Papst an die Jugend: "Träumt groß, dann hört ihr auch Gott!"

15. September 2018 in Jugend


Begegnung mit zehntausenden Jugendlichen in Palermo zum Abschluss des Papstbesuchs auf Sizilien


Palermo (kath.net/KAP) Zum Abschluss seiner eintägigen Sizilien-Reise hat Papst Franziskus junge Menschen aufgefordert, in Bewegung zu bleiben, auf andere zuzugehen, zu suchen und sich zu engagieren. Nur so könnten sie Gott begegnen und die Welt gestalten, antwortete er auf die entsprechende Frage eines Jugendlichen. "Habt dabei keine Angst, dabei das Gesicht zu verlieren", so der Papst an mehrere Zehntausend meist junge Zuhörer auf der Piazza Politeama in Palermo. "Träumt groß!", rief er den Jugendlichen zu, "dann vernehmt ihr auch Gottes Worte".

"Die Zukunft liegt in euren Händen", so Franziskus an die Menge, die ihn wiederholt mit Applaus und Sprechchören unterbrach. Um Gott zu begegnen, sollten junge Menschen die Couch, den Schminkspiegel, das eigene Zimmer verlassen, das Handy beiseite legen und ihren Teil zum Leben beiztragen, anderen Menschen begegnen und ihnen dienen. "Sich auf den Weg machen, suchen, träumen und dienen", gab Franziskus der Jugend als Losung mit. Dabei sollten sie auch keine Angst haben, sich die Hände schmutzig zu machen.

Auf die Frage, wie wichtig Menschenwürde und Gastfreundschaft für einen Christen seien, erinnerte der Papst daran, dass Sizilien eine lange Geschichte der Begegnung habe. Die Kultur der Insel, die Dialekte dort seien das Ergebnis jahrhundertelanger Begegnungen, so der Papst. "Der Andere, seine Würde, das Entgegenkommen, die Solidarität sind für uns keine schönen Konzepte für wohlerzogene Leute, sondern entscheidende Merkmale des Christen", so der Papst.

Gefragt nach den Perspektiven junger Menschen, bezeichnete Franziskus die Jugend als "Morgenröte der Hoffnung". Dazu müsse man jeden Morgen aber "mit einem jungen Herzen aufstehen, hoffnungsvoll, gegen das Gefühl, sich alt vorzukommen und sich nicht der Logik des Unvermeidlichen hingeben". "Nein zum Fatalismus, zur Verzweiflung und Ja zur christlichen Hoffnung!", rief der Papst sichtlich erregt.

Junge Menschen sollte zwar die Alten anhören, sich aber nicht den Mund verbieten lassen, von jenen, die sie zum Schweigen bringen wollten. In seinem Schlussgebet, das der Papst am Ende frei sprach, wolle er "um Gottes Segen bitten für die Saat der Unruhe", die in den Herzen junger Menschen ruhe, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit. Gegen 18.30 Uhr reiste der Papst zurück nach Rom.

Begegnung mit Klerikern und Ordensleuten

Am Samstagnachmittag war Papst Franziskus mit Priestern und Ordensleuten in der Kathedrale von Palermo zusammengetroffen. Sie sollten sich am Leben des Anti-Mafia-Priesters Giuseppe "Pino" Puglisi ein Beispiel nehmen, so der Papst. Priester zu sein, so der Papst, bedeute, ganz für die Menschen dazu sein - "24 Stunden am Tag" -, sie zu begleiten, ihr Leben zu teilen und so im Alltagsleben die christlichen Botschaft zu bezeugen. "Das Leben sagt mehr als Worte", so Franziskus vor einigen Hundert Priestern, Diakonen, Ordensleuten und Seminaristen.

Dazu gehöre auch die Absage an jede Form von Klerikalismus wie an Karrieredenken, Gruppenegoismus und Doppelmoral. Die Kirche stehe nicht über der Gesellschaft, sondern lebe in ihr. Wie Don Puglisi, der sich um junge Menschen in den sozialen Brennpunkten Palermos kümmerte, sollten Geistliche mit den Menschen reden, nicht über sie. "Der Weg der Begegnung, des Zuhörens und des Teilens, dies sind die Wege der Kirche", so Franziskus.

Es gehe darum, Menschen nahe zu sein. Eine Frömmigkeit, bei der nur verzückt die Augen verdreht werden, um nach oben und nach innen zu sein, sei "nicht katholisch", so der Papst in einer spontanen Einlassung. Ähnliches gelte für Pastoralpläne. Zwar seien diese wichtig, müssten aber mit Augenmaß angewendet werden.

Vor dem Treffen in der Kathedrale hatte Franziskus das Stadtviertel Brancaccio besucht, in dem Puglisi vor seiner Ermordung vor 25 Jahren gewirkt hatte. Dabei besichtigte er die frühere Wohnung des Geistlichen, die heute ein kleines Museum ist, und betete an der Stelle, an der Puglisi am 15. September 1983 erschossen wurde. Das Mittagessen hatte der Papst in einem Sozialzentrum eingenommen, gemeinsam mit einigen von dessen Gästen sowie einzelnen Strafgefangenen und Migranten.



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