Vertritt die CSU das Christentum besser als Kirchen?

2. August 2018 in Kommentar


Von einem offiziellen Portal der DBK erwarte ich in einem Bericht über ein Interview eine saubere Recherche, keine reißerischen Überschriften und schon gar nicht falsche Behauptungen. Gastkommentar von Claudia Heber zu "FakeNews" bei "katholisch.de"


München (kath.net)
Vertritt die CSU das Christentum besser als Kirchen? Glaubt man der Internetplattform katholisch.de, dann soll der CSU Generalsekretär Markus Blume in einem Interview mit der Zeitung „Fränkischer Tag“ Anfang der Woche genau das gesagt haben.

Die Überschrift verfehlt die kalkulierte Wirkung natürlich nicht. Hämische Kommentare vom künftigen Abendmahl in der CSU-Landesleitung sind da noch die eher nettere Variante. Auch ich frage mich, was das soll. Gerade noch habe ich mich gefreut, dass die CSU-Spitze Fehler in der Asyldebatte eingeräumt hat und bestimmte Begriffe aus ihrem Vokabular verbannt und jetzt das?

Unglaublich! Doch halt, das Interview wird nur knapp zitiert. Jetzt will ich es genau wissen. Leider befindet sich das Originalinterview hinter einer Paywall und kein anderes öffentlich zugängliches Medium, das über dieses Interview berichtet, greift diesen Punkt auf oder echauffiert sich darüber.

Ich werde noch misstrauischer. Der Blick ins Interview gibt mir Recht:
„…Nicht nur mir persönlich bereitet allerdings derzeit Sorge, dass die CSU das Bekenntnis zur christlichen Prägung unseres Landes und seinen christlichen Werten oftmals offensiver vertritt als die Kirchen selbst. Als überzeugter Protestant überlege ich mir in diesen Situationen, was uns wohl Martin Luther heute zu sagen hätte.“

Wo ist das Problem? Objektiv betrachtet hat er Recht. Man mag verordnete Kreuze in öffentlichen Gebäuden gut oder schlecht finden, aber es ist ein Fakt, dass sich hierfür die CSU eingesetzt hat und das als Ausdruck ihres Bekenntnisses zur christlichen Prägung des Landes sieht. Kritik gab es auch aus den Kirchen, vor allem der evangelischen. Deshalb kann man als Initiator und Protestant auch durchaus zu der Überzeugung gelangen, man vertrete etwas offensiver.

Natürlich kann man über diese Aussage und das Thema diskutieren und es bestärkt mich, dass wir in der Union den Dialog mit den Kirchen intensivieren und es neben dem evangelischen Arbeitskreis, einen katholischen Arbeitskreis nicht nur in Sachsen und Thüringen geben sollte, aber weder in dem Zitat noch in den Passagen davor und danach findet sich ein Anhaltspunkt, wo der Generalsekretär seine CSU als besseren Vertreter für das Christentum bezeichnet hätte.

Und es geht im Text dann noch weiter: „er sehe bei den Kirchen in Deutschland ein zu schwaches Eintreten für die christliche Botschaft.“ Also bitte! Diese Interpretation ist völlig daneben! Bei allem Verständnis für reißerische Überschriften und journalistische Freiheit, aber liebe Redaktion von „katholisch.de“: was soll diese Stimmungsmache?!

Von einem offiziellen Portal der Deutschen Bischofskonferenz erwarte ich in einem Bericht über ein Interview eine saubere Recherche, keine reißerischen Überschriften und schon gar nicht falsche Behauptungen.

Nein, ich bin euch nicht auf den Leim gegangen. Aber Danke für den Tipp! Das komplette Interview mit dem CSU-Generalsekretär ist unaufgeregt, sachlich und sehr lesenswert. Dass Bayern als einziges Bundesland eine eigene Eigenheimzulage, Pflege- und Familiengeld zahlt, ist aus christlicher Sicht bemerkenswert, aber darüber erzählt katholisch.de nichts.

Claudia Heber ist seit 23 Jahren CDU-Mitglied und seither in der Kommunalpolitik und auf verschiedenen Ebenen innerhalb der CDU ehrenamtlich aktiv. Sie will sich im nächsten Jahr um die Spitzenkandidatur der Thüringer CDU für die Europawahl bewerben. Die 41-Jährige ist katholisch, verheiratet und Mutter von drei Kindern.


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