Eucharistie für alle: Warum um den heißen Brei geredet wird

13. Juni 2018 in Kommentar


Ob jemand die Eucharistie empfangen darf, hängt nicht nur von seiner Konfession ab. Darauf hinzuweisen versäumen fast alle im Streit um die Kommunion beteiligten Bischöfe und Theologen. Gastkommentar von Felix Honekamp


Berlin (kath.net/Papsttreuer Blog) Wann haben Sie das letzte Mal einen Erwachsenen gesehen, der mit verschränkten Armen zur Kommunionausteilung geht und dort, statt um den gewandelten Herrn, um einen Segen des Priesters bittet? Wenn ich selbst das Gefühl habe, nicht in der Verfassung zu sein, die Eucharistie zu empfangen, bleibe ich meistens sitzen. Um einen Segen bitte ich nur, wenn ich sicher weiß, dass ich da vorne nicht an einen Kommunionhelfer gerate, der mir den Leib Christi notfalls mit Gewalt in die Hand drücken oder in den Mund schieben wird, sondern an Priester, die um die Besonderheit dessen, was hier passiert wissen. Zum Glück gibt es die bei uns in der Gemeinde.
Was ist schiefgegangen?

So lange es aber nicht zu einer Normalität wird, dass die Gläubigen ihre Verfassung zunächst mal hinterfragen (Wann war ich das zuletzt zur Beichte? Welche Sünden hätte ich zu beichten? Sind es schwere?) bevor sie sich in die lange Reihe derjenigen stellen, die zur „Kommion“ gehen, müssen wir uns nicht darüber wundern, dass ein Ausschluss von diesem Sakrament als unfair und ausgrenzend erlebt wird. Und genau darum dreht es sich bei dem Streit unter Bischöfen und Theologen, wann ein solcher Härtefall in einer gemischtkonfessionellen Ehe vorliegt, dass der evangelische Partner kommunizieren darf.

Natürlich kann ein Priester dem Gläubigen nur „vor den Kopf gucken“ und nicht sehen, ob er zum Eucharistieempfang disponiert ist. Aber wenn man die Heerscharen von Menschen sieht, die Sonntag für Sonntag (immerhin, sie gehen in die Messe) zur Kommunion anstehen, und im Vergleich dazu die mäßige Nutzung von Beichtgelegenheiten, können einem schon Zweifel kommen: Was muss alles in der Glaubensvermittlung schiefgehen, dass jeder Katholik (und mancher Nicht-Katholik) meint, er habe ein Anrecht auf „das Stück Brot“? „Ich zahle schließlich Kirchensteuer“ ist eines der schlechteren, „ich habe doch niemanden umgebracht“ schon eines der besseren Argumente. Eigentlich denkt aber gar keiner so recht darüber nach.
Ich muss nicht, ich darf zur Beichte

Ich erinnere mich, dass es zu meiner Zeit heftige Diskussionen darüber gab, ob Erstkommunionkinder vor dem ersten Empfang des Herrn zur Beichte müssen. Wenn mich nicht alles täuscht, ist das auch heute noch so; vielfach nicht mal, weil man die Beichte an sich ablehnen würde, aber weil die Erfahrung zeigt, dass die Kinder sich vorher austauschen, was man denn so sagen kann, statt sich selbst zu hinterfragen. Das ist – nebenbei – dann nicht die Schuld der Kinder sondern die einer fehlgeleiteten Katechese. Wenn jedenfalls schon hier versäumt wird, auf den engen Zusammenhang zwischen der Freiheit von Sünde und dem Empfang der Eucharistie hinzuweisen – wie sollen die Kinder das später lernen?

„Die Kinder müssen zur Beichte“ ist eine ebenso entlarvende Formulierung wie die, dass sie „zur Kirche müssen“. Nein, sie dürfen (!) dem Herrn ihre Sünden beichten, um die Lossprechung zu erlangen. Was für ein großartiges Sakrament, das uns Jesus hier geschenkt hat! Einsicht in die Sünde, Bekenntnis, Reue und Vorsatz zur Besserung – mehr braucht es nicht, mehr will Gott gar nicht von uns. Er weiß um unsere Schwächen und ist bereit, uns immer wieder zu vergeben. Aber das muss man erst mal verstanden haben, damit man nicht meint, es gäbe ein Recht auf den Kommunionempfang.
Anspruch auf die Eucharistie?

Wiederverheiratete Geschiedene und evangelische Ehepartner, das sind die medienwirksamen Interessengruppen, die Anspruch auf die Kommunion anmelden. Und natürlich kann auch ich diesen Menschen nur vor den Kopf schauen und nicht erkennen, wie groß das Leid, die Eucharistie nicht empfangen zu dürfen, wirklich ist. Wer aber den Anspruch formuliert, man dürfe ihm (oder ihnen) die Kommunion nicht verwehren, zeigt deutlich, dass er nicht verstanden hat, worum es beim Leib Christi, eigentlich beim ganzen Messopfer, wirklich geht. Ein bisschen pauschal formuliert: Wer so redet, kann kaum für den Eucharistieempfang disponiert sein. Sich das aber selbst einzugestehen, das fällt auch Katholiken nicht leicht, die die ganze Diskussion vielleicht von außen mit einer „Was geht mich das an?“-Attitüde betrachten.

Und ob uns Katholiken das was angeht. Wenn wir nämlich das Opfer des Herrn nicht ernstnehmen, dann können wir kaum erwarten, dass Außenstehende das tun. Der Versuch, den Weg frei zu machen zu einer „Eucharistie für alle“ ist unter diesem Gesichtspunkt nichts anderes als das Eingeständnis, das Geheimnis der Eucharistie aus dem Blick verloren zu haben. Es ist zu wertvoll, um es zu verramschen, und ich wünschte mir, mal wieder häufiger das Schuldbekenntnis in der Messe sprechen zu können oder sogar eine Predigt zu hören, die klar macht, dass alle eingeladen sind zum Herrn, aber mancher noch ein paar Dinge mit ihm zu klären hat, bevor er sich mit schmutziger Kleidung zu einer Hochzeit aufmacht.
Die Richtung der Diskussion

Und ich wünschte mir, dass mehr der am „Kommunionstreit“ beteiligten Bischöfe und Theologen diese Zusammenhänge in den Vordergrund stellten und die Diskussion damit in die richtige Richtung lenkten, anstatt wohlfeile Forderungen mit Applausgarantie zu formulieren oder sich nur auf kirchliche Regeln zurückzuziehen.

Symbolbild: Kommunionempfang (Handkommunion)



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