Medjugorje - Ein prophetisches Zeichen für die Welt - Leseprobe 2

15. Jänner 2019 in Buchtipp


Leseprobe 2 aus einem neuen Interview-Buch mit Pater Tomislav Pervan.


Medjugorje und die Beichte

In einem neuen Buch antwortet Pater Tomislav Pervan, ehemaliger Pfarrer in Medjugorje, in kompetenter und überzeugender Weise auf neue Fragen zweier kroatischer Journalisten zu den Marienerscheinungen. Nach der Ankunft des apostolischen Visitators Erzbischof Hoser, im Sommer dieses Jahres, führte Christoph Hurnaus ein weiteres Gespräch mit dem Autor über die Zukunft des Erscheinungsortes.

Die Gespräche mit Pater Tomislav sind vermutlich die besten Interviews, die es zum Mysterium von Medjugorje je gegeben hat. Hochinformativ und aufrecht, sachlich und zugleich beherzt. Man versteht nach der Lektüre, was an diesem so außergewöhnlichen spirituellen Ort geschieht. Und warum er für so viele Menschen so anziehend und darüber hinaus ein Zeichen für Kirche und Welt ist.“ Peter Seewald


Ein Gespräch von Darko Pavičić mit Pater Tomislav Pervan

Verehrter Pater Tomislav, vor Ihrem Beichtstuhl bei der Kirche von Medjugorje ist die Reihe der Beichtwilligen in der Regel am längsten…

Ich meine, das ist bloß ein äußerer Eindruck. Ich habe keinen Einblick. Üblicher Weise verlasse ich tatsächlich als letzter den Beichtstuhl. Der Grund dafür? Ich würde indirekt antworten. Ich würde die Bedingungen nennen, die der Herr Jesus selber für seine Nachfolge stellt: Es ist wichtig, ein Jünger zu sein, sowie auch Zeuge und mit der „Kraft von oben“ bekleidet zu sein.

Jesus ruft die Jünger in seine Gemeinschaft, damit sie bei Ihm seien (Mk 3,12). Bei Jesus zu sein bedeutet, dort zu sein, wo Er ist, in der Lebensschule Jesu zu sein. Ein Jünger zu sein bedeutet nicht, eine Menge Bücher zu lesen, einen Titel zu erringen, ein Professor zu werden, sondern mit Jesus alles zu teilen, das Existentielle. Jesus bittet den Vater für seine Jünger, sie mögen dort sein, wo Er ist (Joh 17,24). Und wo ist Jesus? Er ist nach dem Johannesevangelium „am Herzen des Vaters“ (1,18). Unsere Aufgabe ist es, als Gläubige und als Priester, mit Jesus am Herzen des Vaters zu ruhen, dort die himmlische Weisheit Jesu zu lernen.

Jesus ist der geistliche Vater seiner Jünger. Er hat sie im Geiste geboren, er hat ihnen die Erfahrung vermittelt, die Er hat, und deshalb konnten sie nicht ohne Ihn sein. Jesus –Ewigkeit in der Zeit!

Beim Abschied sagte Jesus zu den Seinen: Ihr werdet meine Zeugen sein (Apg 1,8). Wer ist Zeuge? Beim Prozess, vor Gericht? – Nur ein Augenzeuge. So ist es auch in den Fragen des Glaubens. Nur einer, der gesehen, eine Erfahrung gemacht hat, kann ein Zeuge Jesu Christi sein. Der Glaube ist nicht die Taufbescheinigung, nicht einiges an Wissen über den Katechismus oder den Youcat zu speichern, sondern die Freundschaft mit Jesus. Ein Freund Jesu sein, um Sein Zeuge sein zu können.

