Der katholische Journalist und der ‚Königsweg der Wahrheit’

7. September 2018 in Aktuelles


Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: ein Leben ‚als ob es Gott nicht gäbe’ führt nur zu einem unmenschlichen Humanismus. Der katholische Journalist und die notwendige Ausrichtung auf den einzigen Retter, Jesus Christus. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Wer im Bereich der Kommunikationsmittel tätig ist und nicht nur ‚ein dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke’ (1 Kor 13, 7) sein will – wie der hl. Paulus sagen würde –, muss eine starke Grundentscheidung in sich tragen, die ihn befähigt, die Dinge der Welt so zu behandeln, dass Gott immer an die Spitze der Werteskala gesetzt wird“: ein gerade in diesen aufgewühlten Zeiten notwendiger und zu beachtender Hinweis. Am 7. Oktober 2010 empfing Papst Benedikt XVI. Vertreter der katholischen Presse aus 85 Ländern, die in Rom zu einer Tagung zusammengekommen waren.

In seiner Ansprache zeichnete der Papst die Grundlinien der hohen Verantwortung ab, vor der der katholische Journalist steht. „Dem Menschen der Gegenwart zu helfen, sich auf Christus auszurichten“: mit diesen Worten definierte Benedikt XVI. seine Aufgabe. Der Papst spornte die Journalisten an, immer Gott an die Spitze ihrer Werteskala zu setzen und mit Leidenschaft und kompetent Zeugnis für die Wahrheit abzulegen. Dabei warnte Benedikt XVI. vor der Gefahr der Vermischung und Verwechslung des Realen mit dem Virtuellen, was auch durch die neuen Kommunikationstechnologien begünstigt werden könne.

Das Zeugnis für die Wahrheit in Zeiten, die auch durch viele Schattenseiten gekennzeichnet seien, müsse also die Hauptaufgabe der katholischen Presse sein, um den Menschen der Gegenwart zu helfen, sich auf Christus, den einzigen Retter, auszurichten und „in der Welt die Fackel der Hoffnung auch weiterhin leuchten zu lassen, um das Heute würdig zu leben und die Zukunft entsprechend aufzubauen“.

Abschließend hob der Papst hervor, dass heute die Herausforderung der Kommunikation für die Kirche sehr anspruchsvoll sei: „die Christen können nicht über die Glaubenskrise hinwegsehen, die die Gesellschaft erreicht hat, oder einfach darauf vertrauen, daß das Erbe an Werten, das über die vergangenen Jahrhunderte hinweg weitergegeben wurde, auch weiterhin die Zukunft der Menschheitsfamilie beeinflusst und prägt. Die Idee, zu leben, ‚als ob es Gott nicht gäbe’, hat sich als schädlich erwiesen: Vielmehr muss die Welt so leben ‚als ob es Gott gäbe’, auch wenn man keine Kraft hat zu glauben“. Ansonsten bringe sie nur einen „unmenschlichen Humanismus“ hervor.


Benedikt XVI. an die Teilnehmer des Kongresses, der auf Initiative des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel veranstaltet wurde, 7. Oktober 2010:

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt, sehr geehrte Damen und Herren!

Ich empfange Sie mit Freude zum Abschluß der viertägigen intensiven Arbeitstagung, die vom Päpstlichen Rat für die sozialen Kommunikationsmittel veranstaltet wurde und der katholischen Presse gewidmet war, und begrüße Sie alle sehr herzlich. Sie kommen aus 85 Ländern und arbeiten für Tageszeitungen, Wochenzeitungen oder andere Zeitschriften sowie für Internetseiten. Ich begrüße den Präsidenten des Dikasteriums, Erzbischof Claudio Maria Celli, dem ich für seine Worte danke, die er im Namen aller gesprochen hat, ebenso wie die Sekretäre, den Untersekretär, alle Beamte sowie das gesamte Personal. Ich freue mich, ein Wort der Ermutigung an Sie richten zu können, Ihre wichtige und qualifizierte Arbeit mit erneuerter Motivation fortzusetzen.

