Die ‚inkulturierte Liturgie’

18. Juni 2019 in Aktuelles


Amazonassynode und was man kennen muss, um nicht überrannt zu werden, Folge 1. Von Armin Schwibach


Rom (kath,net/as) Am gestrigen Montag veröffentlichte der Vatikan das Arbeitsdokument für die Sondersynode der Bischöfe über Amazonien, die vom 6. bis 27. Oktober in Rom stattfinden wird.

Das 64seitige Dokument, das die Diskussionsgrundlage für die bevorstehende Synode bilden wird, schlägt unter vielen anderem vor, dass die Bischofskonferenzen vor Ort „den eucharistischen Ritus an ihre Kulturen anpassen“, dass die Kirche in Betracht ziehen solle, verheiratete „Älteste“ zum Priester zu weihen, und dass die Synode die Art von „offiziellem Amt“ ausmachen soll, das Frauen angesichts deren herausragender Rolle in der amazonischen Kultur übertragen werden kann.

Allgemeine Struktur des Arbeitsdokuments

Das Instrumentum Laboris besteht aus drei Hauptteilen und stützt sich stark auf die nachsynodalen Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ (EG) und „Amoris laetitia“ (AL) sowie auf die Enzyklika „Laudato si’“ (LS).

Teil I mit dem Titel „Die Stimme des Amazonas“ ist in vier Kapitel unterteilt: „Leben“, „Territorium“, „Zeit“ und „Dialog“.

Teil II mit dem Titel „Integrale Ökologie: Der Schrei der Erde und der Armen“ enthält acht Kapitel, in denen Themen wie die Zerstörung durch Ausbeutung von Bodenschätzen, freiwillige Isolation der Indigenen, Migration, Urbanisierung, Familie und Gemeinschaft, Korruption sowie integrale Gesundheit und Bildung behandelt werden, Themen, die zum großen Teil den Kompetenzbereich der Kirche bei weitem überschreiten und vor allem eine rein politische Motivation an den Tag legen.

Teil III mit dem Titel „Prophetische Kirche in Amazonien: Herausforderungen und Hoffnung“ enthält ebenfalls acht Kapitel und befasst sich mit Themen wie den Herausforderungen der Inkulturation, der „Feier des Glaubens“, der „Organisation der Gemeinden“ und der Evangelisierung in den Städten, ökumenischem und interreligiösem Dialog und Medien.

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Ein Auszug aus dem dritten Kapitel des dritten Teils: „Die Feier des Glaubens - eine inkulturierte Liturgie“

„Die freudige Evangelisierung wird zur Schönheit in der Liturgie inmitten der täglichen Anforderung, das Gute zu fördern“ (EG 24)

124. „Sacrosanctum Concilium“ (vgl. 37-40, 65, 77, 81) schlägt vor, die Liturgie unter den indigenen Völkern zu inkulturieren. Die kulturelle Vielfalt bedroht gewiss nicht die Einheit der Kirche, sondern drückt ihre wahre Katholizität aus und zeigt die „Schönheit dieses vielseitigen Gesichtes “ (EG 116). „Man muss wagen, die neuen Zeichen zu finden, die neuen Symbole, ein neues Fleisch für die Weitergabe des Wortes, die verschiedenen Formen der Schönheit, die in den einzelnen kulturellen Bereichen geschätzt werden...“ (EG 167). Ohne diese Inkulturation kann die Liturgie auf ein „Museumsstück“ oder das „Eigentum einiger weniger“ reduziert werden (EG 95).

125. Die Feier des Glaubens muss durch Inkulturation erfolgen, damit sie Ausdruck der eigenen religiösen Erfahrung und der Verbundenheit der Gemeinschaft sein kann, die ihn feiert. Eine inkulturierte Liturgie wird auch ein Resonanzboden für die Kämpfe und Bestrebungen der Gemeinschaften sein und ein transformierender Impuls für ein „Land ohne Übel“.

Vorschläge:

126. Folgendes sollte beachtet werden:

a) Wir stellen fest, dass ein Prozess der Unterscheidung in Bezug auf die Rituale, Symbole und Feierstile der indigenen Kulturen im Kontakt mit der Natur erforderlich ist, der im Rahmen des liturgischen und sakramentalen Rituals zu berücksichtigen ist. Man muss vorsichtig sein, um die wahre Bedeutung des Symbols zu erfassen, das über das rein Ästhetische und Folkloristische hinausgeht, insbesondere bei der christlichen Initiation und der Ehe. Es wird vorgeschlagen, dass die Feiern festlicher Art sind, mit eigener Musik und Tanz, in Muttersprachen und autochthoner Kleidung, in Gemeinschaft mit der Natur und mit der Gemeinde. Eine Liturgie, die der eigenen Kultur entspricht, so dass sie Quelle und Höhepunkt ihres christlichen Lebens ist (vgl. SC 10) und mit ihren Kämpfen, Leiden und Freuden verbunden ist.

b) Die Sakramente müssen eine Quelle des Lebens und ein Mittel sein, das allen zugänglich ist (vgl. EG 47), insbesondere den Armen (vgl. EG 200). Die Rigidität einer Disziplin, die ausschließt und entfremdet, muss durch eine pastorale Sensibilität überwunden werden, die begleitet und integriert (vgl. AL 297, 312).

c) Die Gemeinden haben Schwierigkeiten, die Eucharistie häufig zu feiern, weil es an Priestern mangelt. „Die Kirche zieht ihr Leben aus der Eucharistie“ und die Eucharistie baut die Kirche auf. Anstatt die Gemeinden ohne Eucharistie zu lassen, müssen die Kriterien für die Auswahl und Vorbereitung der zur Feier der Eucharistie Ermächtigten geändert werden.

d) Im Dienst einer „heilsamen Dezentralisierung“ der Kirche (vgl. EG 16) fordern die Gemeinden, dass die Bischofskonferenzen den eucharistischen Ritus an ihre Kulturen anpassen.

e) Die Gemeinschaften fordern eine größere Wertschätzung, Begleitung und Förderung der Frömmigkeit, mit der das arme und einfache Volk seinen Glauben durch Bilder, Symbole, Traditionen, Riten und andere Sakramente zum Ausdruck bringen. All dies geschieht durch Gemeindeverbände, die verschiedene Veranstaltungen wie Gebete, Wallfahrten, Besuche von Heiligtümern, Prozessionen und Patronatsfeste organisieren Es handelt sich um einen Aufweis einer Weisheit und Spiritualität, die einen authentischen theologischen Ort mit großem Evangelisierungspotential bilden (vgl. EG 122-126).

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© Foto: Synodus Episcoporum


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