1947: Fulton Sheens Prophezeiung der Krise unserer Zeit

6. Februar 2019 in Spirituelles


In einer Radioansprache kurz nach dem Zweiten Weltkrieg sah Sheen eine Krise des Glaubens und eine neue ‚Religion des Antichrist’ voraus, die auch viele Christen verführen werde.


New York City (kath.net/jg)
Erzbischof Fulton Sheen (1895 – 1979) hat in einer Radioansprache kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Krise der Kirche und des Glaubens vorhergesehen, schreibt John Pronechen in einem Beitrag für den National Catholic Register. (Link am Ende des Artikels)

Sheen erscheine heute wie einer der „alten Propheten“ schreibt Pronechen angesichts dessen, was Sheen bereits vor 72 Jahren vorausgesehen hat.

„Warum erkennen nur so wenige den Ernst der gegenwärtigen Krise?“ fragte Sheen am 26. Januar 1947. Zum Teil deshalb, weil die Menschen nicht glauben wollten, dass ihre eigene Epoche schlecht sei, zum Teil weil es bedeuten würde, sich selbst anklagen zu müssen und grundsätzlich deshalb, weil sie keine Standards außerhalb ihrer selbst haben, anhand derer sie ihre Zeit beurteilen könnten, antwortete Sheen. Die „großen Massen ohne Glauben“ würden die zerstörerischen Prozesse, die im Gange seien, gar nicht wahrnehmen, bedauerte Sheen.

Der Erzbischof sei überzeugt gewesen, dass wir uns am Ende einer Ära befinden würden. Die zu Ende gehende Epoche sei eine „nicht-religiöse Ära der Zivilisation“, die Religion als Zusatz zum Leben gesehen hätte, als fromme Zugabe, welche die Gläubigen in ihrer Moral stärken würde, die aber keine soziale Relevanz habe, als Notversorgung für die Opfer der sozialen Ordnung, bis die Wissenschaft einen Punkt erreicht hat, an dem es keine Opfer mehr gibt.

Sheen charakterisierte die neue Ära auf eine Weise, die aus heutiger Sicht überraschend sei, schreibt Pronechen. Er bezeichnete sie als die „religiöse Phase der menschlichen Geschichte“. Damit habe er nicht gemeint, dass sich die Menschen wieder Gott zuwenden würden, sondern dass nach einer Epoche der Indifferenz eine Leidenschaft für das Absolute kommen werde. Sheen sah einen Kampf um die Seelen voraus, die sich zwischen zwei Absoluten entscheiden müssten: zwischen Gott, der Mensch geworden sei und dem Menschen, der sich zum Gott machen wolle.

Die neue Religion des Antichrist werde eine „Brüderlichkeit ohne Vaterschaft Gottes“ sein und viele verführen. Der Teufel erhalte immer wieder in der Geschichte eine „lange Leine“, schreibt Pronechen. Die Kirche habe wiederholt ihre Karfreitage erlebt, auf die aber stets Ostersonntage gefolgt seien. Jesus habe seiner Kirche versprochen, dass die Mächte der Unterwelt sie nicht überwältigen würden.

Das Böse habe eine Aufgabe in der Welt, sagte Sheen. Revolution, Zersetzung und Chaos würden die Menschen daran erinnern, dass ihr Denken falsch sei. Die moralische Wahrheit werde durch die Ruinen bestätigt, die entstehen würden, wenn man sie verlasse. „Das Chaos unserer Tage ist das stärkste negative Argument, das man für das Christentum vorbringen kann“, sagte der Erzbischof wörtlich. Die Katastrophe zeige, dass das Böse selbstzerstörerisch sei. „Wir können uns nicht von Gott abwenden, ohne uns selbst zu schaden“, erinnerte er kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Krise habe noch eine weitere Aufgabe. Sie verhindere eine falsche Identifikation der Kirche mit der Welt. „Weil ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt“, zitierte Sheen das Johannes-Evangelium (Joh 15,19).

Bereits damals habe der Erzbischof erkannt, dass Mittelmäßigkeit und Kompromiss mit der Welt das Leben vieler Christen ausmache. Der Gegensatz zur Welt sollte für das Christentum charakteristisch sein. „Wir beeinflussen die Welt weniger als die Welt uns beeinflusst“, sagte Sheen wörtlich.

Den Gegensatz zur Welt bekämen 2018/19 jene zu spüren, die für den Glauben, die klassische Familie und den Lebensschutz eintreten würden, schreibt Pronechen.

Wie die alten Propheten gebe auch Sheen den Gläubigen Empfehlungen, die heute noch ebenso aktuell seien wie 1947, fährt er fort. Christen müsse bewusst sein, dass eine Krise kein Anlass zur Verzweiflung sondern eine Chance sei. Es sei in der Krise gewesen, als der verlorene Sohn die Entscheidung getroffen habe, zum Vater zurück zu kehren. Es sei am Kreuz gewesen, als der rechte Verbrecher zu Gott gekommen sei. Christen könnten in Zeiten des größten Pessimismus ihren Optimismus darin finden, dass nur drei Tage nach dem Karfreitag der Ostersonntag folge, zitiert er Erzbischof Sheen.

Das Kruzifix erinnere daran, dass jeder Christ sein Kreuz zu tragen habe. Der Weg aus der Krise sei nur auf spirituellem Weg möglich, weil die Ursachen in den Seelen der Menschen zu finden seien. Sheen legte den Gläubigen daher das Gebet und den Empfang der Sakramente nahe. Der Kampf unserer Zeit sei ein Kampf um die Seele. Daher sei es die wichtigste Aufgabe jedes einzelnen, seine Seele im Stand der Gnade zu bewahren. „Die Zeit ist näher als ihr denkt“, sagte Fulton Sheen.


Link zum Artikel von Joseph Pronechen im National Catholic Register (englisch):

Did Fulton Sheen Prophesy About These Times?



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