Italiens Kirche will Missbrauchsopfer zu Anzeige ermutigen

6. April 2019 in Weltkirche


Eine Meldepflicht lehnt Bischofskonferenz-Generalsekretär Russo aber "im Respekt vor dem Willen der Betroffenen und ihrer Familien" ab


Rom (kath.net/KAP) Die katholische Kirche in Italien will Opfer sexuellen Missbrauchs zur Anzeige entsprechender Taten ermutigen. Der Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz (CEI), Stefano Russo, plädierte am Donnerstag vor Medienvertretern nach einem Bischofstreffen in Rom allerdings für Freiwilligkeit in dieser Frage. Eine Meldepflicht bei Kindesmissbrauch lehnte er ab; auch das italienische Recht sehe eine solche Pflicht nicht vor.

Man wolle "Anzeigen erleichtern und Missbrauchsopfer einladen, Anzeigen zu erstatten, dies aber im Respekt vor dem Willen der Betroffenen und ihrer Familien", so Russo laut einem Bericht der katholischen Nachrichtenagentur SIR. Es handle sich um delikate Fragen. Alles, was dazu beitrage, schneller die Wahrheit ans Licht zu bringen, sei nützlich und gut. Dazu gehöre nicht nur die Zusammenarbeit mit staatlichen Organen, sondern mit allen, die sich mit dem Thema Missbrauch befassten.

Bei einem dreitägigen Treffen von Montag bis Mittwoch hatten Italiens Bischöfe erneut über die Reform ihrer Leitlinien zum Umgang mit Missbrauch gesprochen. Dabei berichteten erneut auch Betroffene von ihrem Leid und ihren Erfahrungen. Die überarbeiteten Richtlinien sollen bei der Vollversammlung der Bischofskonferenz im Mai beschlossen werden.

Die neuen Vorgaben sollen vor allem die Prävention stärken und ausweiten. CEI-Generalsekretär Russo verwies auf die in der vergangenen Woche veröffentlichten Erlässe des Papstes für den Vatikanstaat und die Kurie. Die Richtlinien der italienischen Bischöfe seien sehr ähnlich.

Der Leiter der Fachstelle für Kinderschutz der katholischen Kirche in Italien, Erzbischof Lorenzo Ghizzoni, will sich dem Bericht zufolge in Kürze mit den jüngst ernannten Kinderschutz-Beauftragten der Kirchenregionen Italiens treffen. Diesen Gremien gehören Ordensleute sowie Experten und Expertinnen verschiedener Disziplinen an.

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