Papst gegen generelle Aufhebung der Zölibatsverpflichtung

28. Jänner 2019 in Weltkirche


Franziskus bei Pressekonferenz: Die priesterliche Ehelosigkeit ist ein "Geschenk für die Kirche". Er ist "nicht damit einverstanden, einen optionalen Zölibat zu erlauben - WORTLAUT in einer eigenen kath.net-Übersetzung!


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat beim Rückflug von Panama nach Rom am Montag die schon traditionelle "fliegende Pressekonferenz" abgehalten und sich dabei den aktuellen innerkirchlichen und politischen Fragen der mitreisenden Journalisten gestellt. Unter anderem, weil im Herbst im Vatikan eine Bischofssynode über die Region Amazonien zusammentritt und es dort auch um die Frage der Seelsorge in einem riesigen und schwer zugänglichen Gebiet gehen wird, ging der Papst auf den Zölibat ein. Eine generelle Zulassung von verheirateten Männern zum Priesteramt befürworte er nicht, halte aber eine Diskussion über Sonderlösungen für nötig.

Die priesterliche Ehelosigkeit sei ein "Geschenk für die Kirche", so Franziskus. Er sei "nicht damit einverstanden, einen optionalen Zölibat zu erlauben", sagte er. Als "interessanten" und diskutablen Vorschlag bezeichnete er hingegen, angesichts besonderer seelsorglicher Erfordernisse verheirateten Männern priesterliche Aufgaben in eingeschränkter Form zu übertragen. Eine solche Lösung wäre für Situationen des Priestermangels erwägenswert. Er selbst habe allerdings noch nicht ausreichend darüber nachgedacht und gebetet. Theologen müssten die Frage weiter erörtern, so der Papst.

Zum Bischofstreffen über den Missbrauchsskandal im Februar dämpfte er die Erwartungen. Man müsse "die Erwartungen herunterfahren", sagte er. Die Vertreter der Bischofskonferenzen weltweit müssten sich zunächst alle des "Dramas" des sexuellen Missbrauchs bewusst werden.

Weiters müsse man den Diözesanleitern die nötigen Prozeduren vermitteln. "Manchmal weiß ein Bischof nicht, was er tun soll", so Franziskus. Die Verfahrenswege auf allen Ebenen müssten klar sein. Einige Bischöfe hätten das Problem noch "nicht gut verstanden". Das Treffen im Vatikan werde Gebete und eine Bußliturgie beinhalten, aber auch "Erlebnisberichte, um ein Bewusstsein zu erzeugen".

Bei sexuellem Missbrauch handle es sich um ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, betonte der Papst. Er nannte es "furchtbar", dass nur ein kleiner Prozentsatz der Missbrauchsfälle strafrechtlich verfolgt und verurteilt werde. Das Problem müsse auch in der Gesellschaft und den Familien gelöst werden, wo es den Wunsch gebe, "alles zuzudecken".

Sexualkunde ohne Ideologie

Franziskus sprach sich bei der Pressekonferenz auch für Sexualkunde im Schulunterricht aus. Sexualität sei "eine Gabe Gottes", sagte er auf dem Rückflug von Panama nach Rom vor mitreisenden Journalisten. Sexualerziehung müsse "objektiv" erfolgen und dürfe nicht zu einer "ideologischen Kolonisation" missbraucht werden. Erziehung müsse "aus dem Menschen das Beste herausholen und ihn auf dem Weg begleiten". Sexualerziehung solle idealerweise in der Familie durch die Eltern stattfinden, so das Kirchenoberhaupt. Da dies teils aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich sei, müsse die Schule einspringen.

Hintergrund der Frage an den Papst war eine aktuelle Statistik zu Schwangerschaften im Jugendalter in Zentralamerika. Den Zahlen zufolge wurden im Vier-Millionen-Einwohner-Land Panama im vergangenen Jahr 10.440 minderjährige Schwangere registriert.

Diejenigen Frauen, die abgetrieben hätten, sollten den Weg einer "Versöhnung" mit ihrem abgetriebenen Kind gehen, riet der Papst. "Dein Kind ist im Himmel; sprich mit ihm, sing ihm das Wiegenlied, das du ihm nicht singen konntest", sagte er. Darin liege ein "Weg der Versöhnung". Auch nach der Verfehlung eines Schwangerschaftsabbruchs gebe es Vergebung. "Gott vergibt immer", so der Papst. Im Fall einer Abtreibung sei es aber eine "schwierige Vergebung", die "durchgearbeitet" werden müsse.

