Das rechte Beten

11. Oktober 2018 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: mutig und zudringlich muss das wahre Gebet sein, und Gott gibt immer mehr. Das Gebet ist kein Zauberstab, sondern eine Arbeit. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet“: das Gebet und wie wir beten müssen – das Tagesevangelium nach Lukas (Lk 11, 5-13) stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Papst Franziskus bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Donnerstag der 27. Woche im Jahreskreis.

Jesus erzähle seinen Jüngern von einem Mann: „Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote; denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen und ich habe ihm nichts anzubieten!, wird dann der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben?“.

Der Papst unterstrich drei Elemente: ein Mann, der ein Bedürfnis habe, ein Freund, ein wenig Brot. Es handle sich um einen überraschenden Besuch des bedürftigen Freundes. Seine Bitte sei dringend, da er dem Freund vertraue, der das habe, was er benötige. Er bitte „zudringlich“, und auf diese Weise wolle der Herr uns lehren, wie man beten müsse:

„Man betet mutig, denn wenn wir beten, haben wir normalerweise ein Bedürfnis, ein Bedürfnis. Ein Freund ist Gott: er ist ein reicher Freund, der Brot hat, der das hat, was wir brauchen. Es ist, als sagte Jesus: ‚Seid zudringlich beim Beten! Werdet nicht müde!“. Aber werdet nicht müde – wessen? Zu bitten. ‚Bittet und es wird euch gegeben’“.

Doch „das Gebet ist nicht wie ein Zauberstab“, so Franziskus. Es sei nicht so, dass wir sofort, wenn wir um etwas bäten, dieses auch erhielten. Es „geht nicht darum, zwei Vaterunser zu sagen, um dann wegzugehen“:

„Das Gebet ist eine Arbeit: eine Arbeit, die uns Willen abfordert, die uns Beständigkeit abfordert, die es erfordert, entschlossen zu sein, ohne Scham. Warum? Weil ich an die Tür meines Freundes klopfe. Gott ist Freund, und mit einem Freund kann ich das tun. Ein beständiges, zudringliches Gebet. Denken wir zum Beispiel an die heilige Monika, wie viele Jahre hat sie doch so gebetet, auch unter Tränen, für die Bekehrung ihres Sohnes. Der Herr hat am Ende die Tür aufgemacht“.

Der Papst führte dann ein weiteres Beispiel an und erzählte eine Geschichte, die sich in Buenos Aires zutrug. Ein Man, ein Arbeiter, hatte eine Tochter, die im Sterben lag, die Ärzte hatten keine Hoffnung mehr und der Mann legte siebzig Kilometer zurück, um zum Heiligtum der Gottesmutter von Luján zu kommen. Dort kam er des Nachts an und das Heiligtum war geschlossen. Doch er habe die ganze Nacht draußen gebetet und zur Gottesmutter gefleht: „Ich will meine Tochter, ich will meine Tochter. Du kannst sie mir geben“. Und als er am Morgen darauf ins Krankenhaus zurückgegangen sei, habe er da seine Frau vorgefunden, die ihm gesagt habe: „Weißt du, die Ärzte haben sie fortgebracht, um noch eine weitere Untersuchung zu machen. Sie können es sich nicht erklären, warum sie aufgewacht ist und um etwas zu essen gebeten hat, und sie hat nichts, es geht ihr gut, sie außer Gefahr“. Jener Mann, so Franziskus, „hat es verstanden, wie man betet“.

Der Papst forderte dazu auf, auch an die launischen und lästigen Kinder zu denken, wenn diese etwas wollten, „und sie schreien und weinen und rufen dabei: ‚Ich will! Ich will!’“. Und am Ende gäben die Eltern nach. Jemand könne sich allerdings fragen: „Aber wird Gott nicht zornig, wenn ich das so mache?“. Jesus selbst habe diese Frage vorhergesehen und daher gesagt: „Welcher Vater unter euch, den der Sohn um einen Fisch bittet, gibt ihm statt eines Fisches eine Schlange oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten“:

„Gott ist ein Freund: er gibt immer das Gute. Er gibt mehr: ich bitte darum, das Problem hier zu lösen, und er löst es und gibt dir dazu noch den Heiligen Geist. Denken wir ein wenig nach: wie bete ich? Wie ein Papagei? Bete ich mit dem Bedürfnis im Herzen? Kämpfe ich mit Gott im Gebet, damit er mir das gibt, dessen ich bedarf, wenn es recht ist? Wir wollen aus diesem Abschnitt des Evangeliums lernen, wie man betet“.

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