Die strategischen Ziele Gottes und unsere Ziele

16. Mai 2018 in Kommentar


„Die strategischen Ziele Gottes sind noch immer dieselben: ‚Fahrt hinaus! Werft eure Netze aus‘. Gegen alle Erwartungen, ja angesichts der Unmöglichkeit, hat der Auftrag Jesu heute höchste Aktualität.“ Gastkommentar von Pfr. Winfried Abel


Fulda-Heiligenkreuz (kath.net) In diesen Tagen um Himmelfahrt wird mir bewusst, dass Jesus der Nachwelt ein bruchstückhaftes Werk hinterlassen hat. Er war auf die Erde gekommen, um ein weltumspannendes und alle Zeiten überdauerndes Reich zu gründen. – Die Frage, die damals im Raum stand, hieß: "Wie soll das geschehen?" So fragte nicht nur Maria, die ohne Zutun eines Mannes die Mutter Jesu werden sollte, sondern auch die kleine verängstigte Schar, die bis an die Grenzen der Erde gehen sollte, um das Evangelium zu verkünden. Die Antwort auf diese Frage lautete beide Male: "Der Heilige Geist…"!

Gottes strategischen Pläne und Ziele sind eindeutig auf Wachstum und Expansion gerichtet. Zu Abraham sagt er "Du sollst der Stammvater eines großen Volkes werden". Doch Abraham hat keinen Sohn; - und als ihm seine Frau Sara trotz ihres hohen Alters einen Sohn schenkt, verlangt Gott diesen von Abraham als Opfergabe zurück. Warum? Weil Gott zeigen will, dass Seine strategischen Pläne nicht menschlichem Kalkül entspringen, sondern göttlicher Weisheit.

Und wir Heutigen? Wir machen "die Statistiken zum Gradmesser einer die Ausstrahlung verweigernden Kirche. Wir starren auf die Austrittszahlen und den schwindenden Einfluss der Kirchen in unserem Land. Solange wir aber nur auf die menschliche Seite der Kirche blicken, kann uns niemand helfen…" (Klaus Berger).

Strategische Ziele werden nicht mehr mit dem Heiligen Geist gemacht, sondern mit menschlichen Berechnungen angesichts einer schrumpfenden und bedeutungslos werdenden Kirche.

Hätte Jesus angesichts des kleinen Häufleins, das ihn verraten, verleumdet und im Stich gelassen hat, seine Zukunftsberechnungen nach der Art unseres Denkens gemacht, dann hätte er seine strategischen Ziele wahrscheinlich so formuliert: "Geht nicht hinaus in die feindliche Welt! Zieht euch hinter die verschlossenen Türen zurück, gründet einen Erinnerungsverein und gedenkt der schönen Zeit, die wir gemeinsam hatten!"

So zukunftspessimistisch ist unser Glaube geworden. Wir glauben nicht mehr an Expansion und Ausbreitung, sondern berechnen und verwalten den Untergang. Pater Karl Wallner (Heiligenkreuz) nennt diese Strategie "assistierten Suizid". Wir haben vergessen, dass Mission – die Sendung zu den Menschen –die Wesensbestimmung der Kirche ist.

Die strategischen Ziele Gottes sind noch immer dieselben: "Fahrt hinaus! Werft eure Netze aus!" Gegen alle Statistiken und Erwartungen, ja angesichts der Unmöglichkeit, hat der Auftrag Jesu heute höchste Aktualität. Wenn wir unsere Kirchen schließen oder zu Urnengräbern umfunktionieren, verwandeln wir das Christentum in einen shintoistischen Totenkult. Die strategischen Pläne Gottes bleiben dennoch fest bestehen: Jetzt ist der Tag, jetzt ist die Stunde, – hinauszugehen und Menschen für Gott zu gewinnen. Wie aber soll das gehen – gegen alle statistische Berechnung? Die Antwort lautet noch immer: "Der Heilige Geist…!"

Symbolbild: Jesus beruft Fischer am See von Genezareth



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