Wer ist Christus für dich?

25. Oktober 2018 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: zwei Schritte – sich als Sünder erkennen und bitten, dass der Herr uns Jesus erkennen und seine Liebe erfahren lasse, um keine ‚Christen der Worte’ zu sein. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Wer ist Christus für dich? In seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Donnerstag der 29. Woche im Jahreskreis stellte Papst Franziskus diese entscheidende Frage.

Wenn uns jemand frage, „wer Jesus Christus ist“, „werden wir sagen, was wir gelernt haben: er ist der Erlöser der Welt, der Sohn des Vaters“, das, was wir im Glaubensbekenntnis beteten. Aber ein wenig schwieriger sei die Antwort auf die Frage, wer Jesus Christus „für mich ist“. Es sei dies eine Frage, die uns „ein bisschen in Verlegenheit bringt", denn um zu antworten, „muss ich zu meinem Herzen kommen“, das heißt: von der Erfahrung ausgehen.

In der Tat stehe der heilige Paulus in einer Unruhe, zu vermitteln, dass er Jesus Christus durch seine Erfahrung gekannt habe, als er vom Pferd gefallen sei, als der Herr zu seinem Herzen gesprochen habe. Er habe Christus nicht dadurch kennengelernt, „dass er von theologischen Studien ausging“, auch wenn er dann hingegangen sei, um zu sehen, „wie Jesus in der Schrift" angekündigt worden war“:

„Das, was Paulus spürt: er will, dass das wir Christen es spüren. Auf die Frage, die wir Paulus stellen können: ‚Paulus, wer ist Christus für dich?’, wird er seine eigene Erfahrung sagen, einfach: ‚Er hat mich geliebt und sich für mich hingegeben’. Aber er ist mit Christus verbunden, der für ihn bezahlt hat. Paulus will, dass die Christen – in diesem Fall die Christen von Ephesus – diese Erfahrung haben, dass sie in diese Erfahrung bis zu dem Punkt eintreten, dass jeder sagen kann: ‚Er hat mich geliebt und sich für mich hingegeben, aber es aus der eigenen Erfahrung heraus sagen“.

Die erste Lesung der heutigen Liturgie nämlich sei aus dem Brief des Paulus an die Epheser (Eph 3,14-21), in dem der Apostel sage: „in der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet. So sollt ihr mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu erkennen, die alle Erkenntnis übersteigt. So werdet ihr erfüllt werden in die ganze Fülle Gottes hinein”.

Um zur Erfahrung zu gelangen, die Paulus mit Jesus gehabt habe, helfe es viele Male, das Credo zu beten, aber der beste Weg bestehe darin, sich selbst als Sünder zu erkennen: „das ist der erste Schritt“. Wenn Paulus sage, dass Jesus sich für ihn hingegeben habe, bedeute dies, dass er für ihn bezahlt habe, und er erzähle dies in seinen Briefen. Die erste Definition, die er von sich gebe, bestehe also darin zu, „ein Sünder zu sein“, indem er sage, dass er die Christen verfolgt habe. Er gehe davon aus, erwählt worden zu sein, doch als Sünder. „Der erste Schritt für der Erkenntnis Christi, um in dieses Geheimnis einzutreten“, wiederholte der Papst, „ist die Erkenntnis der eigenen Sünde, der eigenen Sünden“.

Franziskus merkte an, dass wir im Sakrament der Versöhnung „unsere Sünden bekennen“, aber „es ist eine Sache, die Sünden zu sagen“. Etwas anderes sei es, sich selbst als Sünder „von Natur aus“ zu erkennen, der „fähig ist, alles zu tun“, „fähig, sich selbst als Schmutz zu erkennen“. Paulus habe diese Erfahrung seines eigenen Elends gemacht, „das der Erlösung bedarf“, das jemanden brauche, der „für das Recht bezahlt, sich ‚Kind Gottes’ zu nennen“: „wir alle sind es, aber es sagen, es spüren: dafür brauchte es das Opfer Christi“. Also: sich konkret als Sünder erkennen, sich seiner selbst schämen.

Dann gebe es einen zweiten Schritt, um Jesus kennenzulernen: den Weg der Kontemplation, des Gebetes, um darum zu bitten, Jesus zu kennen. „Es gibt ein schönes Gebet, das Gebet eines Heiligen“, so Franziskus: „‚Herr, lass mich dich erkennen und lass mich mich selbst erkennen: sich selbst erkennen und Jesus erkennen“. Hier sei diese Beziehung des Heils gegeben, betonte der Papst, der mahnte, „sich nicht damit zufrieden zu geben, drei, vier richtige Worte über Jesus zu sagen“, denn „Jesus zu kennen ist ein Abenteuer, aber ein Abenteuer im Ernst, kein Abenteuer wie für kleine Kinder“, weil die Liebe Jesu grenzenlos sei:

„Paulus selbst sagt: ‚Er hat die Macht, die unendlich viel mehr tun kann, als wir erbitten oder erdenken können. Er hat die Macht, es zu tun’. Aber wir müssen darum bitten. ‚Herr, lass mich dich erkennen. Lass es so sein, dass, wenn ich von dir spreche, ich nicht Worte wie ein Papagei aufsage, dass ich Worte sage, die aus meiner Erfahrung stammen’. Und dass ich wie Paulus sagen kann: ‚Er hat mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben’, und dass ich es mit Überzeugung sage. Das ist unsere Kraft, das ist unser Zeugnis. Christen der Worte: wir haben viele von solchen. Auch wir sind viele Male so. Das ist keine Heiligkeit. Heiligkeit heißt, Christen zu sein, die im Leben das wirken, was Jesus lehrte und was Jesus im Herzen aussät“.

Abschließend unterstrich der Papst erneut die beiden Schritte, um Jesus Christus zu kennen:

„Erster Schritt, sich selbst kennen: Sünder, Sünder. Ohne diese Erkenntnis und auch ohne dieses innere Bekenntnis, dass ich ein Sünder bin, können wir nicht weitergehen. Zweiter Schritt, das Gebet zum Herrn, dass er uns mit seiner Kraft das Geheimnis Jesu offenbare, der das Feuer ist, das er auf die Erde gebracht hat. Es wird eine gute Angewohnheit sein, wenn wir jeden Tag an einem bestimmten Moment sagen könnten: ‚Herr, lass mich dich erkennen und lass mich mich selbst erkennen’. Und so weitergehen“.

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