Das heilige Messopfer und die Spiritualität der Sühne

1. Mai 2019 in Buchtipp


Leseprobe aus dem Buch "Gehalten im Netz der Liebe Gottes" von Andrea Christ - "Fatima ist ein Ort der Eucharistie. Die Feier der Heiligen Messe ist der größte Schatz, den die katholische Kirche in sich birgt"


Linz (kath.net) Es ist Mai als ich zum ersten Mal auf dem großen Wallfahrtsplatz in Fatima stehe. Zu meiner linken befindet sich die Capelinha, die Erscheinungskapelle mit der Gnadenstatue der Gottesmutter, erbaut in der Cova da Iria, einer Senke am ehemaligen Dorfrand von Fatima, in der vor hundert Jahren noch alte Steineichen standen. Der Ort, zu dem am 13. Mai 1917 die drei Kinder Lucia, Francisco und Jacinta wie so oft mit ihren Schafen zogen, als sich vom Osten her plötzlich ein helles Licht näherte. Zu einer Zeit, die von Glaubensabfall, Krieg und politischen Unruhen geprägt war, sollte dies der Beginn von insgesamt sechs aufeinander folgenden monatlichen Marienerscheinungen sein. Jeweils am 13. eines Monats, so bat die Gottesmutter die Kinder, sollten sie zu der alten Steineiche kommen, um sie zu treffen. Die Erscheinungen sprachen sich in dem kleinen Dorf und in der ganzen Umgebung herum wie ein Lauffeuer. So kam es, dass bei der letzten Erscheinung am 13. Oktober 1917 rund 70.000 Menschen Zeugen des so genannten „Sonnenwunders“ wurden. Sie konnten beobachten, wie die Sonne plötzlich „tanzte“. Eine natürliche Erklärung wurde dafür nicht gefunden.

Der Wallfahrtsplatz beginnt sich zu füllen. Er ist geprägt von einem tiefen Symbolgehalt. Gedanklich lässt sich über den Platz ein Kreuz legen. Der Längsbalken würde dann von der alten Basilika hinunter zur neu gebauten Dreifaltigkeitskirche reichen. Der Querbalken würde sich von der Capelinha zur ehemaligen Anbetungskapelle ziehen. Dort, wo die beiden Balken aufeinander treffen, befindet sich eine goldbronzene Herz-Jesu-Statue. Sie steht für die Mitte der Botschaft von Fatima: Maria, die Mutter Jesu führt die Menschen zu Christus (der Querbalken von der Capelinha zur Herz-Jesu-Statue). Durch die Erfahrung der Liebe Jesu gelangt der Mensch zur Anbetung. Die beiden Kirchen am Ende der Längsbalken sind Orte der Eucharistie, d.h. Plätze, an denen man Jesus Christus leibhaftig in der Gestalt von Brot und Wein begegnen kann. Fatima - ein Ort der Eucharistie. Die Feier der Heiligen Messe ist der größte Schatz, den die katholische Kirche in sich birgt und vielleicht ist es an der Zeit, dass wir diesen Schatz wieder neu für uns entdecken.

Bereits ein Jahr vor dem Beginn der Marienerscheinungen in Fatima hatten die drei Seherkinder eine Begegnung mit dem Himmel. Während sie auf dem Feld die Schafe hüteten, offenbarte sich ihnen der Engel des Friedens. Er forderte die Kinder auf, mit ihm zu beten. Der Engel lehrte sie das folgende Gebet: „Mein Gott, ich glaube an dich, ich bete dich an, ich hoffe auf dich und ich liebe dich. Ich bitte dich um Verzeihung für jene, die nicht glauben, dich nicht anbeten, nicht hoffen und dich nicht lieben.“ Außerdem ermunterte der Engel die Kinder dazu, alles was sie können, Gott als Opfer darzubringen als Bitte für die Bekehrung der Sünder. Von dieser Zeit an, versuchten die Kinder Opfer zu bringen für alles, was die Menschen Gott antun. Diese Bemühungen verstärkten sich noch, als die Gottesmutter ihnen ein Jahr später zeigte, wie sehr die von Gott getrennten Seelen leiden.

