"Also Klartext, Ihr reformkatholischen Jungs: Freiheit!"

29. November 2018 in Kommentar


"Ich hätte auch titeln können: Klappe! – und ich hätte auch damit die Männer vom Bund der katholischen Jugend gemeint und die anderen Männer, die mich ablehnen, weil ich nicht Priesterin werden will." Von Claudia Sperlich


Berlin (kath.net/Blog „Katholisch? Logisch!“/cs) Ich hätte auch titeln können: Klappe! – und ich hätte auch damit die Männer vom Bund der katholischen Jugend gemeint und die anderen Männer, die mich deshalb „ultrakonservativ“ und daher abzulehnen finden, weil ich nicht Priesterin werden können will.

Also, Klartext, Ihr reformkatholischen Jungs:

Ich bin, Dank sei Gott, frei und kann zwar nicht von Euch unbelästigt, aber (hierzulande noch) im Wesentlichen unbehelligt der katholischen Lehre folgen und sie verteidigen. Daß ich von dieser Freiheit Gebrauch mache, findet Ihr ganz, ganz schlimm. Denn, so sagt Ihr, die katholische Kirche muss endlich mit der Zeit gehen, und deshalb darf es keinen „Zwangszölibat“ geben, und Frauen dürfen nicht von der Priesterweihe „ausgeschlossen“ werden. Zum ersten, zum Zölibat, kann ich Euch beruhigen – es gibt tatsächlich keinen Zwangszölibat. Es gäbe ihn, wenn Menschen verpflichtet werden könnten, Priester zu werden. Können sie aber nicht. Priester werden 1. Männer, die wirklich von Gott dazu berufen sind, 2. Männer, die irrtümlich annehmen, von Gott dazu berufen zu sein. In beiden Fällen wissen sie, daß damit der Zölibat einhergeht. Wenn sie den nicht wollen, werden sie halt was anderes als Priester – so einfach ist das. Sie dürfen das! Und kommt mir jetzt nicht mit den Fällen, in denen Priester sich mit dem Zölibat schwertun, es nicht halten, untreu werden. Ja, die gibts. Aber ebenso wie eheliche Treue verpflichtend ist, aber unglücklicherweise nicht immer gehalten wird, ist es mit priesterlicher Treue. Wobei ich annehme, daß die priesterliche Treue insgesamt etwas häufiger beachtet wird als die eheliche Treue (ich rede jetzt mal ausschließlich von katholischen Priestern und katholischen Eheleuten, der Vergleichbarkeit halber). Die Tatsache, daß es Untreue gibt, darf nicht dazu führen, alles, was Treue überhaupt erfordert, abzuschaffen.
Zu behaupten, es gebe einen Zwangszölibat, weil Priester zölibatär leben müssen, ist so logisch wie zu behaupten, es gebe einen Zwang zur Gesundheit, weil Piloten nicht chronisch krank sein dürfen.

Einer der gesprächigsten BdkJ-Verteidiger gab nun auf den Einwand eines Katholiken, die Bundesvorsitzende des BdkJ sei „Sooooooo jugendlich … aber auch nicht mehr“ (dem ich aus meiner 56jährigen Sicht nicht zustimme, aber sei’s drum) wörtlich kund:

Aber doch noch recht süss und im Kopf scheint sie auch was zu haben, das hebt sie denn schon aus einer Masse von Katholiken empor.

Ich will hier nicht weiter eingehen auf die Diffamierung eines bedeutenden Anteils der über 1,3 Mrd. Katholiken, sondern nur auf „doch noch recht süss“.

Merkt Ihr was, Männer? Da schwätzt ein Mann erst lange über die Notwendigkeit, Frauen Gerechtigkeit angedeihen zu lassen, und zwar in einer Form, die in Wahrheit weder gerecht noch passend ist – und dann ist das erste, was er über die von ihm geschätzte Bundesvorsitzende eines Verbandes, dessen Mitglied er vermutlich ist, dem er jedenfalls offenkundig große Sympathie entgegenbringt, zu sagen weiß: Sie ist doch noch recht süß.

Ich habe für die Betreffende keine besondere Sympathie, weil ich glaube, daß sie einem Verein vorsitzt, der die katholische Kirche in Deutschland empfindlich schädigt. Aber ich erkläre mich als Frau solidarisch mit jeder Frau, die von einem malefizienten Chauvinisten auf „noch recht süߓ reduziert wird, auch wenn er dann gnädig eine positive Bemerkung über ihren Geisteszustand nachschiebt.

Ihr Männer vom BdkJ, ZdK oder was auch immer, ich pfeife auf Eure Versuche, mich zu befreien aus den Klauen der katholischen Kirche. Ich bin da freiwillig und gerne, und ich weiß, daß Ihr eine besserwisserische Bande unzulänglich verkappter Chauvinisten seid. Ich brauche Euch nicht. Wenn Ihr eine Sekte gründen wollt, nur zu, die Welt steht Euch offen. Grundzüge einer Sekte habt Ihr ja schon.

Freiheit ist in der Kirche zu finden. Nicht in dem Popanz, den BdkJ, ZdK etc. daraus machen wollen. Nur in der katholischen Kirche bin ich frei, ich zu sein als Frau und Dichterin, als unzulänglicher und begeisterter Mensch mit meinen Bedürfnissen und Fähigkeiten und auch mit meinen Sünden, Fehlern und Schwächen – als eine, die dem Herrn gehört. Und nicht diesen Herrchen.

Foto: Symbolbild


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