Eine Verlobung in Rom

7. November 2018 in Jugend


Ein Ja, das so lange gilt, bis der Tod uns scheidet - Die Jugendkolumne von kath.net - Diese Woche ein Beitrag von Alexandra Hartlieb


Salzburg (kath.net)
Vor ein paar Wochen war der große Tag da, von dem ich schon als kleines Mädchen geträumt hatte: Ich war mit meinem Freund in Rom, wir waren abends in der Messe in St. Maria sopra Minerva und als ich mich im Anschluss nach dem Anzünden einer Kerze bei einer Seitenkapelle umdrehte, kniete der Mann meines Herzens vor mir und stellte mir die Frage aller Fragen. Es war einfach alles perfekt: die Abendsonne, die ihre letzte Strahlen in die Kirche warf, die vielen Kerzen auf den Altären, dieser Mann mit dem schönsten Ring aller Zeiten und zufälligerweise beobachtete ein Priester, der selber als Pilger hier war, das Geschehen und fragte sogleich, ob er uns einen Segen spenden darf. Wir waren überwältigt, gingen zum Grab der hl. Katharina, vertrauten ihr unsere Verlobungszeit an und setzten uns danach freudestrahlend auf die Stufen vor der Kirche. Ich konnte mir einfach keinen besseren Heiratsantrag vorstellen und in den kommenden Tagen, die wir noch in Rom verbrachten, überhäufte Gott uns mit Gnaden über Gnaden.

Erfüllt von all dem Guten, das wir empfangen hatten, kehrten wir nach Hause zurück – und stellten fest, dass Hollywoodfilme oft genau da enden, wo es in der Realität schwierig wird. Denn Verlobungszeit ist vor allem eines: eine Zeit der Prüfung. Die Probleme, die man vor der Verlobung hatte, werden sich nicht in Luft auflösen, sondern vielleicht sogar verschärfen.

Beziehungen sind nie einfach, sondern eigentlich immer schwierig. In der Vergangenheit habe ich mir bei manchen Paaren gedacht: Die haben keine Probleme, die sind so harmonisch miteinander, da stimmt einfach alles. Heute sehe ich dies nicht mehr so naiv, denn es gibt nur einen, der perfekt in Beziehungen ist, der alles richtig macht und das ist Gott alleine. Wenn ich mir klar mache, dass nur der Herr mich vollkommen glücklich machen kann, dass nur er mich durch und durch kennt, dann stärkt dies auf der einen Seite meine Liebesbeziehung zu Ihm, denn ich weiß, an welche Schulter ich mich anlehnen kann, wenn einmal alles schief geht und es nimmt auf der anderen Seite den Druck der Perfektion von der Beziehung zu meinem Partner.

Genau drei Wochen nach dem denkwürdigen Tag in Rom durften wir uns in meiner Heimatkirche auch kirchlich verloben. Als wir davor im Rahmen meiner Familie darüber geredet hatten, stießen wir auf ratlose Gesichter und es kam die Frage auf, was dies denn bringe. Als wir dann wirklich in der Situation waren, wusste ich es. Nicht nur, dass die Kirche ihren Segen über die neue Lebenssituation gibt, auch die Brautleute erfahren noch einmal mehr, was es heißt, sich zu verloben.

„Alexandra, ist es Dein nach eingehender Prüfung freier und ungezwungener Wille, den hier gegenwärtigen Charles zukünftig zum rechtmäßigen Mann zu nehmen?

Versprichst Du, zur festgesetzten Zeit, wenn kein rechtliches Hindernis eintritt, diese Ehe nach der Form und Vorschrift der heiligen katholischen Kirche einzugehen?“ Diese zwei Fragen sind frei von jeglicher Romantik. Es geht dabei nicht darum, wie sehr der Verlobungsring glitzert, nicht um Kerzen und Rosen, sondern es geht um das, was die Basis sein soll. Ist dies wirklich der Partner, mit dem ich mein ganzes Leben verbringen will? Wenn finanzielle Schwierigkeiten, Krankheiten, Streitigkeiten wie dunkle Wolken an unserem Himmel schweben? Kommen wir mit unseren Charakteren zurecht, auch dann, wenn wir uns nicht von unserer besten Seiten zeigen, wenn nicht alles eitel Wonne ist? Ist unsere Beziehung so ernsthaft, dass wir die Verlobung wirklich als Zeit der Vorbereitung auf die Ehe sehen und eine Hochzeit nicht ewig hinauszögern?

Die Verlobung in Rom, die jetzt einige Wochen her ist, und auch die kirchliche Verlobung haben sich für uns als Quelle der Gnade erwiesen. Wir durften einander besser und noch ernsthafter kennenlernen, waren mit unseren teils gegensätzlichen Meinungen und Charakteren konfrontiert, mussten Wege der Einigung finden. Auch wenn unsere Liebe zueinander groß ist, müssen wir jeden Tag die Entscheidung treffen, einander zu lieben, auch dann, wenn es nicht einfach ist und immer bereit sein, zu verzeihen und uns zu versöhnen. Wir müssen uns und unsere Beziehung prüfen und sehen, ob sie Bestand hat. Und so Gott will, werden wir uns dann in eineinhalb Jahren unser Ja geben. Ein Ja, das so lange gilt, bis der Tod uns scheidet.


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