Die Medienwelt ist, auch in ihrem Innern, einem tiefgreifenden Wandel unterworfen. Die Entwicklung neuer Technologien und insbesondere die weitverbreitete Multimedialität scheint die Rolle der traditionelleren und konsolidierten Kommunikationsmittel in Frage zu stellen. Zu Recht befaßt sich Ihre Tagung mit der besonderen Rolle der katholischen Presse. Bei einer aufmerksamen Reflexion über diesen Bereich werden zwei Aspekte besonders deutlich: einerseits die spezifischen Eigenschaften des Mittels, der Presse, also des geschriebenen Wortes und seiner Aktualität und Wirkkraft, in einer Gesellschaft, die erlebt hat, wie Antennen, Parabolschüsseln und Satelliten sich vermehrt haben und gleichsam zum Sinnbild einer neuen Art der Kommunikation im Zeitalter der Globalisierung geworden sind. Der andere Aspekt ist die Bezeichnung »katholisch«, mit der daraus hervorgehenden Verantwortung, ihr ausdrücklich und von Grund auf treu zu sein durch das tägliche Bemühen, den Königsweg der Wahrheit zu beschreiten.

Die katholischen Journalisten müssen der Suche nach der Wahrheit mit leidenschaftlichem Verstand und Herz nachgehen, aber auch mit der Professionalität von Fachleuten, die mit angemessenen und wirkkräftigen Mitteln ausgestattet sind. Dies erweist sich als noch wichtiger im gegenwärtigen Augenblick der Geschichte, der vom Journalisten als Mittler des Informationsflusses verlangt, selbst einen tiefen Wandel zu vollziehen. Zum Beispiel hat heute durch die Entwicklung immer neuer Technologien die Bilderwelt in der Kommunikation immer mehr Gewicht. Einerseits bringt all dies zweifellos positive Aspekte mit sich, anderseits kann das Bild jedoch auch von der realen Welt unabhängig werden und eine virtuelle Welt hervorbringen, was verschiedene Folgen hat, an erster Stelle die Gefahr der Gleichgültigkeit gegenüber der wahren Welt.

Die neuen Technologien bringen zwar Fortschritte mit sich, können aber gleichzeitig das Wahre und das Falsche austauschbar machen, können dazu verleiten, das Reale mit dem Virtuellen zu verwechseln. Außerdem wird möglicherweise die Aufnahme eines freudigen oder traurigen Ereignisses als reine Unterhaltung konsumiert und nicht als Gelegenheit zum Nachdenken betrachtet. Die Suche nach den Wegen für eine wahre Förderung des Menschen rückt dann in den Hintergrund, weil das Ereignis hauptsächlich vorgeführt wird, um Emotionen zu wecken. Diese Aspekte sind alarmierend: Sie fordern auf, über die Gefahr nachzudenken, daß das Virtuelle den Menschen von der Realität entfernt und nicht zur Suche nach dem Wahren, nach der Wahrheit anregt.

In diesem Zusammenhang ist die katholische Presse neu aufgerufen, ihre Möglichkeiten gründlich auszuschöpfen und tagtäglich Rechenschaft von ihrer unverzichtbaren Sendung abzulegen. Die Kirche verfügt über ein Element, das dies erleichtert, da der christliche Glaube mit der Kommunikation eine wesentliche Struktur gemeinsam hat: die Tatsache, daß das Mittel und die Botschaft einander entsprechen. Denn der Sohn Gottes, das fleischgewordene Wort, ist gleichzeitig Heilsbotschaft und Mittel, durch das das Heil verwirklicht wird. Und das ist nicht einfach nur eine Vorstellung, sondern eine Wirklichkeit, die allen zugänglich ist, auch jenen, die zwar als Protagonisten in der Komplexität der Welt leben, aber dennoch in der Lage sind, die intellektuelle Aufrichtigkeit zu bewahren, die den »Kleinen« des Evangeliums zu eigen ist.