Und als Drittes: „Mit der Kraft von oben erfüllt werden“ (Lk 24,49, Apg 1,8). Diese Kraft ist der Hl. Geist, der die Apostel ergriffen hat und durch sie alle, die vom Wort Gottes im Herzen getroffen wurden, die eine Umkehr vollzogen, den Glauben annahmen, getauft wurden und so Teilhaber des Hl. Geistes wurden, eine Erfahrung, die vorher die Apostel gemacht haben (Apg 2,38). Jesus sagte seinen Jüngern, sie mögen nichts auf eigene Faust unternehmen, bevor sie nicht die Kraft, den Hl. Geist verkostet haben. Das sind meiner Meinung nach die Vorbedingungen, die ein Gläubiger haben muss, besonders ein Priester, der in den Beichtstuhl geht. Beim Herrn zu sein, in Seinem Namen zu handeln, ein Zeuge zu sein, mit der Kraft Gottes bekleidet zu sein und sich von ihr im Beichtstuhl leiten zu lassen. Und dann werden die Menschen nach dir verlangen.

Du wirst als Priester ein Beichtvater „mit gutem Ruf“ sein. Heutzutage, wo Priester regelmäßig in Verruf gebracht werden, wirst du ein Leuchtturm auf stürmischer See sein.

Der große Karl Rahner sagte vor einem halben Jahrhundert, dass der Gläubige von morgen ein Mystiker sein muss, oder er wird verschwinden. Heute sehen wir die ungeheure Sehnsucht nach einer Gotteserfahrung. Wenn es keine Menschen mit Erfahrung gibt, löst sich der Glaube immer mehr auf. Das gilt besonders für den Westen. Einst pilgerte man aus Irrland zu den Wüstenvätern nach Ägypten, um echtes Wissen zu erlangen, Jesus Christus. Heutzutage sucht man Medjugorje auf. Wir müssen eben „Menschen mit Erfahrung“ sein, wie die russischen „Starzen“, nach denen man fragt, die eine Gotteserfahrung vermitteln.

Wir müssen Theophoren, Christophoren, Pneumatophoren sein, „Gottesträger“ (vgl. Hl. Ignatius v. Antiochien). Christus in die Welt tragen in der Kraft des Hl. Geistes. Der Priester muss ein „Vater“ sein, der im Geiste gebiert. Wir Priester sind dem Leibe nach keine Väter, aber Jesus spricht von Hunderten von Brüdern, Schwestern und Müttern (nicht von Vätern, denn nur einer ist unser Vater!), die wir als Priester erhalten, besonders im Beichtstuhl. Ich denke, dass sich jeder Priester auf den Weg nach seinem „Damaskus“ machen muss, die Erfahrung des lebendigen Gottes und Jesu im Hl. Geist erleben muss, was sich bei mir ereignet hat, und zwar in der Begegnung mit dem unvergesslichen, nunmehr verstorbenen Prof. Ivančić im Jahr 1979.

Was zieht Ihrer Meinung nach in Medjugorje so viele Menschen zur Beichte?
Man sagt, Pilger reisen nach Lourdes, um körperlich zu gesunden, und nach Medjugorje, um geistlich und seelisch zu genesen. Von den ersten Tagen an war ich Zeuge einer enormen Zahl von Beichtenden, damals unter freiem Himmel neben der Kirche. Die Menschen kamen belastet von Sünden und unter der Last des Lebens. Der Kommunismus versuchte Gott und die Seele zu töten. Er ließ eine Wüste und Chaos hinter sich. Die Folgen davon spüren wir noch heute. Er ist offensichtlich eine Ausgeburt der Hölle. Schon der Psalmist singt: „Alle Menschen kommen zu dir unter der Last der Sünden. Unsere Schuld ist zu groß für uns, du wirst sie vergeben.“ (Ps 65 3,4) Die Pilger steigen üblicherweise auf den Erscheinungsberg und den Kreuzberg. Schon dort vergießen viele Tränen der Reue und kommen danach schon bußfertig zur Beichte. Die Gnade geht der Beichte voraus.