Auf die Frage, ob diese Aussage den betreffenden Frauen gerecht werde und der Barmherzigkeit entspreche, antwortete der Papst, die Botschaft der Barmherzigkeit gelte "für alle, auch für die menschliche Person im embryonalen Zustand". Das Problem sei nicht die Vergebung, sondern "eine Frau zu begleiten, die sich bewusst geworden ist, abgetrieben zu haben". Um das "Drama der Abtreibung" zu verstehen, müsse man im Beichtstuhl sein.

In dem Zusammenhang erinnerte Franziskus daran, dass er Priestern die Möglichkeit gegeben hatte, im Fall von Abtreibungen die Lossprechung zu erteilen. Diese Regelung verfügte er 2015 mit Blick auf das "Jahr der Barmherzigkeit" 2016. Die Lossprechung von der schweren Schuld eines Schwangerschaftsabbruchs war bis dato in den meisten Ländern nur in wenigen Kirchen und durch bestimmte Beichtväter möglich.

Keine Parteinahme in Venezuela

Mehrfach wurde der Papst zur Lage in Venezuela befragt, und ob er eine Seite unterstütze. Wörtlich antwortete er: "Ich unterstütze das gesamte venezolanische Volk, das leidet. Wenn ich mich in diesem Land oder einem anderen Land einmischen würde und sagen würde 'Tut dies oder tut dies nicht', würde ich mich in eine Rolle begeben, die ich nicht schaffen kann. Es wäre eine pastorale Unvorsichtigkeit von meiner Seite und würde Schaden anrichten."

Generell gelte, dass es eine "gerechte und friedliche Lösung" brauche. "Ich habe Angst vor einem Blutbad. Und hier bitte ich, dass etwas Großes von denen geleistet wird, die helfen können, das Problem zu lösen", appellierte Franziskus.

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"In der katholischen Kirche des östlichen Ritus können sie es tun, sie machen die Option des Zölibats oder des Bräutigams vor dem Diakonat. In Bezug auf den lateinischen Ritus fällt mir ein Satz des heiligen Pauls VI. Ein: "Ich bevorzuge es, mein Leben zu geben, bevor ich das Gesetz des Zölibats ändere". Das kam mir in den Sinn und ich möchte es sagen, weil es ein mutiger Satz ist, er sagte es 1968-1970, zu einer Zeit, die schwieriger war als die gegenwärtige.

Ich persönlich denke, dass der Zölibat ein Geschenk für die Kirche ist, und ich stimme nicht zu, den optionalen Zölibat zuzulassen. Nein, es bleiben nur wenige Möglichkeiten an fernen Orten, ich denke an die Pazifikinseln, aber es ist etwas zu bedenken, wenn pastorale Notwendigkeit besteht. Der Hirt muss an die Gläubigen denken. Es gibt ein Buch von Pater Lobinger, interessant, es ist etwas, das unter den Theologen diskutiert wird, es gibt keine eigene Entscheidung von mir.

Meine Entscheidung lautet: kein optionaler Zölibat vor dem Diakonat. Es ist eine persönliche Sache von mir aber ich werde es nicht tun, das ist klar. Bin ich ein Verschlossener? Vielleicht, aber ich wage es nicht, mich mit dieser Entscheidung vor Gott zu stellen. Pater Lobinger sagt: die Kirche macht die Eucharistie und die Eucharistie macht die Kirche. Aber wo es keine Eucharistie oder Gemeinschaft gibt – denken Sie an die Pazifikinseln –, da fragt Lobinger: wer macht die Eucharistie? Die Direktoren und Organisatoren dieser Gemeinden sind Diakone oder Nonnen oder Laien.

Lobinger sagt: man könnte einen älteren verheirateten Mann zum Priester weihen, das ist seine These. Doch er soll nur das Munus Sanctificandi ausüben, das heißt, die Messe feiern, das Sakrament der Versöhnung spenden und die Krankensalbung. Die Priesterweihe gibt die „Tria munera“ an: das Munus Regendi (des Hirten, der führt), das Munus Docendi (des Hirten, der lehrt) und das Munus Sanctificandi. Der Bischof würde ihm nur die Lizenz für das Munus Sanctificandi geben. Dies ist die These, das Buch ist interessant und vielleicht hilft es, das Problem zu lösen.

Papst Franziskus Rückflug von Panama: ´Wenn die Frauen nach der Abtreibung Weinen und Qualen haben´


Papst Franziskus Rückflug von Panama zum Thema Missbrauch und Missbrauchs-Bischofskonferenz´


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