'Kirche des epochalen Wandels' im Entstehen

8. Juli 2019 in Kommentar


"Wer die Berichte über die Aussage von Kardinal Marx las, es habe niemand die Absicht eine deutsche Nationalkirche zu gründen, konnte ein Déjà-vu haben." - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net/pw)
Wer die Berichte über die Aussage von Reinhard Kardinal Marx las, es habe niemand die Absicht eine deutsche Nationalkirche zu gründen, konnte ein Déjà-vu haben. Das berühmte Ulbricht- Zitat, niemand habe die Absicht eine Mauer zu bauen, liegt greifbar in der Luft. Nur wenige Wochen darauf stand die Berliner Mauer. Man tut dem Kardinal sicher unrecht, nimmt man eine direkte Parallele an. Dies aber wird kontrastiert von der These des Kardinals, die Kirche stehe vor einem epochalen Wandel. Wohin die Reise geht, kann man sich durchaus fragen. Worin dieser Wandel bestehen soll und welche Folgen er haben soll, steht noch in den Sternen. Immerhin, wer den Wandel nicht kommen sehe, müsse auf dem geistigen Auge blind sein, so der Erzbischof von München.

Wer will schon mit Blindheit geschlagen sein? Es ist also sinnvoll, sich die Frage nach Art und Richtung des epochalen Wandels zu stellen. Man kann den eingeschlagenen Weg nämlich schon lange erkennen. Manche tun öffentlich so, als wäre das noch gar nicht klar. Das Gegenteil ist wahr. Wir haben das Präludium dieses Wandels längst erlebt. Die äußerst raffinierte Dekonstruktion der unauflöslichen Ehe durch Kommunion für zivil verheiratete Geschiedene war bereits ein Teil dieses epochalen Wandels. Die partielle Interkommunion folgte als nächster Puzzlestein im Mosaik der „Kirche des epochalen Wandels“. Der erzbischöfliche Lobpreis des Ungehorsams, welchen der Kardinal auf dem evangelischen Kirchentag aussprach, zeigt eine weitere Methode. Hier ist es die gegenseitige Einladung zu Eucharistie und Abendmahl an der Basis. Dieses „schon weiter sein“ zeigt die Rolle der Gemeinden als Vorreiter der Dekonstruktion. Das wird Fortschritt genannt. Auch dies ist eine weitere Spur, der man folgen kann.

Das Prinzip ist immer dasselbe. Es wird Unmöglichkeit einer Änderung in der Praxis der Kirche unter Verweis auf Lehre und Universalität behauptet. Man bleibt dabei butterweich. Dem Widerstand aus Verbands- und Funktionärskreisen treten die Bischöfe in der Regel nicht katechetisch und lehrend entgegen. Infolge dessen wächst er und breitet sich in den Gemeinden aus. Irgendwann geben einzelne oder alle Bischöfe nach, indem man die Barmherzigkeit in unzulässiger Weise für eine Änderung der Praxis bemüht. Plötzlich geht das, was eigentlich verboten ist und bleibt, ausnahmsweise und in Einzelfällen.

An diese „Einzelfälle“ glauben alle, die auch an den Weihnachtsmann und an den Osterhasen glauben.

Fakt ist, man hat eine neue Nebelkerze des epochalen Wandels gezündet, indem man die Lehre für nicht geändert erklärt. Man handelt aber gar nicht mehr danach. Als große, große Ausnahme erklärt man das in Einzelfällen für barmherzig und in Ordnung. Ist ein Punkt abgehakt, widmet man sich dem nächsten Projekt. Die Begleitmusik dazu spielen reichlich populistische Aussagen, z.B. die Förderung von Frauen in Führungspositionen der Kirche. Die „Kirche des epochalen Wandels“ ist eben auch ein Sprungbrett für die Karriere.

So lichtet sich Stück für Stück der Schleier, was denn diese „Kirche des epochalen Wandels“ sein wird: Eine „Kirche“, in der die Sakramentalität von Amt und Seelsorge keine Rolle mehr spielt. Eine „Kirche“, in der Männer und Frauen nach Gutdünken zu allem Denkbarem und Undenkbarem beauftragt werden und die Gemeinden sich selbst weitestgehend selber überlassen bleiben. Flankiert werden diese Pläne einzelner Bischöfe von einem nicht abreißenden Forderungsgetöse unterschiedlichster Laienorganisationen, die einfach nur endlich an die Fleischtöpfe kirchlicher Macht wollen. Das und nichts anderes ist der „epochale Wandel“. Es ist ein reiner Akt der Dekonstruktion. Vielleicht wird das, was am Ende steht, tatsächlich nicht deutsche Nationalkirche heißen. Vielleicht aber wäre „Kirche des epochalen Wandels“ ein toller Name dafür.


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