Schafft die Kirchensteuer ab!

16. Mai 2018 in Jugend


Kirche, befreie Dich von den Privilegien und werde wieder zur authentischen Verkünderin des Evangeliums, in Wort und Tat - Die Jugendkolumne von kath.net - Diese Woche ein Beitrag von Viktoria Samp


München-Berlin (kath.net
Die katholische Kirche wächst schneller als die Bevölkerung… Dass diese Meldung selten zu hören ist, hängt damit zusammen, dass sie sich auf die Weltkirche bezieht, nicht aber auf Europa. In Deutschland z.B. wächst nur die Zahl der Kirchenaustritte – und es wachsen die Einnahmen aus Kirchensteuern.

Interessanter Zusammenhang…
Tatsächlich schrumpft die Zahl der Kirchenangehörigen in Deutschland, doch die allgemein gute wirtschaftliche Lage kompensiert dies nicht nur, sondern schafft es sogar, die Kircheneinnahmen trotz schrumpfender Kirche wachsen zu lassen. Dies hängt damit zusammen, dass die Kirchensteuer prozentual vom Einkommen gezahlt wird.

Steuern sind ökonomisch gesehen dazu da, etwas zu finanzieren, was dem Gemeinwohl dient. Jeder zahlt etwas ein, damit für jeden, vor allem für die Bedürftigen, am Ende wieder etwas herausspringt. Es gibt auch solche Steuern, die die Benutzung oder Abnutzung von etwas zum Wohle der Gesellschaft begrenzen sollen, wie die Tabak- oder Umweltsteuer. Und wozu Kirchensteuer? Wohl eher nicht zur Abschreckung.

In den meisten (Erz-)Bistümern Deutschlands bilden die Kirchensteuern die Haupteinnahmequelle der Kirche. Davon finanziert werden u.a. das Personal (Priester, Diakone, Gemeindereferenten, Kirchenmusiker, Verwaltungskräfte usw. – Bischöfe nicht, da diese über öffentliche Steuern bezahlt werden) und andere innerkirchliche Angelegenheiten.

Aber auch Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, etc. profitieren von der Kirchensteuer. Und von den Einrichtungen profitieren häufig alle. Ganz zu schweigen von den vielen Sakralbauten, die häufig als eines der zentralen touristischen Magnete und somit auch als Wirtschaftskurbel wirken. Finanziert z.T. aus Kirchensteuern, die nur die formal Gläubigen zahlen.

Aber seien wir mal nicht so. Das Evangelium sagt doch, wir sollen uns gegenseitig unterstützen, Bedürftigen helfen. Bereits Oskar Lafontaine soll behauptet haben, dass ohne Kirchensteuern andere Steuern erhöht werden müssten. Da können wir doch einen zusätzlichen Beitrag zum Wohlergehen der Gesellschaft leisten. Ja, vielleicht lockt ja auch die wunderbare barocke Kirche, aus der wir die allzu pompösen Heiligenstatuen und Gemälde sicherheitshalber schonmal entfernt haben, den ein oder anderen ins Gotteshaus und hier steht ja der Bekehrung nichts mehr im Weg, besonders, wenn unser lieber Gast vielleicht gerade zufälligerweise nicht auf ein verschlossenes Tor trifft.

Also eigentlich ist das doch alles unterstützenswert. Doch dann passiert es mal, dass man sich auf den Katholikentag verläuft oder auf die Seite einer kirchlichen Organisation…

Zum Beispiel auf eine diözesane Seite des Bundes Deutscher Katholischer Jugend (BDKJ), der den Tag, an dem das Gesetz zur Homosexuellen-Ehe beschlossen wurde, als einen „großen Tag für die Liebe“ bezeichnete; der die Teilnahme am Marsch fürs Leben entschieden ablehnt, da er von „homophoben und islamophoben Gruppen und Kräften unterstützt und mitgetragen“ wird (gemeint sind übrigens u.a. Gabriele Kuby, Pater Franz Schmidtberger oder Martin Lohmann), aber Grünen- und Linkenpolitiker zu eigens organisierten Politikergesprächen einlädt. Wer weiß, vielleicht haben ja ausgerechnet die eingeladenen Politiker nicht die allgemeine Meinung der Grünen und Linken „unterstützt und mitgetragen“, Abtreibung sei völlig in Ordnung.

Wenn ich das so schreibe, kann ich es selbst kaum glauben und wundere mich, dass es nicht schon längst einen Aufschrei gegeben hat…
Und was können wir dagegen unternehmen? Wenn ich dies nicht unterstützen möchte, also keine Kirchensteuer zahlen möchte, gibt es einen Weg: Aus der Kirche austreten. Damit bin ich dann aber auch exkommuniziert und von den Sakramenten ausgeschlossen. Kein Ausweg.

Kein Ausweg? Es gibt doch Menschen, die sich einen Sonderstatus erkämpft haben und zur Glaubensgemeinschaft gehören ohne Steuern zahlen zu müssen. Rechtlich kommt man vor einem staatlichen Gericht nicht weiter, da die Kirche hier souverän entscheiden kann, wen sie als Kirchenmitglied definiert. Es wäre interessant zu wissen, wie der Vatikan diese Frage gelöst hätte: Kann der Empfang von Sakramenten an die Zahlung von Kirchensteuern gebunden sein? Bisher wurde in Deutschland den Klagen stattgegeben, bevor es zu einer Klage im Vatikan überhaupt kommen konnte. Irgendwie erinnert mich das an das Mittelalter, als man Ablassbriefe mit Geld erwerben musste. Mit dem Ablass kann man zum Glück nicht mehr handeln, es prüft ja keiner beim Bußsakrament, ob ich Kirchensteuer zahle. Aber ist es nicht höchste Zeit, auch den Sakramentenhandel zu beenden?

Kirche, befreie Dich von den Privilegien und werde wieder zur authentischen Verkünderin des Evangeliums, in Wort und Tat. Schenke uns Priester mit wahrer Berufung, die sich ganz der Wahrheit widmen. Schenke uns Menschen, die sich mit Herz und Seele für Dich engagieren, nicht für Geld, ein gutes Zeugnis oder Selbstgefallen. Schenke uns eine Liebe zu Gott und zu den Menschen, die authentisch ist und die Herzen der Menschen berühren kann. Vergiss nicht, von Wem und wieso Du gegründet wurdest. Dein Hauptziel ist nicht die Verbreitung politischer Parolen, die Erhaltung historischer Denkmäler, noch nicht einmal die karitative Tätigkeit, sondern das Heil der Menschen. Alles andere kommt von selbst.

Papst Benedikt XVI sagte schon:
„[d]ie von materiellen und politischen Lasten und Privilegien befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein. Sie kann ihre Berufung zum Dienst der Anbetung Gottes und zum Dienst des Nächsten wieder unbefangener leben. […] Sie öffnet sich der Welt, nicht um die Menschen für eine Institution mit eigenen Machtansprüchen zu gewinnen, sondern um sie zu sich selbst zu führen […].

Eine vom Weltlichen entlastete Kirche vermag gerade auch im sozial-karitativen Bereich den Menschen, den Leidenden wie ihren Helfern, die besondere Lebenskraft des christlichen Glaubens zu vermitteln“ (BENEDIKT XVI. (2011): Ansprache von Papst Benedikt XVI. Konzerthaus, Freiburg im Breisgau. 25.09.2011, Libreria Editrice Vaticana, Vatican.va


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