Die Spiritualität der Sühne ist heute nicht mehr besonders modern. Für viele Menschen scheint sie nicht mit einem liebenden Gott in Einklang zu bringen zu sein. Denn warum sollte Gott, der die Menschen liebt, das Leid zulassen? Und doch ist diese Art der Spiritualität zutiefst im christlichen Glauben verwurzelt. „Jesus hat sein Leben freiwillig als Sühnopfer hingegeben, das heißt, er hat unsere Sünden durch den vollkommenen Gehorsam seiner Liebe bis zum Tod wieder gutgemacht. Diese Liebe des Sohnes Gottes „bis zur Vollendung“ (Joh 13,1) versöhnt die ganze Menschheit mit dem Vater.“ So heißt es im Katechismus der Katholischen Kirche. Gott selbst ist Mensch geworden. Er hat sich verspotten lassen, wurde gegeißelt und ans Kreuz geschlagen. Gott selbst hat sich in Jesus Christus als Sühnopfer hingegeben, um die Menschen mit sich zu versöhnen. Das ist der Glaube der christlichen Kirchen. Durch Jesu Tod am Kreuz zeigt uns Gott seine allumfassende, Erlösung bringende Liebe. Dieses Opfer hat die Menschen auf „einmalige, vollkommene und endgültige Weise“ (Katechismus) erlöst. Und trotzdem wagt es der Apostel Paulus zu sagen, dass er mit seinem Leiden für den Leib Christi, die Kirche, ergänzt, was an den Leiden Christi noch fehlt. In seinem apostolischen Schreiben „Salvici Doloris“ erklärt Papst Johannes Paul II.: „Indem er (Jesus) die Erlösung durch das Leiden bewirkte, hat Christus gleichzeitig das menschliche Leiden auf die Ebene der Erlösung gehoben. Darum kann auch jeder Mensch durch sein Leiden am erlösenden Leiden Christi teilhaben.“ Durch seinen Tod am Kreuz hat uns Jesus Christus gezeigt, wie auch wir, Leid in Liebe annehmen und so als Opfer für uns und andere darbringen können. Und wir dürfen darauf vertrauen, dass uns dieses in Liebe angenommene Leid zusammen mit Jesus auf dem Weg der Erlösung hin zur Auferstehung führt.

Den Kindern von Fatima wurde die Gnade zuteil, diese Wahrheit zu verstehen. Sie erfuhren die barmherzige Liebe Gottes und waren seither bestrebt, an seinem Erlösungswerk teilzuhaben. Sie verstanden: durch das freiwillige Darbringen von geistlichen Opfern lernen wir in der Liebe zu wachsen. Wir werden so Jesus, der sogar noch am Kreuz für seine Verfolger betete, immer ähnlicher und erfahren die Kraft, ihm auf seinem Weg nachzufolgen. Die beste Möglichkeit bietet uns hier die Teilnahme an der Heiligen Messe. In jeder Messfeier wird durch die Worte des Priesters Jesu Opfertod gegenwärtig. Das bedeutet für uns: Sooft wir dieses unblutige Opfer begehen, vollzieht sich an uns das Werk der Erlösung. Wenn der Priester spricht: „Seht das Lamm Gottes. Es nimmt hinweg die Sünde der Welt“, dürfen wir sicher sein, unserem Erlöser Jesus Christus selbst zu begegnen. Sein heiliges Blut, das für uns vergossen wurde, wäscht uns rein von aller Schuld und Sünde.

kath.net-Buchtipp
Gehalten im Netz der Liebe Gottes
Ein Begleiter durch das Jahr
Von Andrea Christ
Taschenbuch, 152 Seiten
2018 Epubli
ISBN 978-3-7467-5656-1
Preis Österreich: 12.99 EUR

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