Die Benedikt-Option - Leseprobe 7

18. November 2018 in Buchtipp


Eine Strategie für Christen in einer nachchristlichen Gesellschaft. Ein neues Buch von Rod Dreher. Leseprobe 7


Linz (kath.net)
Leseprobe 7(aus Kapitel 9)

Andrew T. Walker, ein baptistischer Laiengruppenleiter […], berichtet, er sei in einer guten Kirchengemeinde aufgewachsen und habe dennoch nie auch nur eine einzige Predigt über christliche Anthropologie – das heißt, über die christliche Antwort auf die Frage: Was ist der Mensch? – oder über die biblische Sicht der Sexualität gehört, die über konservative Plattitüden hinausgegangen wäre.
„Ich kann mich nicht erinnern, dass ich je gelehrt worden wäre, dass mein Körper etwas Gutes ist. Niemand hat mir jemals erklärt, warum die Komplementarität der Geschlechter wichtig ist“, erzählte er mir. „Wir sind so getrieben von einer Entertainment-Kultur; wenn ein Prediger verkünden würde, in den nächsten paar Wochen gibt es hier eine Predigtreihe über biblische Anthropologie, wären die meisten Gemeinden nicht sonderlich begeistert. Aber das ist falsch“, betont er. „Das muss sich ändern, wenn wir in der Lage sein wollen, zu überleben und unseren Glauben weiterzugeben.“ […]

Walker steht mit dieser Erfahrung nicht allein. Ich gehe seit über zwanzig Jahren regelmäßig zur Kirche und habe Gottesdienste in einer Vielzahl katholischer und orthodoxer Gemeinden im ganzen Land besucht. Eine Predigt, die mit einer gewissen Tiefe auf die Lehren des Christentums über die menschliche Person und über die rechte Ordnung der Sexualität eingeht, habe ich noch nie gehört. Und übrigens habe ich in all den Jahren überhaupt nur eine Predigt gehört, in der der Priester sich zur christlichen Lehre über Sexualität bekannt hat.

Allzu viele Geistliche scheuen sich, über Sex zu sprechen. Das müssen sie überwinden. Es ist schwer genug, in dieser über-erotisierten Kultur ein keusches Leben zu führen; Seelsorger sollten es den Leuten nicht noch schwerer machen, indem sie ihnen die Lehren und die Unterstützung vorenthalten, die sie brauchen, um im Glauben treu zu bleiben. Wenn in Predigten und anderen Äußerungen von Geistlichen und Autoritäten der Kirche nie von diesen Dingen die Rede ist, wird der Eindruck vermittelt, Sex und Sexualität seien nicht wichtig und die Kirche habe nichts Bedeutendes dazu zu sagen.

Das ist grotesk, ja sogar grausam. Für mich waren die Lehren der Kirche über die Bedeutung von Sex eine Befreiung, als ich als Erwachsener begann, den Glauben zu praktizieren. […]
Ein Autodidakt in Fragen der katholischen Sexualethik zu sein, machte mich zu einem Sonderfall unter den meisten Katholiken meiner Generation, die ich kannte. Ihnen war nie die ganze Fülle der kirchlichen Lehre über Liebe und Sexualität vermittelt worden, sofern ihnen überhaupt irgendwelche Lehren über Sexualität vermittelt worden waren. Mir schien, sie alle seien von Priestern und anderen erwachsenen Katholiken geformt oder vielmehr verformt worden, denen die kirchliche Sexuallehre peinlich war und die sie deshalb herunterspielten, vielleicht auch um es zu vermeiden, die jungen Leute mit Wahrheiten zu konfrontieren, die sie problematisch finden könnten.

Im Laufe der Jahre bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass eine selbstbezogene Wohlfühl-Katechese weniger geeignet ist, einen Zugang zu einem reifen Christentum zu eröffnen, als vielmehr dazu, ihn zu versperren.

kath.net Buchtipp
Die Benedikt-Option
Von Rod Dreher
Übersetzer: Tobias Klein
Fe-Medienverlag 2018
400 Seiten, gebunden
ISBN 978-3-86357-205-1
Preis: Euro 19,95

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