Die Wahrheit der Beziehung zwischen Mensch und Gott

2. September 2018 in Aktuelles


Franziskus: die Authentizität des Gehorsams gegenüber dem Wort Gottes. Wider die Heuchelei des Legalismus, Formalismus, Ritualismus. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Angelus am zweiundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis. In seiner Ansprache vor dem Mittagsgebet kommentierte Papst Franziskus das Evangelium vom Tag (Mk 7, 1-8.14-15.21-23). Jesus spreche ein für die Gläubigen wichtiges Thema an: die Authentizität unseres Gehorsams gegenüber dem Wort Gottes, gegen jede weltliche Verunreinigung oder jeden legalistischen Formalismus.

Die Geschichte beginne mit dem Einwand, den die Schriftgelehrten und die Pharisäer an Jesus richteten und seine Jünger beschuldigten, die rituellen Gebote nicht gemäß den Traditionen zu befolgen. Auf diese Weise wollten die Gesprächspartner die Zuverlässigkeit und Autorität Jesu als Meister beeinflussen. Doch er antworte mit den Worten: „Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Vergeblich verehren sie mich; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen“ (V. 6-7): „Klare und starke Worte!“. "Heuchlerisch" sei eines der stärksten Wörter, das Jesus im Evangelium benutze.

Tatsächlich wolle Jesus die Schriftgelehrten und die Pharisäer aus dem Irrtum aufrütteln, in dem sie gefallen seien, nämlich den Willen Gottes zu verfälschen, indem sie seine Gebote missachteten, um menschliche Traditionen zu befolgen. Die Reaktion Jesu sei streng, denn es gehe um Großes: „es handelt sich um die Wahrheit der Beziehung zwischen Mensch und Gott, um die Authentizität des religiösen Lebens“-

Auch heute lade der Herr uns ein, dieser Gefahr zu entfliehen, der Form mehr Bedeutung als der Substanz beizubemessen. Er rufe uns auf, immer wieder zu erkennen, was der wahre Mittelpunkt der Erfahrung des Glaubens sei, „nämlich die Gottes- und die Nächstenliebe, die ihn von der Heuchelei des Legalismus und des Ritualismus reinigt“.

Die Botschaft des heutigen Evangeliums werde auch durch die Stimme des Apostels Jakobus bekräftigt, der uns sage, wie die wahre Religion sein muss: „Ein reiner und makelloser Dienst vor Gott, dem Vater, besteht darin: für Waisen und Witwen zu sorgen, wenn sie in Not sind, und sich vor jeder Befleckung durch die Welt zu bewahren“ (V. 27).

Für Waisen und Witwen zu sorgen heiße, Nächstenliebe gegenüber anderen zu praktizieren, angefangen bei den Bedürftigsten, den Gebrechlichsten, den am meisten Ausgegrenzten. Sie seien die Menschen, auf die Gott besonders achte, und er fordere uns auf, dasselbe zu tun.

„Sich vor jeder Befleckung durch die Welt zu bewahren“ bedeute nicht, sich selbst zu isolieren und sich der Realität zu verschließen. Auch hier solle es keine äußere, sondern eine innere Grundhaltung sein: es bedeute, wachsam zu sein, damit unsere Denk- und Handlungsweise nicht durch die weltliche Mentalität, das heißt durch Eitelkeit, Gier, Stolz verunreinigt werde. Wer so lebe, sei ein Heuchler.

„Lasst uns eine Gewissenserforschung machen“, so der Papst, „um zu sehen, wie wir das Wort Gottes aufnehmen“. Am Sonntag hörten wir es in der Messe. Wenn wir es abgelenkt oder oberflächlich hörten, helfe es uns nicht viel. Stattdessen müssten wir das Wort mit offenem Geist und offenem Herzen wie ein guter Boden willkommen heißen, damit es assimiliert werde und im konkreten Leben Früchte trage. So reinige das Wort selbst unser Herz und unsere Handlungen, und unsere Beziehung zu Gott und zu anderen werde von der Heuchelei befreit.




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