Außerdem fördert die Kirche, der mystische Leib Christi, der überall zugleich gegenwärtig ist, die Fähigkeit zu brüderlicheren und menschlicheren Beziehungen, indem sie sich als Ort der Gemeinschaft unter die Gläubigen stellt und zugleich als Zeichen und Werkzeug der Berufung aller zur Gemeinschaft. Ihre Kraft ist Christus, und in seinem Namen »folgt« sie dem Menschen auf den Straßen der Welt, um ihn vom »mysterium iniquitatis« zu erretten, das heimtückisch in ihr wirkt.

Im Vergleich zu den anderen Kommunikationsmitteln führt die Presse den Wert des geschriebenen Wortes direkter vor Augen. Das Wort Gottes ist zu den Menschen gelangt und auch an uns weitergegeben worden durch ein Buch, die Bibel. Das Wort ist und bleibt das wesentliche Mittel und in gewisser Weise die Grundlage der Kommunikation: Es wird heute in unterschiedlicher Form gebraucht und bewahrt auch in der sogenannten »Zivilisation des Bildes« seinen ganzen Wert.

Von diesen kurzen Überlegungen ausgehend ist es offensichtlich, daß die Kommunikation für die Kirche und für jene, die an ihrer Sendung teilhaben, eine sehr große Herausforderung darstellt. Die Christen können nicht über die Glaubenskrise hinwegsehen, die die Gesellschaft erreicht hat, oder einfach darauf vertrauen, daß das Erbe an Werten, das über die vergangenen Jahrhunderte hinweg weitergegeben wurde, auch weiterhin die Zukunft der Menschheitsfamilie beeinflußt und prägt. Die Idee, zu leben, »als ob es Gott nicht gäbe«, hat sich als schädlich erwiesen: Vielmehr muß die Welt so leben »als ob es Gott gäbe«, auch wenn man keine Kraft hat zu glauben, denn sonst bringt sie nur einen »unmenschlichen Humanismus« hervor.

Liebe Brüder und Schwestern, wer im Bereich der Kommunikationsmittel tätig ist und nicht nur »ein dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke« (1 Kor 13, 7) sein will – wie der hl. Paulus sagen würde –, muß eine starke Grundentscheidung in sich tragen, die ihn befähigt, die Dinge der Welt so zu behandeln, daß Gott immer an die Spitze der Werteskala gesetzt wird. Auch wenn die Zeiten, in denen wir leben, eine beachtliche Positivität in sich tragen, weil die Fäden der Geschichte in Gottes Hand sind und sein ewiger Plan immer mehr enthüllt wird, so sind sie dennoch auch von vielen Schatten geprägt.

Ihre Aufgabe, liebe Mitarbeiter der katholischen Presse, ist es, dem Menschen der Gegenwart zu helfen, sich auf Christus, den einzigen Retter, auszurichten und in der Welt die Fackel der Hoffnung auch weiterhin leuchten zu lassen, um das Heute würdig zu leben und die Zukunft entsprechend aufzubauen. Ich fordere Sie daher auf, Ihre persönliche Entscheidung für Christus ständig zu erneuern und aus jenen geistlichen Ressourcen zu schöpfen, die von der weltlichen Mentalität unterbewertet werden, während sie jedoch kostbar, ja sogar unverzichtbar sind. Liebe Freunde, ich ermutige Sie, Ihre nicht einfache Aufgabe weiterzuführen, und begleite Sie mit dem Gebet, daß der Heilige Geist sie stets fruchtbar machen möge. Ich schließe in meinen Segen, den ich voll Zuneigung und Dankbarkeit gern erteile, alle hier Anwesenden ein sowie jene, die in der ganzen Welt in der katholischen Presse tätig sind.

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