Slowakei: Sternsingerbrauch boomt

4. Jänner 2019 in Chronik


Der Sternsinger-Brauch ist seit 2015 in Deutschland immaterielles Kulturerbe der UNESCO - In Köln existieren die Umzüge bereits seit dem 16. Jahrhundert


Bratislava (kath.net/KAP) Der Sternsingerbrauch - ein Import aus Österreich - boomt in der Slowakei. Unter dem Label "Die gute Nachricht" (Dobra novina) sammeln auch dieser Tage die Könige wieder für Entwicklungsprojekte in Afrika. Laut offizieller Bilanz besuchten im vergangenen Jahr exakt 24.297 Sternsinger in 2.522 Gruppen 65.938 Familien und füllten ihre Kassen mit insgesamt rund 1,1 Millionen Euro. Organisiert wird die Aktion in der Slowakei von der Bewegung christlicher Kindergemeinschaften ERKO (www.erko.sk) in Zusammenarbeit mit den römisch-katholischen und griechisch-katholischen Pfarren des Landes.

Ein besonderer Höhepunkt wird am Dreikönigstag, 6. Jänner, der erste Sternsingerumzug durch die Pressburger Innenstadt sein. Nach dem Prager und Warschauer Vorbild werden dabei nicht nur Pferde, sondern auch ein Kamel im Einsatz sein. Die Prozession setzt sich am kommenden Sonntag um 14.30 Uhr auf dem Fischplatz (Rybne namestie) unterhalb des Martinsdoms in Bewegung und führt entlang der Stadtautobahn zur Kapuzinergasse, sodann durch die Hauptachse der Altstadt, die Michaeler- und Venturska-Gasse, und schließlich durch die Herrengasse (Panska) zum Hauptplatz (Hlavne namestie).

Die Sendungsfeiern in den einzelnen Diözesen des Landes fanden bereits am dritten Adventwochenende statt, zumeist geleitet von einem Bischof, aber nur teilweise in den Domkirchen. Bei der Gabenbereitung wurden vorher gesammelte Speisen, hygienische Artikel oder Hilfsmittel für Kindergärten, soziale Einrichtungen oder notleidende Familien zum Altar gebracht. Nach den Gottesdiensten wurden Workshops etwa zum Krippenbasteln, Spiele oder Augenzeugenberichte von Entwicklungshelfern angeboten, die in Afrika im Einsatz waren. In der Jesuitenkirche in Trnava ermunterte Erzbischof Jan Orosch die jungen Leute, ihren Glauben nicht nur beim Sternsingen zu bezeugen.

Papst Franziskus hatte bei der Neujahrsmesse am Dienstag im Petersdom auch eine slowakische Sternsingergruppe begrüßt. Die weiteren als Könige verkleideten Kinder und Jugendlichen kamen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Ungarn. Die Tradition, dass junge Katholiken in ihren den Weisen aus dem Morgenland nachempfundenen Gewändern bei der ersten Papstmesse des Jahres mitmachen, besteht seit 2001. Sie brachten die Gaben für die Eucharistie zum Altar und zogen im Anschluss daran mit dem Papst aus dem Petersdom zum Angelusgebet auf dem Petersplatz hinaus.

Brauch ist immaterielles Kulturerbe

Der Sternsinger-Brauch ist seit 2015 in Deutschland immaterielles Kulturerbe der UNESCO. In Deutschland existieren die weihnachtlichen Umzüge laut Kölner "Domradio" bereits seit dem 16. Jahrhundert.

Als Kaiser Friedrich Barbarossa 1162 Mailand eroberte und zerstörte, bemächtigte er sich auch der Reliquien der Stadt. Die Reliquien der Heiligen Drei Könige überließ er seinem Kanzler, dem Kölner Erzbischof Rainald von Dassel, der sie am 23. Juli 1164 (Fest der Translation) feierlich in die Stadt Köln überführte. Hier wurde 1180-1225 durch den "Meister von Verdun" für die Reliquien ein kostbarer Reliquienschrein angefertigt, der größte erhaltene des gesamten Mittelalters.

Eine Hochblüte erlebte das Drei-Königs-Fest im Rheinland im 15. Jahrhundert. 1364, 200 Jahre nach der Überführung der Gebeine nach Köln, verfasste der Karmelitermönch Johannes von Hildesheim eine umfassende Legende, in der bereits vom Brauch die Rede ist, hinter einem vorweg getragenen Stern zu ziehen.

Nach heutigem Erkenntnisstand lässt sich das Sternsingen der Jugendlichen und Kinder am Dreikönigstag bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen, wo es sich im Zuge der Gegenreformation ausbreitete. Den Quellen nach haben Kloster- und Chorschüler an Bischofssitzen, Klöstern und Stiften den Brauch eingeführt. Mit Alben, Kronen, Weihrauchfass und drehbarem Stern versehen, zogen die Sänger von Haus zu Haus, trugen überlieferte Sprüche und Lieder vor und erheischten Gaben. Die reformatorische Kritik an der Verehrung der Könige fand so im Sternsingen und in Dreikönigsspielen eine katholische Antwort.

Nach Erhalt eines kleinen Geschenks wurde an oder über der Haustür mit weißer Kreise die neue Jahreszahl mit dem Buchstaben C, M und B in der Form "1X+C+M+B+YZ" angeschrieben. Abgekürzt waren das die Namen der Heiligen Drei Könige, die nach dem verbreiteten Aberglauben Geister und Dämonen abwehren sollten.

Wiederbelebung des Brauchs

Nachdem das Sternsingen in der Vorkriegszeit weitgehend untergegangen war, wurde 1954 von Karl Kumpfmüller, Gründer und langjähriger Geschäftsführer der Österreichischen MIVA, der Brauch in Österreich wieder eingeführt. 1958 initiierten dann in Deutschland das Aachener "Kindermissionswerk" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) die Kinder-Umzüge.

Von der österreichischen Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar kam der Sternsingerbrauch ab 1989 auch in die Nachbarländer. Insbesondere in Tschechien und der Slowakei wurde er ein großer Erfolg.

Sternsinger in Obermillstatt (Kärnten)


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