Vaters.

Jesus zeigt ganz offen die Male seiner Wunden. Sie zeigen wie teuer der Preis war, den er für mich gezahlt hat. Sie zeigen, wie sehr er mich liebt. Sie zeigen wie Gott qualvolles Sterben in Auferstehung verwandelt; wie er Totes lebendig macht!

Ich sitze hier in meinem Zimmer vor meinem uralten Laptop und bin mit einer so großen Dankbarkeit erfüllt, dass mir das Herz übergeht. Ich darf erkennen, dass Gott Stück für Stück jede meiner Scherben nimmt und zu etwas Neuem, viel Schönerem zusammensetzt. Keine Ahnung, was es wird, aber ich vertraue ihm! Ja, ich vertraue ihm wirklich! Was hat er nicht schon alles für mich getan?! Wie sehr segnet er mich jeden Tag?! Heute ist so ein richtiger Gnadenmoment, wo Ängste einfach abfallen und sein tiefer Frieden meine Seele umhüllt wie eine Wolke – die Wolke seiner Herrlichkeit ;) Und ich weiß, Gott ist da. Ich weiß, er fängt mich auf, egal ob ich mal wieder aus Dummheit falle oder mir jemand ein Bein stellt. Ich weiß, er liebt mich, auch wenn Momente kommen, in denen ich mich selbst nicht lieben kann. Ich weiß, er heilt, egal was noch aufbricht. Ich weiß, er kämpft, auch dann, wenn alles nach aufgeben schreit. Ich weiß, er siegt, wenn alles verloren scheint.

Ich weiß, ALLE seine Wege sind gut, so dass ich gar nicht falsch abbiegen kann; nicht solange meine Hand in seiner ist. Und jetzt weiß ich, dass nicht ich mich an ihm festhalte, sondern er mich hält und niemals loslassen wird! Ich glaube ihm, wenn er sagt, dass er mich führt, denn ich sehe es! Ich sehe es auf jeder Seite meines Tagebuchs und ich glaube es, auch da, wo ich es noch nicht sehen kann! Ja, ich entscheide mich, zu glauben, was er mir verheißen hat! Denn Gott ist unsagbar treu!


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