Der Regenbogen gehört uns

12. Juni 2019 in Familie


Insgesamt mehr als 200.000 Menschen marschierten in über 130 Städten für das Leben und für das natürliche Familienbild - Ein Bericht von Viktoria Samp aus Danzig


Danzig (kath.net/https://holyzont.wordpress.com)
Insgesamt mehr als 200.000 Menschen marschierten in über 130 Städten für das Leben und für das natürliche Familienbild – diese Zahl geben die Medien in Bezug auf die zahlreichen Märsche an, die am Pfingstsonntag in ganz Polen stattfanden. Mittendrin: Regenbogenflaggen. Und zwar mit den Aufschriften: „Ein Kind braucht Mutter und Vater“ oder: „Der Regenbogen gehört uns“.

In Danzig fand der Marsch für das Leben und für die Familie („Marsz dla Życia i Rodziny“) zum 10. Mal statt und hatte den hl. Johannes Paul II zum Patron. Eingeleitet wurde der ca. 1,5 km lange Fußmarsch vom Gebet des Barmherzigkeitsrosenkranzes. In einer von Freude, Gesang und Gebet gefüllten weiß gekleideten Kolonne aus – nach Angaben der Organisatoren – 20.000 Menschen – nach Medienberichten – über 10.000 Teilnehmern-, darunter auch einer ca. 50-köpfigen Gruppe junger Menschen, die anlässlich einer Pilgerreise aus Deutschland angereist waren und die Teilnahme am Marsch in ihr Programm aufgenommen hatte, marschierten Junge und Alte gemeinsam unter einem Meer von weiß-roten Luftballons von der Marienbasilika bis zur historischen Werft, an der die polnische Solidarność-Bewegung einst gegen den Kommunismus kämpfte, und feierten das Leben. Ein Konzert mit christlicher Musik an dem Zielort, der in Polen sinnbildlich für die Freiheit steht, sorgte für gute Stimmung, Tanz und Spaß, sowohl für die vielen Kinder als auch für Jugendliche und Ältere.

Am Marsch waren viele kirchliche Gruppen und Gemeinschaften beteiligt, man konnte zahlreiche Nonnen und Geistliche antreffen und in wohl allen Pfarreien wurde im Vorfeld zum Marsch eingeladen. Laut den Teilnehmern traf der Marsch in diesem Jahr – anders als im Vorjahr – auf keine Gegendemonstration und die Frequenz sei in diesem Jahr deutlich höher gewesen. „Das war mein vierter Marsch in Danzig und so ruhig und familiär wie in diesem Jahr habe ich ihn noch nicht erlebt. Man konnte spüren, dass es dieses Jahr anders war als sonst, denn wir haben uns den Attacken entgegengesetzt, die in letzter Zeit immer wieder gegen die Kirche und die Christen gerichtet waren. Das war für mich das Maßstab bei der diesjährigen Edition“, so der 27-jährige Kamil, einer der zahlreichen jungen freiwilligen Helfer des Marsches. Dabei bezieht er sich auf sich in letzter Zeit in Polen wiederholende Aktionen aus dem LGBT-Umfeld, wie z.B. der „Marsch der Gleichheit“ (Marsz Równości) in Danzig und in Warschau, bei denen es zur Profanierung der Eucharistie und der hl. Messe gekommen ist.

Ziel der Märsche für das Leben und die Familie, die seit 2006 in ganz Polen stattfinden und denen sich immer mehr Städte  anschließen, war es, den Wert des Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod zu demonstrieren und das Familienbild aus Frau und Mann zu betonen.

Die diesjährigen Märsche in Polen standen unter dem Motto: „Lass die Sexualisierung in den Schulen nicht zu“. Zu diesem Zweck wurden auch Unterschriften gegen die Sexualisierung von Kindern gesammelt.

In Polen ist das Recht auf Abtreibung im Vergleich zu anderen europäischen Staaten relativ restriktiv. Grundsätzlich ist Abtreibung verboten, nur in drei Ausnahmefällen wird eine Abtreibung zugelassen: wenn das Leben oder die Gesundheit der Mutter gefährdet ist, wenn Untersuchungen auf eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine schwere Behinderung des Kindes oder eine tödliche Krankheit hindeuten oder wenn das Kind in Folge einer Vergewaltigung entstanden ist. Somit kommt es jährlich zu ca. 1.000 legalen Abtreibungen, die Zahl illegaler Abtreibungen wird allerdings deutlich höher geschätzt.

Im Herbst dieses Jahres finden in Polen die Parlamentswahlen statt. Die amtierende Regierung mit der dominierenden Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (Prawo i Sprawiedliwość) hat in ihrer noch andauernden Amtszeit zahlreiche soziale und Reformen eingeführt, u.a. das Projekt „500+“ (Kindergeld), das die Familien unterstützen soll. Auch über das Abtreibungsgesetz wurde zuletzt immer wieder diskutiert, da sich viele Bürgerinitiativen und auch Parlamentarier für eine Verschärfung der aktuellen Gesetzeslage aussprechen. Allerdings sorgt die Verzögerung der Einführung restriktiveren Rechts bei vielen Lebensschützern für Unmut gegenüber der Regierungspartei, die sich offen als katholisch deklariert. Das Thema wurde noch nicht endgültig abgeschlossen und wird auch bei den folgenden Wahlen wohl eine wichtige Rolle einnehmen.

Foto: (c) Holyzont


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