Gott gibt die Gnade der Reue. Die Pilger bezeugen ohne Unterschied die besondere Atmosphäre von Medjugorje. Die Gnade lässt das Eis im Herzen schmelzen, und die Menschen spüren, dass sie Erleichterung und Entspannung brauchen. So können sie im Beichtstuhl richtig durchatmen. Vorher spürten sie einen „Knödel“ in der Brust. Denn wir leben in einer Zeit, in der viele gequält werden von Ängsten, Beklommenheit, bipolarer Störung, Selbstmordgedanken, Hass, Unruhe usw. Viele Ehen sind schon in der frühen Phase zerrüttet. Es ist also sonnenklar, dass die Sünde niemanden glücklich gemacht hat. Sie zerstört die Seele wie der Reif im Frühling die Knospen.

Die Menschen suchen nach Frieden und Versöhnung. Das bietet ihnen Medjugorje. Deshalb kehren sie immer wieder zurück zu diesem Gnadenort.

Haben Sie ein Beispiel, das Sie persönlich berührt hat?
Es gibt zahllose positive Reaktionen von Menschen, die vor einem, zwei, drei, zehn Jahren bei mir gebeichtet haben. Sie bezeugen, dass sich ihr Leben radikal geändert habe. Das ist vielleicht mit ein Grund dafür, dass von Mund zu Mund weitergegeben und empfohlen wird: Geh zu P. Tomislav! Regelmäßig bete ich für die Beichtenden, für ihre geistliche, seelische und auch körperliche Gesundheit, indem ich ihnen die Hände auflege. Ich bete vor und nach dem Beichthören für alle, die kommen werden oder gekommen sind. Da sehe ich verwirklicht, was Kardinal Ratzinger bei der Messe vor der Papstwahl gesagt hat: Hinter uns bleibt nur das, was wir in die Seelen und Herzen gesät haben, und nicht das, was wir gebaut oder geschrieben haben. – Es gibt auch negative Erfahrungen. Ein kalter, stumpfer, abweisender Blick. Jemand, der in der Macht des Bösen zu sein scheint. Er lehnt das Gebet ab, will das Kreuz nicht küssen. In den Augen blanker Hass.

Das Herz ist in Bande geschlagen. Man muss beharrlich beten, um die Betreffenden zu beruhigen und zu Christus zu führen. Üblicherweise leite ich sie an, sich von Sünde und Teufel loszusagen, Jesus Christus anzunehmen und das Taufversprechen zu erneuern. Besonders betroffen sind Menschen, die notorisch fluchen und Gott lästern.

Der Andrang bei den Beichtstühlen berührte voriges Jahr auch den Sonderbeauftragten des Papstes, Henryk Hoser?
Ich denke, zurecht. Im Westen haben wir meistens „Bußandachten“. Das ist aber ein Rückfall ins Alte Testament, wo sich das ganze Volk wegen seiner Sünden anklagte. Im Neuen Testament offenbarte sich das göttliche Wort als Person, und darum müssen wir persönlich, von Angesicht zu Angesicht vor Jesus Christus hintreten und ihm die Sünden bekennen. Der Priester handelt „in persona Christi“, und nicht als Beamter.

Es ist gut, während des Jugendfestivals Anfang August hier zu sein, wenn Hunderte von Priestern Tag und Nacht Beichte hören. Ich vermute, dass Mons. Hoser noch mehr berührt sein wird, wenn er so viele junge Menschen angestellt vor den Priestern sehen wird. In der Beichte begegnet der Mensch dem lebendigen Gott. Da fragt Gott persönlich: „Adam, wo bist du?“ Wenn der Priester eine Erfahrung des lebendigen Gottes hat, wird er den Beichtenden zu Gott führen können!

kath.net Buchtipp
Medjugorje – Ein prophetisches Zeichen für die Welt
Tomislav Pervan
87 Seiten
Medienverlag Christoph Hurnaus 2018
ISBN: 978-3-902354-16-7
Preis: Euro 7,00
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