Kirche in China - Xi Jinping in Rom, aber nicht beim Papst

18. März 2019 in Weltkirche


Dem Vernehmen nach soll das Vatikanabkommen mit China auch weiter unter Verschluss bleiben, möglicherweise bis zur Öffnung der Archive lange nach dem Pontifikat von Franziskus - Franziskus erklärte bereits mehrfach Bereitschaft zur Chinareise


Rom (kath.net/KAP) Bekanntgegeben wurde das "vorläufige Abkommen über die Ernennung von Bischöfen" am 22. September, sein Wortlaut ist bis heute unbekannt. Dem Vernehmen nach soll es auch weiter unter Verschluss bleiben - möglicherweise bis zur Öffnung der Archive lange nach dem Pontifikat von Franziskus. Medial hat das Thema jetzt in Italien hohen Stellenwert, weil Staatspräsident Xi Jinping, der befragt werden könnte, ab Donnerstag in Rom ist. Ein Besuch beim Papst steht aber nicht auf der Agenda.

Mitte Februar äußerte sich Kardinal Fernando Filoni, Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und langjähriger Beobachter der Lage in China, in der Vatikanzeitung "Osservatore Romano". Er hoffe, er müsse nie mehr von Situationen aus China hören oder lesen, "in denen das Abkommen instrumentalisiert wird, mit dem Ziel, Menschen dazu zu bringen, Dinge zu tun, die laut chinesischem Recht nicht vorgeschrieben sind". Das gelte auch für eine Einschreibung in die von der Regierung kontrollierte Patriotische Katholische Vereinigung (CCPA).

Von solchen erzwungenen Beitritten wird aber berichtet. In Xinjian, der Inneren Mongolei, Henan, Zhejiang und Hubei übten die örtlichen Religionsbehörden erheblichen Druck auf Priester und Bischöfe aus, der CCPA beizutreten, schrieb der China-Experte des vatikanischen Pressedienstes Asianews, Bernardo Cervellera. In der Provinz Hebei beschuldige ein Priester gar seinen Bischof, sich dem Vatikan-China-Abkommen zu widersetzen, indem er der CCPA nicht beitreten wolle.

Cervellera zufolge geht es vor allem um das Schicksal der sogenannten Untergrundkirche, also um Katholiken, die nicht Mitglied der CCPA sind. Wobei die Grenzen zwischen "Untergrund-" und offizieller, "patriotischer Kirche" fließend sind und vager als von außen oft wahrgenommen. Der Charakter der CCPA und in der Folge die Verpflichtung, ihr beizutreten, werden auch in China selbst unterschiedlich bewertet.

Unklarheit herrscht nicht nur bezüglich der katholischen Kirche. Mit heftigen Worten kritisierte jüngst der Vorsitzende der "Patriotischen Bewegung der protestantischen Kirchen", Xu Xiaohong, "anti-chinesische Kräfte im Westen". Diese wollten mittels des Christentums Chinas soziale Stabilität gefährden und gar die politische Ordnung stürzen, zitiert ihn das Hongkonger Nachrichtenportal "Asia Times".

Franziskus erklärte mehrfach, er sei bereit, nach China zu reisen oder den Staatspräsidenten zu empfangen. Fehlende Bereitschaft in Beijing jedoch sieht der italienische Historiker Agostino Giovagnoli, wie er in der katholischen Tageszeitung "Avvenire" kommentierte. Obschon Xi Jinpings Gegenbesuch bei Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella eine "kostbare Gelegenheit" sei, gibt der Experte für internationale Beziehungen einem Treffen mit dem Papst keine Chance.

Ob Franziskus' wahrscheinliche Japan-Reise im November eine Zwischenlandung in Peking beinhalten könnte, ist Spekulation. Allerdings seien die Beziehungen zwischen beiden Seiten "heute viel besser als in der Vergangenheit", so Giovagnoli.

Er hält "die Frage der illegitimen Bischöfe für definitiv geklärt". Für den Vatikan indes scheint die Sache noch nicht so klar, dass er sie im offiziellen Annuario der katholischen Kirche bereits festhalten will. Zwar ist die Diözese Chengde, die Ende September im Zuge des China-Vatikan-Abkommens errichtet wurde, im "Annuario Pontifico 2019" aufgeführt. Nicht aber die sieben bislang illegitimen Bischöfe, die der Papst am 22. September 2018 "in die volle Gemeinschaft der Kirche" aufnahm.

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