Chilenische Bischöfe sprachen mit Papst über Missbrauchsskandal

15. Jänner 2019 in Weltkirche


Mitglieder des Ständigen Rats der chilenischen Bischofskonferenz trafen am Montag mit Franziskus zusammen


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals in Chile sind die Spitzen der katholischen Kirche des Landes mit Papst Franziskus zusammengetroffen. Laut Angaben der chilenischen Kirche wollte der Ständige Rat der Bischofskonferenz bei dem Besuch am Montag im Vatikan über Maßnahmen zur Aufklärung des Missbrauchsskandals informieren. Der Vatikan gab zunächst keine Einzelheiten der etwa halbstündigen Begegnung bekannt.

An dem Treffen nahm neben dem Vorsitzenden der Chilenischen Bischofskonferenz, Militärbischof Santiago Silva Retamales, und dem Vize-Vorsitzenden Erzbischof Rene Rebolledo Salinas auch Santiagos Erzbischof Kardinal Ricardo Ezzati teil. Ihm wird vorgeworfen, Missbrauchsfälle vertuscht zu haben, was er aber zurückweist. Weiter beteiligten sich an dem Gespräch der Leiter der bischöflichen Missbrauchskommission, Bischof Juan Ignacio Gonzalez, und Bischof Luis Fernando Ramos, Generalsekretär der Bischofskonferenz und Bistumsverwalter von Rancagua.

Ein prominenter Vertreter der Missbrauchsopfer in Chile, James Hamilton, äußerte im Vorfeld die Erwartung, dass das Treffen einen konfliktären Verlauf nehmen werde. Man könne nicht darüber hinweggehen, dass Beteiligte an diesem Gespräch von der Justiz belangt würden, sagte er laut der chilenischen Zeitung "La Tercera" (Onlineausgabe Sonntagabend). Er sprach von "Kriminellen" und einer "Lobby", die den Papst verachte und seine Interventionen als Einmischung betrachte.

Die katholische Kirche in Chile wird seit rund einem Jahr von einem Missbrauchsskandal erschüttert. Derzeit ermittelt die Justiz in 148 Fällen wegen Missbrauchsvorwürfen gegen Kirchenmitarbeiter, wie chilenische Medien unter Berufung auf jüngste Angaben der Staatsanwaltschaft meldeten. Dabei gehe es um 255 mutmaßliche Opfer. Auch mehrere Bischöfe sollen in die Vorgänge verwickelt sein.

Papst Franziskus hatte zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals einen Sondergesandten nach Chile geschickt und die gesamte Chilenische Bischofskonferenz in den Vatikan gebeten. Inzwischen nahm Franziskus den Rücktritt von sieben Bischöfen an. Außerdem entließ er zwei im Ausland lebende emeritierte chilenische Bischöfe wegen Missbrauchsfällen aus dem Klerikerstand.

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