„NGOs sollen nicht moralisch überheblich werden“

6. November 2018 in Aktuelles


Konrad Ott, Parteimitglied der Grünen und Professor für Philosophie und Ethik an der Universität Kiel, übt in einem Interview mit dem "Standard" deutlich Kritik an der umstrittenen Flüchtlingsrettung im Mittelmeer durch private Seenotrette


Wien (kath.net)
Konrad Ott, Parteimitglied der Grünen und Professor für Philosophie und Ethik an der Universität Kiel, übt in einem Interview mit dem "Standard" deutlich Kritik an den umstrittenen Flüchtlingsrettung im Mittelmeer durch private Seenotretter, die zuletzt auch umstrittene Spenden durch Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland bekommen haben. Für Ott, der sich auch in der evangelischen Kirche engagiert, ist es moralisch in Ordnung, wenn die Hilfsorganisationen aufhören, Flüchtlinge zu retten, sofern dafür die Flüchtlingsroute stillgelegt werden kann. Für den Ethik-Professor stehe auch fest, dass es ein Recht darauf gäbe, Grenzpolitik betreiben zu dürfen. Daher dürfe man auch Menschen abweisen beziehungsweise zurückschicken. "Und weil das kein normaler ökonomischer, sondern ein moralischer Konflikt ist, fällt uns eine Lösung so schwer. Denn jede Moral glaubt, die gute und richtige Moral zu sein", erklärt Ott.

Der Philosoph äußert dann deutliche Kritik an den NGOs in dem Zusammenhang mit den Rettungsaktionen. Dies sollten nicht moralisch überheblich wirken. "Es kann passieren, dass jene mit der felsenfesten moralischen Überzeugung, auf der richtigen Seite zu stehen, in ein Geschehen hineingeraten, in dem sie sich nicht als Komplizen, aber unbeabsichtigt als Helfershelfer von dubiosen Gruppierungen wiederfinden, in diesem Fall Schlepper." Menschenleben zu retten sei über jeden moralischen Zweifel erhaben. Aber die Helfer befinden sich laut Ott inmitten eines Geschehens, das sie selbst nicht in der Hand haben. Für den Ethiker sei dies eigentlich ein Lehrstück, um die Ambivalenz von Moral darzustellen.


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